Borussia Mönchengladbach:Gladbach liefert glücklich

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Das Flehen bleibt unerhört: Schiedsrichter Robert Hartmann (rechts) erkennt das 1:1 durch Pablo De Blasis (links) nicht an. (Foto: Federico Gambarini/dpa)

Nach einer strengen Forderung von Manager Max Eberl gewinnt die kriselnde Borussia gegen Mainz glücklich 1:0. Auch, weil ein reguläres Abstaubertor der Mainzer kurz vor Schluss nicht gegeben wird.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Nach einem vermeintlichen Befreiungsschlag gegen Mainz trat der Mönchengladbacher Abwehrspieler Tony Jantschke im Kabinengang des Borussia-Parks vor die Presse und sagte: "Boah, was für ein Scheiß, ich habe selten ein fußballerisch derart schlechtes Spiel erlebt." Jantschke grinste trotz seines fatalistischen Ansatzes, weil den kriselnden Fußballern von Borussia Mönchengladbach beim 1:0 (0:0) gegen den FSV Mainz 05 schließlich trotzdem ein schmeichelhafter Sieg gelungen ist. In der Schlussminute wurde den Mainzern der reguläre Ausgleichstreffer abgepfiffen. "Wir wollten unbedingt gewinnen, heute ging es nicht um schönen Fußball", stellte der umstrittene Gladbacher Trainer André Schubert klar. Was dieser emotional allenfalls durchwachsene Auftritt für die beiden verbleibenden Spiele der Gladbacher wert ist, wusste nicht mal der Manager Max Eberl einzuschätzen. "Keine Ahnung, was das jetzt freisetzt."

Eberl hat in den vergangenen Wochen oft von Treue und Vertrauen gesprochen. Er wollte damit deeskalierend agieren. Vor dem wegweisenden Heimspiel gegen Mainz hatte ihn das aber nicht davon abgehalten, seinen Trainer in einer großen Sonntagszeitung anzuzählen: "Ich sage es ganz klar: bis Weihnachten müssen wir Ergebnisse liefern." Damit hatte Eberl plötzlich sogar eskalierend agiert.

Man darf davon ausgehen, dass er dies auch als Signal an die Mannschaft formuliert hat. Die Fußballer, von denen Schubert abhängig ist, demonstrierten gegen Mainz wieder keinen guten Fußball, sie spielten, als hätten sie sich im Laufe der Vorrunde bereits vollends verausgabt. Die Fohlen lahmten wieder bedrohlich, aber bevor in der Branche weiter darüber spekuliert wird, dass Dieter Hecking als Pferdeflüsterer engagiert werden könnte, rettete der aufgerückte Innenverteidiger Andreas Christensen die Gladbacher mit einem späten Siegtor in der 76. Minute. Nach vier sieglosen Heimspielen gelang mal wieder ein Sieg, als emotionalen Befreiungsschlag darf man die maue Vorstellung aber nicht missinterpretieren.

Schuberts harmloses Team erntete Pfiffe, doch der Mut der Verzweiflung wurde belohnt

Es ist bloß drei Wochen her, dass Borussias Vizepräsident Hans Meyer die öffentliche Kritik am Trainer Schubert mit ablehnendem Spott quittiert und in ernstem Ton hinzugefügt hatte, für die Errungenschaften der vergangenen Saison müsse man Schubert eher ein Denkmal setzen. Vermutlich aus diesem Ansinnen heraus hatte Gladbach den Vertrag des Trainers vor wenigen Wochen bis 2019 verlängert, aber seither hatte die Borussia in der Bundesliga nicht mehr gewinnen können. Zwar beinhalten Verträge heutzutage Klauseln für jede Eventualität, aber der Gesichtsverlust für Gladbachs Präsidium und den als so umsichtig geltenden Sportchef Eberl wäre groß, sollten sie ihren Trainer kurz nach der Vertragsverlängerung plötzlich suspendieren. Diese Entscheidung ist durch den Sieg vertagt.

Während die Gastgeber vor allem in der Offensive mutlos wirkten, saß Eberl halbwegs desillusioniert auf der Ersatzbank. Er schaut sich die Spiele ja immer auf Augenhöhe an und sah diesmal auch den Trainer Schubert lange verzagt am Spielfeldrand stehen. Daran änderte sich in der zweiten Halbzeit anfänglich nichts, weil den Spielern kaum etwas gelang. Erst in der 76. Minute jubelte Schubert, als Christensen eine steile Hereingabe von Lars Stindl ins Mainzer Tor spitzelte. Der Mut der Verzweiflung hatte Schuberts Akteure gegen Spielende zunehmend vors Mainzer Tor getrieben, zumal die Gäste immer mehr verharmlosten. Trotzdem war der Sieg am Ende glücklich. Eine Minute vor Schluss wurde ein Treffer des Mainzers Pablo de Blasis nicht gegeben, obwohl der Ball frei war, nachdem ihn Gladbachs Torwart Yann Sommer nicht hatte festhalten können.

"Wir haben es heute erzwungen und hatten am Ende auch das notwendige Quäntchen Glück", bilanzierte nach dem Abpfiff Gladbachs Trainer André Schubert. Martin Schmidt, sein Pendant beim FSV Mainz 05, haderte unterdessen ob der Unfähigkeit des Referees: "Es ist schade, dass wir jetzt wieder über andere Dinge als über Fußball reden müssen. Die ganze Woche wird nur über Schiedsrichter-Entscheidungen gesprochen."

© SZ vom 12.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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