Boxer Arthur Abraham siegt in Kiel:Abraham erstampft seine letzte Chance

Lesezeit: 2 min

Der Berliner Boxer Arthur Abraham besiegt den Polen Piotr Wilczewski klar nach Punkten und erhält vorraussichtlich Ende August eine weitere Chance auf den WM-Titel im Supermittelgewicht. Bis dahin muss er sich jedoch gehörig steigern - denn in der Form von Samstag dürfte Abraham chancenlos sein.

Benedikt Warmbrunn

Es war noch eine Runde zu boxen, da versuchte es Ulli Wegner mit einem letzten Trick. Junge, sagte er, "du liegst klar hinten." Arthur Abraham, sein Boxer, führte da klar gegen den tapferen Polen Piotr Wilczewski, also lachte Wegner. Aber eigentlich war er nicht zufrieden. Der Kampf hätte längst beendet sein müssen, so sah das Wegner, und nun wollte er in dieser letzten Runde den Knockout sehen.

Treffer in Kiel: Arthur Abraham (rechts) gegen Piotr Wilczewski. (Foto: dapd)

Abraham gewann auch die letzte Runde dieses Duelles am Samstagabend in Kiel, er besiegte Wilczewski souverän nach Punkten (118:109, 118:109, 119:108). Doch Ulli Wegner flüchtete sofort in die Kabine, weg vom Ring, weg von diesem Ort, an dem ihm sein Boxer nicht das geboten hatte, was er ihm hatte bieten sollen.

Dass Arthur Abraham derart wahrgenommen wird in Deutschland, dass liegt natürlich auch an der Inszenierung seiner Person, erst als Schlumpfboxer, nun als "King Arthur". Doch boxerisch liegt es nur an einer einzigen Eigenschaft: dass er einen Schlag hat, mit dem er Kartoffelbrei zubereiten kann. Als Stilist hat Abraham keine Chance gegen die Spitze in seiner Gewichtsklasse, im Supermittelgewicht; um ganz oben mitmischen zu können, muss er auf seine Schlaghärte vertrauen. Und die fehlte gegen Wilczewski.

Abraham versteckte sich zunächst nicht wie sonst so gerne hinter seiner Doppeldeckung, gerade in den ersten Minuten boxte er sehr aktiv und variabel, mit Geraden zum Kopf, Haken zum Körper. Doch ab der Mitte des Kampfes wartete Abraham nur noch auf den perfekten Augenblick für einen Knockout. Mit dem Kopf zwischen seinen Fäusten hielt er Ausschau nach einer Lücke in der Deckung Wilczewskis, und da gab es einige Lücken: Doch Abraham gelang der Niederschlag nicht, zu wild waren seine Serien, zu oft schlug er in die Luft, gerade mit seiner rechten Hand.

"Natürlich gab es auch Fehler", gestand Abraham. "Das Timing fehlt noch ein ganz kleines bisschen", sagte Wilfried Sauerland, sein Promoter.

Doch dieses Gespür dürfte entscheidend sein für den weiteren Verlauf der Karriere Abrahams. Im Mittelgewicht war er ein dominanter Weltmeister gewesen, doch nach seinem Wechsel ins Supermittelgewicht im Herbst 2009 hat er Grenzen erfahren müssen: Im Super-Six-Turnier verlor er dreimal, zweimal wurde er vorgeführt, von Carl Froch und Andre Ward und deren Gefühl für die richtige Distanz.

Ende August wird Abraham voraussichtlich gegen den Gewinner des Duells zwischen Weltmeister Robert Stieglitz und dem Briten George Groves antreten. In der Form von Samstag hätte er keine Chance. "Wenn wir die Weltspitze bestimmen wollen, muss mehr kommen", sagte daher Wegner, "wer diese Schlagkraft und dieses Leistungsvermögen hat, darf nicht über die Runden gehen." Die Frage ist nun vielleicht auch, ob Arthur Abraham diese Schlagkraft überhaupt noch hat.

© Süddeutsche.de/ebc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Wladimir Klitschko besiegt Jean-Marc Mormeck
:Ein paar harte Schläge reichen Klitschko

Es dauerte nur vier Runden, dann war Herausforderer Jean-Marc Mormeck erledigt: Wladimir Klitschko bleibt nach seinem 50. Niederschlag als Preisboxer Weltmeister im Schwergewicht. In Düsseldorf schickt er seinen Gegner noch in der Anfangsphase des Kampfes auf die Bretter - wenig später ist der Kampf vorbei. Das ungleiche Duell in der Rundenkritik.

Jürgen Schmieder, Düsseldorf

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: