Ski alpin:Kurz vor Weltcupstart: Lucas Braathen tritt überraschend zurück

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Lucas Braathen kommen während der Pressekonferenz die Tränen. (Foto: Gabriele Facciotti/AP)

Der 23-jährige Norweger verkündet einen Tag vor dem Beginn der alpinen Ski-Saison das Ende seiner Karriere. Grund ist ein Streit mit dem norwegischen Verband, auf einer Pressekonferenz sagt Braathen, er fühle sich "zum ersten Mal seit Jahren frei".

Der Norweger Lucas Braathen hat einen Tag vor dem Auftakt des alpinen Ski-Weltcups für eine große Überraschung gesorgt. Der 23 Jahre alte Profi, eine der schillerndsten Figuren der Szene, erklärte auf einer Pressekonferenz in Sölden seinen sofortigen Rücktritt. Auslöser ist ein Streit mit dem norwegischen Verband um die Persönlichkeits- und Vermarktungsrechte. Braathen hatte Ende September für eine schwedische Bekleidungsmarke geworben, die nicht zu den offiziellen Ausrüstern der Norweger gehört.

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Lucas Braathen ist Halb-Norweger und Halb-Brasilianer. Er sticht im Ski-Weltcup heraus, etwa weil er sich die Nägel lackiert, Röcke trägt und nicht nur durch Stangen tanzt - an diesem Wochenende kann er Jahresbester werden.

Von Mona Marko

Braathen betonte, der Verband habe ihn "respektlos behandelt", nun sei er zum ersten Mal seit einem halben Jahr "glücklich". Er habe sich "fast immer dafür entschieden, das zu tun, was mich am glücklichsten macht. Das ist es, was mir wichtig ist." Es gehe ihm nicht um lukrative Sponsorenverträge oder darum, "dass ich nach meinem letzten Rennen der Beste der Welt war".

Braathen gewann fünf Weltcup-Rennen in Riesenslalom und Slalom und im abgelaufenen Winter die Gesamtwertung im Slalom. Braathen betonte teils mit Tränen in den Augen in seinem etwa 20-minütigem Monolog, er habe sich immer geschworen, mit seinem Sport nur "bis zu dem Tag weiterzumachen, an dem es mich nicht mehr so glücklich macht". Nun fühle er sich "zum ersten Mal seit Jahren frei".

Im vergangenen Jahre gewann Lucas Braathen die kleine Kristallkugel für den Slalomweltcup. (Foto: Lionel Bonaventure/AFP)

Braathen ist nicht der erste norwegische Skisportler, der mit dem eigenen Verband Streit bekommen hat. Der Skiforbundet zwingt sämtliche Mitglieder seiner Mannschaften dazu, nur auf die von ihm vorgegebenen Ausrüster zurückzugreifen. Alle großen Sportler wie Johannes Kläbo, Petter Northug (beide Skilanglauf) oder Henrik Kristoffersen (Ski Alpin) hatten deswegen schon teils heftigen Streit mit dem Verband. Braathen kritisierte, dass er "einige Monate lang einer Medienkampagne gegen mich" ausgesetzt gewesen sei, "in der behauptet wurde, ich sei ein Egoist, denke nicht an die Gemeinschaft und sei gierig". Zuletzt hatte der Verband Braathen für sein Vergehen eine Geldstrafe auferlegt. Diese jedoch hatte er bis Donnerstag nicht bezahlt. Am Freitag folgte dann der Rücktritt.

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