Bremen - Wolfsburg (18 Uhr):Im Kreis gedreht

Lesezeit: 2 min

Der Sportdirektor und sein Übungsleiter: Olaf Rebbe (links) im Gespräch mit Martin Schmidt. (Foto: Stuart Franklin/Getty)

Olaf Rebbe wollte dem VfL Wolsburg ein neues Gesicht geben. Er hat Spieler und Trainer getauscht und über 125 Millionen Euro investiert - vergeblich. Vor der Partie in Bremen offenbart die Mannschaft alte Schwächen.

Von Jörg Marwedel, Wolfsburg

Seit Dezember 2016 ist Olaf Rebbe Sportdirektor beim VfL Wolfsburg. Der 39-Jährige hat in diesen 14 Monaten schon viel erlebt. Seine erste Amtshandlung als Nachfolger des entlassenen Klaus Allofs war der Verkauf des Weltmeisters Julian Draxler für mehr als 40 Millionen Euro zu Paris Saint Germain. Dann hielt der von VW alimentierte Klub nur mit viel Glück die Klasse in der Relegation gegen den vergleichsweise armen Nachbarn Eintracht Braunschweig. Anschließend hat Rebbe die von Ziehvater Allofs zusammengestellte Mannschaft so umgekrempelt, dass nicht mehr viel übrig blieb von jenem Team, das 2015 noch deutscher Pokalsieger und in der Bundesliga Zweiter hinter Rekordmeister FC Bayern wurde.

Mehr als ein Dutzend neue Profis wurden verpflichtet, ebenso viele abgegeben, darunter verdiente Spieler wie Ricardo Rodríguez, Luiz Gustavo und Diego Benaglio. Rebbe wollte der Mannschaft ein neues Gesicht geben und hat dabei über 125 Millionen Euro bewegt. Zudem hat er in dieser kurzen Zeit schon zwei Trainer entlassen - erst Valérien Ismael, dann Andries Jonker. Und nun? Ist der VfL Wolfsburg keinen Schritt vorangekommen. Wenn die Niedersachsen am Sonntag (18 Uhr) auch bei Werder Bremen verlieren, sind sie wieder dort angekommen, wo man richtig um den Verbleib in der Bundesliga kämpfen muss.

Nur der HSV erspielt sich weniger Torchancen als Wolfsburg

Nur vier Punkte sind es noch zum Relegationsplatz, und eine andere Bilanz macht ebenfalls Angst: Gegen die vermeintlichen Kellerkinder hat der VfL gerade mal vier von 18 Punkten gewonnen, einen davon beim 1:1 im Hinspiel gegen Bremen bei Martin Schmidts Premiere. Schmidt ist der dritte Trainer unter Rebbes Führung. Aber auch er hat es mit seiner Art des Umschaltspiels - das komplette Gegenteil des von Jonker geforderten Ballbesitzfußballs - nicht geschafft, die Wolfsburger torgefährlicher zu machen. Nach dem 0:1 am Mittwoch im DFB-Pokal bei Schalke 04 klagte Offensivspieler Maximilian Arnold mal wieder: "Wenn wir die Zielstrebigkeit nicht haben, ist es schwer, ein Tor zu schießen." Die Statistik belegt die Harmlosigkeit im Angriff: Nur der HSV hat sich mit 79 Torchancen weniger herausgespielt als die Wolfsburger (81), die zudem noch ihren Torjäger Mario Gomez im Winter nach Stuttgart ziehen ließen. Gomez hatte mit seinen 16 Toren den Abstieg im vergangenen Sommer gerade noch verhindert.

Die neu zusammengestellte Mannschaft hat die alten Probleme: Sie ist keine Einheit, sondern nur eine Ansammlung talentierter Profis. Begabte Spieler wie Yunus Malli, Daniel Didavi oder Arnold sollen sich hinter den erfahrenen Ignacio Camacho und Paul Verhaegh einordnen. Die beiden Neuen teilen sich das Kapitänsamt, weil man es zum Beispiel dem 23-jährigen Arnold offenbar nicht zutraut, den Laden zusammenzuhalten. Das Fachblatt kicker bemängelte, man habe erneut verpasst, "eine Hierarchie aufzubauen". Hinzu kommt: Wichtige Profis wie der 17 Millionen Euro teure Anthony Brooks, Camacho, Jakub Blaszczykowski und neuerdings auch Marcel Tisserand fallen zum Teil sehr lange aus.

Nun muss der VfL Wolfsburg erneut ernüchtert feststellen, dass es auch mit Schmidt nicht vorwärts geht. Der VfL Wolfsburg, quasi eine Marketing-Abteilung des VW-Konzerns, macht weiterhin keine gute PR-Arbeit. Und wenn es dumm läuft, könnte sich der Negativtrend noch verstärken. Nämlich dann, wenn man in Bremen ebenso verliert wie erwartet im nächsten Heimspiel gegen den FC Bayern. Und dann kommt das Duell bei Schmidts altem Verein Mainz 05. Wenn Rebbe weiter so ungeduldig versucht, den Turnaround zu schaffen, könnte es für Schmidt an seiner alten Arbeitsstelle schon wieder ein Endspiel werden. Vielleicht sogar für Rebbe selbst.

© SZ vom 11.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: