Boxen: Manny Pacquiao:Unglaubliche Power

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Der beste Boxer der Welt, Manny Pacquiao, gewinnt erneut deutlich - und das trotz einer Verletzung. Nach dem Kampf entschuldigte er sich und wartet nun auf den bestdotierten Kampf aller Zeiten.

Jürgen Schmieder

Die Stunden vor einem der wichtigsten Kämpfe in seinem Leben hatte Manny Pacquiao nicht im Hotel verbracht und auch nicht in der Kampfhalle des MGM Grand in Las Vegas - er hatte im Gotteshaus für seine Familie und die Landsleute auf den Philippinen gebetet.

Manny Pacquiao trifft seinen Gegner Shane Mosley - Pacquiao gewann am Ende deutlich nach Punkten. (Foto: AFP)

Freilich konnte der beste Boxer der Welt nicht ahnen, dass wegen dieses Besuches sein Kampf gegen "Sugar" Shane Mosley beinahe hätte abgesagt werden müssen. Auf der Rückfahrt nämlich rammte der Wagen seines Leibwächters das Auto von Pacquiao. "Es ist nichts passiert", sagte Pacquiao. "Ich bin nur ein bisschen durchgeschüttelt worden."

Am Abend dann besiegte Paquiao seinen Kontrahenten deutlich nach Punkten (120:108, 120:107, 119:108) und verteidigte überzeugend seinen WBO-Titel im Weltergewicht. Seit sechs Jahren hat Pacquiao nun keinen Kampf verloren, es war der 53. Sieg (38 durch K.o.) seiner Karriere bei drei Niederlagen und zwei Unentschieden.

Bereits in der dritten Runde schickte der 32-jährige Pacquiao seinen sieben Jahre älteren Gegner mit einem linken Haken zu Boden. Was folgte, war eine neun Runden dauernde Flucht Mosleys. Der Amerikaner tanzte herum, er wich zurück, er duckte sich - hätte er irgendwo im Ring ein Loch gefunden, er hätte sich wohl darin verkrochen.

"So bin ich in meinem Leben noch nicht getroffen worden", sagte Mosley nach dem Kampf. Ich habe heute gegen den besten Boxer der Welt im Ring gestanden. Er hat eine unglaubliche Power." Wie gewohnt schlug Pacquiao nicht nur Kombinationen, sondern Kombinationen von Kombinationen.

Dass es nicht zu einem weiteren Niederschlag kam, begründete Pacquiao mit einer leichten Verletzung an seiner linken Wade. "Es war sicherlich nicht meine beste Vorstellung, aber ich konnte mich irgendwann nicht mehr richtig bewegen", sagte Paquiao, der während der vierten Runde einen Krampf bekommen hatte. "Ich werde künftig mehr an meiner Beinmuskulatur arbeiten."

Seit sechs Jahren hat Pacquaio nicht mehr verloren, seine Kämpfe sind grundsätzlich wenige Stunden nach der Ansetzung ausverkauft. Promis aller Coleur sitzen am Ring - am Samstag waren es unter anderem Oscar-Gewinner Jamie Foxx, Sänger Jim Piterik und die Hilton-Schwester -, auf den Philippinen herrscht Ausnahmezustand. Die Menschen feiern auf den Straßen, selbst in Gefängnissen werden die Kämpfe gezeigt.

Pacquiao gilt als der über die Gewichtsklassen hinweg beste Boxer der Welt - und es ist bezeichnend, dass Mosley der beste verfügbare Gegner war. Mit dem einzigen Boxer, der Pacquiao sportlich gefährlich werden könnte, wird sich der Filipino zunächst einmal vor Gericht duellieren. Pacquiao und der Amerikaner Floyd Mayweather hatten sich nicht auf Dopingkontrollen vor und nach ihrem möglichen Kampf einigen können, der beiden Boxern eine Börse von jeweils 50 Millionen Euro einbringen soll.

Mayweather beschuldigte Pacquiao des Dopings, der verklagte ihn wegen Beleidigung und Schädigung des Rufs. "Ich bin verärgert über die falschen Anschuldigungen, dass ich Dopingmittel benutzt hätte", sagt Pacquiao, der bislang weder im Training noch nach Kämpfen positiv getestet wurde. Die Fronten scheinen verhärtet, es könnte sein, dass der Kampf niemals zustande kommt.

Pacquiao ist nicht nur ein Volksheld auf den Philippinen, an seinem Werdegang lässt sich die Situation einer ganzen Nation erklären. Vor 31 Jahren wurde er auf Mindanao geboren, jener Insel, die bekannt ist für den Guerillakrieg zwischen Christen und Muslimen und die außerordentlich hohe Kriminalitätsrate. Diese Kriminatlität sinkt während der Kämpfe Paqcuiaos angeblich auf Null. Wahrscheinlich auch deshalb geht Pacquaio vor Kämpfen in die Kirche.

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