Arthur Abraham gewinnt Kampf:Endlich wieder Boxer

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Der Boxer Arthur Abraham trat zuletzt in den Hallen im Rahmenprogramm auf. Jetzt besiegt der Supermittelgewichtler den Argentinier Pablo Farias durch einen überzeugenden Niederschlag. Abraham reagiert zunächst bescheiden - und spricht dann doch vom WM-Titel.

Jürgen Schmieder

Nach dem Kampf verzichtete Arthur Abraham auf martialische Gesten und markige Worte. Er ging in die Ringecken, verbeugte sich und sagte: "Für den Anfang war das okay, aber man darf jetzt keine großen Sprüche machen." Zuvor hatte er Pablo Farias durch Niederschlag in der fünften Runde besiegt. Es war kein spektakulärer Kampf und auch kein krachender K.o., es war ein souveräner Sieg gegen einen letztlich überforderten Gegner.

So sieht ein Sieger aus: Arthur Abraham nach seinem Sieg gegen Pablo Farias.  (Foto: dpa)

Womöglich dachte Abraham bei seiner zurückhaltenden Feier im Ring kurz an den 23. September 2006. An diesem Abend hatte er Edison Miranda besiegt, trotz zweifachen Kieferbruchs. Manch einer fühlte sich gar an Muhammad Ali erinnert, der sich einst gegen Ken Norton den Unterkiefer gebrochen und dennoch durchgehalten hatte. Aus Arthur Abraham, dem technisch limitierten Boxer mit Schlumpfmütze, war "König Arthur" geworden, der nach den Klitschkos bekannteste Boxer in Deutschland.

Dieser Kampf gegen Miranda vor fünf Jahren war deshalb so prägend für die Karriere Abrahams, weil die Bilder von da an im kollektiven Gedächtnis der Boxfans gespeichert waren. Bis dahin hatte Abraham als technisch limitierter Boxer mit schlechter Beinarbeit und durchschnittlicher Führhand gegolten - der jedoch ob seiner Schlagkraft und Wucht gefürchtet war und dem mit seiner kräftigen Rechten nicht selten spektakuläre Niederschläge gelangen.

Er trat in Unterhaltungssendungen auf, die Einschaltquoten seiner Kämpfe waren grandios. Er wurde überhöht - und er überhöhte sich wohl selbst. Er wechselte die Gewichtsklasse, nahm ohne Aufbaukampf am Super-Six-Turnier im Supermittelgewicht teil - und scheiterte schmachvoll: Gegen Andre Dirrell wurde er disqualifiziert, von Carl Froch vorgeführt, von Andre Ward deutlich besiegt. "Er ist nicht stehengeblieben, er ist rückwärts gegangen", sagte sein Trainer Uli Wegner.

Nun kämpfte Abraham, der zwischenzeitlich Hallen in Detroit, Berlin und Los Angeles gefüllt hatte, als Rahmendarsteller in Offenburg - aber nur wirklich böse Menschen werden nun einen Vergleich mit dem alternden Schlagersänger im Möbelhaus ziehen. Hauptkämpfer war Robert Stieglitz, der seinen Supermittelgewichts-Titel des Verbandes WBO mit einem souveränen Punktsieg gegen Henry Weber verteidigte.

Der Kampf gegen Farias sollte ein Neubeginn für den 31-Jährigen sein, Abraham wollte sich mit neuer Strategie, verbesserter Technik und filigranerer Beinarbeit präsentieren - und sich mit dem 32. Sieg im 35. Kampf für ein WM-Duell im Supermittelgewicht empfehlen.

Tatsächlich agierte Abraham variabler, er setzte immer wieder seine Führhand ein und schlug tatsächlich einige Kombinationen. Am Ende war es jedoch wie immer seine wuchtige rechte Faust, die Farias zu Boden schickte. Nach drei Niederschlägen in der fünften Runde blieb der Argentinier lieber liegen. "Arthur kann sehr hart schlagen", sagte Farias, "es hat sehr weh getan."

Trainer Ulli Wegner war trotz des deutlichen Erfolges nicht zufrieden: "Wenn einer solche Aufwärtshaken bringen kann, dann muss er sie auch zeigen. Er muss wie jeder Sportler auf seinen Trainer hören."

Nach einem weiteren Aufbaukampf könnte Abraham um die WM boxen, womöglich gegen Stieglitz. "Wenn Arthur meinen Gürtel haben will, dann muss er mich herausfordern. Ich würde den Kampf nehmen", sagte Stieglitz. Abrahams Promoter Kalle Sauerland sagte dagegen: "Arthur muss erstmal einen weiteren Kampf machen, und dann warten wir ab."

Abraham sind derartige Spekulationen derzeit egal: "Ich hole mir dieses Jahr einen WM-Gürtel, egal gegen wen und egal wo." Er ist kein Schlumpf mehr und auch kein König. Er darf nun wieder Boxer sein.

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