Basketball:Raus aus dem Loch

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Christian Sengfelder (hier beim Kantersieg gegen Ulm) hat sein Leistungstief nach dem Bronzegewinn bei der Heim-EM im September überwunden. (Foto: Daniel Löb/HMB-Media/Imago)

Brose Bamberg verliert zwar knapp im Europe Cup in Tallinn, bestätigt aber dennoch seinen Aufwärtstrend und hat im Rückspiel beste Chancen auf den Halbfinaleinzug.

Von Ralf Tögel

Anfangs musste man sich schon Gedanken machen, ob es in der mit 1686 Zuschauern ausverkauften Kalevi Spordihall zu Tallinn überhaupt zu einem anständigen Basketballspiel kommen würde. Jedenfalls war es beängstigend still in diesen Anfangsminuten der Europe-Cup-Partie zwischen Gastgeber BC Kalev/Cramo und dem deutschen Vertreter Brose Bamberg. Denn in den ersten Minuten war die Überlegenheit der Gäste dermaßen drückend, dass es ein bisschen an die großen Zeiten des ehemaligen Serienmeisters erinnerte. 12:0 führten die Oberfranken im Viertelfinalhinspiel, der Ball lief flüssig durch die Hände der Gäste, die Würfe fielen sicher.

Doch schnell offenbarte die Mannschaft, warum die großen Zeiten in weiter Ferne liegen, warum sich Bamberg nicht für die Champions League qualifizieren konnte und nun in diesem wenig glamourösen Europe Cup des Weltverbandes Fiba startet, um überhaupt international mitmischen zu dürfen. Ohne ersichtlichen Grund wurde das Spiel fehlerhaft, die Würfe fanden nicht mehr ins Ziel, und spätestens mit einem Dreier des US-Amerikaners Wesley Van Beck zum 19:24-Anschluss für die Esten nach dem ersten Viertel war es ein Basketballspiel mit zwei Kontrahenten auf Augenhöhe.

Letztlich behielten die Esten mit 80:77 die Oberhand, was Brose im Rückspiel am kommenden Mittwoch (20 Uhr) in Freak City vor angemessen euphorischer Anhängerschaft in der Brose Arena allerdings alle Chancen auf den Einzug ins Halbfinale lässt. Zumal die Bamberger nach einem gehörig verkorksten Saisonstart so langsam in die Spur finden. Wettbewerbsübergreifend hatte die Mannschaft des israelischen Trainers Oren Amiel zuletzt sechsmal gewonnen, darunter waren Ausrufezeichen wie der 97:77-Kantersieg gegen Ulm. Nach dem 88:83-Auswärtssieg in Hamburg sprang Bamberg in der Basketball-Bundesliga (BBL) auf Platz acht, der als letzter für die Playoffs berechtigt. Die Endrunde ist das Minimalziel des neunmaligen Meisters, der zwischenzeitlich sogar mal das Tabellenende geziert hatte.

Bambergs Trainer Oren Amiel hat ein paar "Kaderanpassungen" vorgenommen, seither läuft es besser

Die Probleme scheinen überwunden, nachdem der Klub einige Nachjustierungen vollzogen hat. So wurden der als Anführer verpflichtete Justin Wright-Foreman und Spielmacher Vaidas Kariniauskas aus dem Kader entfernt. Der US-Guard erwies sich als ungenügend teamtauglich, der litauische Nationalspieler als ungenügend leistungsstark. Patrick Miller kam und hat die Rolle des Spielgestalters und Topscorers erfolgreicher übernommen, er war auch in Tallinn mit 15 Punkten bester Schütze. EM-Bronze-Gewinner Christian Sengfelder, mit 13 Punkten zweitbester Werfer, sowie der tschechische Nationalspieler Jaromir Bohacik (12) haben sich aus ihrem Leistungsloch, in das sie nach der EM im September gefallen waren, herausgegraben.

Trainer Amiel ärgerte sich zwar über die unnötige Niederlage, zog aber mit Blick auf die Saison ein positives Fazit: "Wir sind auf einem guten Weg." Man habe gesehen, dass "wir in kritischen Phasen nicht auseinandergefallen sind", was zu Saisonbeginn regelmäßig der Fall war. In Tallinn lag Brose zur Halbzeit 47:41 vorne, kassierte im dritten Viertel einen 0:15-Lauf und geriet zweistellig in Rückstand. Aber das Team kämpfte sich zurück und so zu einer passablen Ausgangsposition. Dank der "Kaderanpassungen sind wir ein gutes Stück vorangekommen", findet Amiel, gleichwohl fehle es noch an Konstanz. Der Coach ist aber zuversichtlich, "dass wir uns bis zu den Playoffs weiter stabilisieren".

Zunächst gelte der Fokus der BBL-Partie am Samstag beim Mitteldeutschen BC, bloß keine zu großen Pläne. In Sachen neue Gesellschafter gebe es wenig Berichtenswertes, erklärt Geschäftsführer Philipp Höhne. Wie berichtet, zieht sich Alleingesellschafter Brose nach der Saison zurück, bleibt aber als Hauptsponsor: "Es gibt Interessenten, ich werde in der Öffentlichkeit aber weder eine Anzahl noch Namen nennen", sagt Höhne. Aktuell liefen "gute Gespräche, es könnten und müssen aber noch mehr werden". Gesellschafter könnten auch noch zu einem späteren Zeitpunkt einsteigen. Und man habe einiges zu bieten: "Wir übergeben eine sehr gute Organisation mit ordentlich Eigenkapital und einem Hauptsponsor, der noch zwei Jahre sicher dabeibleibt."

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