Borussia Mönchengladbach:Sieg ohne Torjäger

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Sprang als Torschütze ein: Jonas Hofmann überwindet Wolfsburgs Schlussmann Koen Casteels zum 2:0. (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Gladbach schlägt Wolfsburg ersatzgeschwächt 3:0. In Abwesenheit der etatmäßigen Angreifer Thuram und Plea trifft Jonas Hofmann doppelt.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Gerade erst von einer Innenraumsperre wegen Meckerns zurück im Brennpunkt, ist dem mitunter hitzigen Manager Max Eberl am Dienstagabend gleich wieder etwas "auf den Keks gegangen". Diesmal war es aber keine Schiedsrichterentscheidung, sondern die öffentliche Debatte, ob man bei Borussia Mönchengladbach mit zu wenig zu schnell zufrieden sei. Vor einem Jahr verlor Gladbach den Champions-League-Rang vier am letzten Spieltag der Saison noch an Bayer Leverkusen, und in diesem Jahr droht sich solch ein Drama zu wiederholen. Also dementierte Eberl im TV-Interview vor dem Spiel die Mär von der allzu ausgeprägten Genügsamkeit und beobachtete anschließend beglückt, wie die Fußballer seinen Worten Taten folgen ließen. Durch einen wahrlich von Leidenschaft geprägten 3:0 (2:0)-Sieg gegen den VfL Wolfsburg rückte Gladbach wieder auf Platz vier, könnte von Bayer Leverkusen am Mittwoch aber bereits wieder verdrängt werden.

21 000 lebensgroße Foto-Pappkameraden sind mittlerweile auf allen vier Tribünen im Borussia-Park installiert. Am Dienstag waren auf der Haupttribüne auch Gladbachs beste Torjäger Marcus Thuram und Alassane Pléa zu erkennen, aber als die Kamera länger draufhielt, war zu sehen: Diese Fotos sind ja lebendig! Ohne die beiden je zehnmal erfolgreichen, aber diesmal verletzten Franzosen musste man auf Gladbachs Angriffsspiel nach zuvor fünf Spielen mit nur einem Sieg gespannt sein. Etwas unerwartet fand sich in dem zum Flügelstürmer umfunktionierten Mittelfeldmann Jonas Hofmann jener Spieler, der sein Team im Kampf um die Champions-League-Qualifikation auf den Erfolgsweg führte. Mit 13 Treffern aus 148 Bundesligaspielen nicht gerade als Tormonster ins Spiel gegangen, zeigte der 27 Jahre alte Heidelberger eine beeindruckende Effizienz und schoss die Borussia in der 10. und 30. Minute zu einer vorentscheidenden 2:0- Pausenführung.

Bei den Wolfsburgern war diesmal kaum zu erkennen, warum sie zuvor aus sechs Auswärtsspielen nacheinander fünf Siege und ein Remis erwirkt hatten. "Ich bin enttäuscht", klagte Trainer Oliver Glasner. Im Kampf um eine Europa-League-Platzierung bleiben sie dennoch aussichtsreich vertreten, daran ändert auch die Eintrübung des Torverhältnisses nichts, die Gladbachs Lars Stindl mit dem 3:0 (65.) forcierte. Gegen Ende standen die Borussen gut genug, um die Null zu sichern.

"Das war eine extrem gute Mannschaftsleistung", lobte der Doppeltorschütze Hofmann, "wir haben Gas gegeben und alles sehr gut umgesetzt." Auch vom Trainer Marco Rose gab es nur Lob: "Hoffi war bärenstark, genauso wie die ganze Mannschaft - das war unter schwierigen personellen Bedingungen eine sehr ambitionierte Leistung." Die einzig schlechte Nachricht: Für Marcus Thuram ist die Saison zu Ende.

© SZ vom 17.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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