Boxkampf Mayweather gegen Álvarez:Pro Schlag 91928 Dollar

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"The One" nennen die Amerikaner den Kampf zwischen Mayweather (links) und Álvarez. (Foto: REUTERS)

Boxer Floyd Mayweather elektrisiert die Massen und sammelt Gagen in Millionenhöhe. Die Menschen verfolgen seine Kämpfe, weil sie sich einen sportlichen Leckerbissen versprechen - aber auch, weil sie hoffen, dass ihn jemand mal zum Schweigen bringt. Mit Saúl Álvarez steht nun ein Gegner bereit, dem dies gelingen könnte.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Einen Spitznamen kriegt man nicht geschenkt, zumindest keinen passenden. Einen Kosenamen muss man sich erarbeiten, oft jahrelang, bis einer ihn ausspricht und alle anderen ihn für treffend halten. Danach ist man für immer der "Kaiser", "Air" oder "The Greatest". Der Boxer Floyd Mayweather junior hat auch einen Beinamen, und es hat selten einen passenderen gegeben. Mayweather heißt: "Money".

Es gibt Videos von Mayweather, in denen er eine Million Dollar Bargeld zu einem Turm baut. Sein Personal nennt er "The Money Team". Allein mit Kampfbörsen hat Mayweather, 36, in seiner Karriere bislang mehr als 180 Millionen Dollar verdient, in der Nacht zum Sonntag kommen mindestens 41,5 Millionen hinzu.

Er boxt in Las Vegas gegen den Mexikaner Saúl Álvarez (3 Uhr MESZ, DMAX), das Gefecht der beiden unbesiegten Kämpfer trägt den unbescheidenen Beinamen "The One" und dürfte mit etwa 200 Millionen Dollar Umsatz der bislang ertragreichste Kampf der Box-Geschichte werden.

"Jedes Wort, das aus meinem Mund kommt, ist 100 Dollar wert", sagt Mayweather. Im Februar hat er einen Vertrag mit dem Pay-TV-Sender Showtime unterschrieben, der ihm für sechs Kämpfe 200 Millionen Dollar garantiert. Wenn genügend Menschen bezahlen, um diese Gefechte live im TV zu sehen, dürfte die Summe gar bei 300 Millionen Dollar liegen. Das Portal Boxingscene hat ausgerechnet, dass Mayweather - wenn er diese Kämpfe so wie die vergangenen sechs gestaltet - pro Schlag 91 928 Dollar verdient.

Mayweather ist so begehrt, weil die Bezahlsender die Königsklasse des Sports für unrentabel halten. Das Schwergewicht dominieren die Klitschkos. Doch der Boxer Wladimir Klitschko interessiert in den USA nicht so viele. Viel mehr interessiert, was er an der Seite seiner Verlobten, der Schauspielerin Hayden Panettiere, so treibt. Mayweather dagegen lässt sich prima vermarkten.

"Sie bezahlen alle"

Er ist in 44 Kämpfen als Profi unbesiegt, nach den Niederlagen von Manny Pacquiao zuletzt gilt er als der über die Gewichtsklassen hinweg beste Boxer der Welt. Er ist ein guter Stratege, ein Gegnerleser, der die Aktionen seiner Kontrahenten anhand deren Mimik vorhersieht und deshalb selten getroffen wird. Beim Preisboxen verdient jedoch nicht der beste Athlet das meiste Geld, sondern derjenige, der die Massen elektrisiert.

Mayweather ist ein Sprücheklopfer ("Tyson hat das MGM Grand gefüllt, ich fülle ganz Las Vegas"), er saß im Gefängnis und warf einst seinen Vater aus der Trainingshalle. Die Menschen sehen sich seine Kämpfe an, weil sie sich einen sportlichen Leckerbissen versprechen - aber auch, weil sie hoffen, dass ihn jemand mal zum Schweigen bringt. Mayweather selbst sagt: "Einige bezahlen, um mich gewinnen zu sehen. Einige bezahlen, um mich verlieren zu sehen. Aber sie bezahlen alle."

Diesmal soll Mayweather von Saúl Álvarez zum Schweigen gebracht werden. Der Mexikaner ist ein Backstreet-Boy, ein Schönling mit Manieren und einem Spitznamen, der nicht auf Schlagkraft hinweist, sondern auf sein Haupthaar. Sie nennen ihn "Canelo", was übersetzt sowohl "Zimt" als auch "Rotschopf" bedeuten kann. "Er ist der populärste Boxer der Welt", sagt Óscar de la Hoya, der seinen Beinamen "Golden Boy" zu einem Firmennamen gemacht hat. Der ehemalige Weltmeister vermarktet Álvarez und soll eine Börse von etwa zehn Millionen Dollar ausgehandelt haben. Künftig soll es deutlich mehr sein.

Álvarez, 23, ist ein talentierter Kämpfer, er hat keinen seiner bereits 43 Kämpfe im Preisboxen verloren (ein Unentschieden). Er ist ein flinker Boxer mit einer wuchtigen rechten Hand, sein größter Vorteil dürfte das eigens für den Kampf festgelegte Gewichtslimit sein. Weil es um Álvarez' Gürtel der Verbände WBC, WBA und The Ring sowie um Mayweathers Trophäe des "Superchampions" der WBA im Halbmittelgewicht geht, nicht aber um dessen Titel im Weltergewicht, dürfen die Kontrahenten beim Wiegen maximal 68,9 Kilogramm haben.

Es wird erwartet, dass Saúl Álvarez anschließend ein paar Mahlzeiten und Getränke zu sich nehmen und im Ring mehr als 74 Kilogramm schwer sein wird. Floyd Mayweather dagegen hat seine besten Kämpfe im Weltergewicht (bis 66,7 Kilo) absolviert.

"Ich muss Floyd unter Druck setzen und mich gleichzeitig verteidigen. Ich muss Kombinationen an Kopf und Körper schlagen und dennoch auf meine Deckung achten. Ich muss meine Strategie beibehalten, aber jederzeit in der Lage sein, sie zu ändern", sagt Álvarez. Übersetzt: Er muss aus dem Boxring einen Kreis machen, will er Mayweather besiegen. Der erklärte lapidar: "Álvarez hat eine 42:0-Bilanz, aber er ist nicht gegen 42 Floyd Mayweathers angetreten - sonst wäre seine Bilanz 0:42."

Mayweather ist der Favorit, er sagt: "Dieser Kampf ist nur eine weitere Etappe für mich, danach absolviere ich noch vier Duelle." So lange läuft der Deal mit Showtime - so viele Siege braucht er aber auch noch, um den Rekord von Rocky Marciano zu erreichen, der einst jeden seiner 49 Profikämpfe gewann.

© SZ vom 14.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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