Bremen - Leipzig (18 Uhr):Einstürzende Neubauten

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Ganz wichtig für Weders Zukunftspläne: Max Kruse. (Foto: Patrik Stollarz/AFP)

Werder Bremen ist so gut wie gerettet - und muss nun wie so oft darum kämpfen, das Team zusammen zu halten. Die Aussichten sind besser als zuletzt, und Max Kruse ist der Eckpfeiler.

Von Jörg Marwedel, Bremen

Als Werder-Trainer Florian Kohfeldt jüngst seinen Kontrakt um gleich drei Jahre verlängerte, hat sich auch Max Kruse zu Wort gemeldet. Er begrüße diese Personalie sehr. Sie werde "definitiv" auch bei seinen Vertragsgesprächen mit den Bremern eine Rolle spielen, sagte er. Bis 2019 ist der Nationalspieler a.D. noch an den Klub gebunden. Und wenn die Information der Syker Kreiszeitung stimmt, wird er mindestens bis Juni 2019 auch im Werder-Dress auflaufen. Das habe er Sportchef Frank Baumann signalisiert. Das wäre insofern eine gute Nachricht, als sich im vergangenen Jahr die Gerüchte über einen erneuten Vereinswechsel Kruses, der erst 2016 vom VfL Wolfsburg gekommen war, bis Ende August hinzogen.

Max Kruse, einst auch in Bremen ausgebildet, hat derzeit viel Spaß in seiner Mannschaft. Natürlich traut er ihr auch einen Sieg am Sonntag gegen Europa-League-Viertelfinalist RB Leipzig zu. Heimstark ist das Team unter dem neuen Coach Kohfeldt geworden - die Serie steht mittlerweile bei neun Spielen ohne Niederlage. Und Kruse ist als offensiver Ideengeber die wichtigste Personalie im Team. Und doch wird es für Baumann, der sich "bemüht, alle Leistungsträger und Führungsspieler zu halten", um schon in Kürze wieder in der oberen Tabellenhälfte mitzuspielen, keine leichte Aufgabe. Wie hält man im modernen Fußball eine Mannschaft zusammen, in der etliche Profis auch für die in- und ausländische Konkurrenz interessant sind und man nicht zu den reichsten Klubs zählt?

Es beginnt damit, dass Kruse trotz der positiven Entwicklung offenbar weiter abwarten will, ob es weiter nach oben geht. Die Vertragsverlängerung über 2019 hinaus steht für den 30-Jährigen noch keineswegs fest. Und was noch auf den Geschäftsführer Baumann einstürzen könnte, ist bereits im Sommer der Verlust von zwei Mittelfeldstrategen. Kapitän Zlatko Junuzovic, 30, liebäugelt anscheinend nach sechseinhalb Jahren Bremen mit einem Wechsel, nachdem ihm Baumann nur einen Vertrag mit geringerem Gehalt angeboten hat. Angeblich ist der VfB Stuttgart an ihm interessiert, ebenso Klubs aus den USA, England und, aus seiner österreichischen Heimat, RB Salzburg.

Delaney dürfte es im Sommer nach England ziehen

Komplizierter ist es beim Dänen Thomas Delaney, der zwar einen Vertrag bis 2021 hat, aber aus seiner Vorliebe für die englische Premier League nie ein Geheimnis gemacht hat. Im Winter lehnte Werder ein Angebot über zwölf Millionen Euro von Brighton and Hove Albion ab. Viele rechnen damit, dass Delaney im Trikot der Dänen bei der WM für sich Werbung macht und erneut Offerten für ihn eintrudeln könnten. Das gute wäre, der Klub könnte viel Geld einstreichen, mindestens 15 Millionen Euro, verlöre aber andererseits einen sehr wichtigen Pfeiler im Team. Immerhin müsste Werder nicht mehr den kompletten August abwarten. Das Transferfenster in England schließt schon am 9. August. Werder hätte noch drei Wochen Zeit, um Ersatz zu besorgen.

Dass vermutlich Kevin Möhwald vom 1. FC Nürnberg nach Bremen kommt, hat mit der Personalie Delaney nichts zu tun. Eher schon mit Ishak Belfodil, dem von Standard Lüttich ausgeliehenen Algerier. Werder muss sich bald entscheiden, ob der zuletzt immer besser gewordene Offensivspieler, der sich selbst als eine Mischung aus Spielmacher und Stürmer bezeichnet, fest verpflichtet werden soll. Immerhin müsste man eine Ablöse von sechs bis sieben Millionen Euro aufbringen.

In der Abwehr, die in dieser Saison so stark ist wie seit vielen Jahren nicht, werden zwar Robert Bauer und Luca Caldirola gehen, weil sie nicht so gebraucht werden, wie sie es sich erhofft hatten. Aber die wichtigsten Leute werden bleiben. Der finnische Abwehrchef Niklas Moisander, 32, der den Laden bestens zusammenhält, hat sich zwar noch nicht entschieden, ob er seinen Kontrakt über das Jahr 2019 hinaus verlängern möchte. Und er sagt: "Ich möchte mein Karriereende nicht im Abstiegskampf verbringen." Aber diese Gefahr ist, wenn es so weitergeht wie zuletzt unter Florian Kohfeldt, wohl auch beim SV Werder relativ gering.

© SZ vom 15.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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