Borussia Dortmund:Zähes Spiel der Rekordbrecher

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Die Hände zum Westfalenhimmel: Paco Alcácer bejubelt sein zehntes Tor für den BVB. (Foto: Jan Huebner/Bywaletz/imago)

Neuntes Jokertor von Paco Alcacér, statistische Spitzenwerte für Trainer Favre: Das unspektakuläre Dortmunder 2:0 gegen Freiburg beinhaltet frohe Botschaften - nur von der Meisterschaft will weiterhin niemand reden.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Wenn ein spektakulär und erfolgreich spielender Tabellenführer mal nur erfolgreich spielt, aber unspektakulär, dann wird er gern für den kommenden Meister gehalten. Solche Fragen musste sich nach dem zähen 2:0 gegen den SC Freiburg auch Borussia Dortmunds dänischer Mittelfeldspieler Thomas Delaney gefallen lassen. Doch seine abschlägige Antwort lautete, zu Meisterfragen äußere er sich lieber nicht. Zehn Siege, 33 Punkte, 37 Tore - so gut waren die Dortmunder nach 13 Spieltagen nicht mehr, seit sie in der Saison 2010/11 unter Trainer Jürgen Klopp Meister geworden sind. Beim BVB nimmt trotzdem niemand das Wort "Meister" in den Mund, nicht mal Stadionsprecher Norbert Dickel, der noch am ehesten zu kecken Sprüchen neigt. Bei einer Talkrunde im Deutschen Fußballmuseum sagte Dickel: "Wir sollten sehen, dass wir die Tabellenführung in die Sommerpause retten."

Ein Elfmeter von Marco Reus (39.) und ein Treffer in der Nachspielzeit durch den erstaunlichen Serientorschützen Paco Alcácer waren gegen tapfere Freiburger die etwas glückliche Ausbeute, nachdem der BVB drei Tage zuvor gegen Brügge in der Champions League an selber Stelle kein Tor erzielt hatte. Kapitän Reus spricht angesichts der immer destruktiveren Defensivhaltung gegnerischer Teams von einer "Katastrophe" - Verständnis dafür, dass qualitativ schlechter bestückte Mannschaften bei Gastspielen in Dortmund lieber Vorsicht walten lassen, klingt anders.

Freiburgs Trainer Christian Streich hingegen lobte sein Team für eine "gut organisierte Defensive", musste aber gestehen, dass man "gegen dieses unglaublich hohe Tempo" der Dortmunder unmöglich 90 Minuten lang dichthalten konnte. Zu Null gegen den BVB, das ist in dieser Saison bislang nur Brügge und Atletico Madrid gelungen sowie in der Bundesliga überraschenderweise Hannover 96.

Paco Alcácer holt Nils Petersen ein - als Rekordjoker

Drei Spieler stehen am meisten für den hochprozentigen Dortmunder Offensivgeist: Alcácer hat nun zehn Tore geschossen, Reus neun - Jadon Sancho hat acht vorbereitet, Reus sieben. Gegen Freiburg erzielte Reus das 1:0, nachdem Sancho im Strafraum gefoult worden war. Sancho leitete überdies maßgeblich das 2:0 ein, auch wenn den Scorer-Punkt für die direkte Vorlage Lukas Piszczek erhielt. Alcácer hat seine zehn Bundesligatore binnen acht Spielen geschossen, respektive 281 Minuten. Das macht ein Tor alle 28 Minuten. Neun dieser zehn Tore hat der 25-jährige Spanier nach Einwechslungen erzielt.

Mit diesen neun Jokertoren holte Alcacer bereits jetzt die Rekordhalter Ioan Viorel Ganea (VfB Stuttgart, 2002/03) und Nils Petersen (SC Freiburg, 2016/17) ein. Nur in der Champions League hat Trainer Lucien Favre den Spanier bislang zwei Mal durchspielen lassen. Mit Geduld einfordernden Äußerungen über Alcácer befeuert Favre Spekulationen, der Spanier habe nach seiner Ankunft aus Barcelona im August ziemlich schlechte Fitnesswerte gehabt und erhole sich nur sukzessive davon, dass er dort zwei Jahre lang kaum gespielt hatte.

Favre hat ein fantastisches Gespür dafür, welcher Spieler wie, wo und wie lange am besten eingesetzt wird. 20 Jokertore haben seine Fußballer in dieser Saison zusammen bereits erzielt. Der 61-jährige Schweizer kommt mit dem BVB in den ersten 13 Ligaspielen auf 2,54 Punkte im Schnitt sowie auf 2,85 Tore. Das ist sowohl Favres beste Bilanz als Trainer als auch die beste für den BVB in der jüngeren Vereinshistorie.

Neben dem Offensivtrio Reus, Sancho und Alcácer sind im Mittelfeld Axel Witsel sowie hinten der Torwart Roman Bürki maßgebliche Kräfte. "Wenn man uns nur den Axel Witsel geben würde, dann sähe es bei uns schon ganz anders aus", sagte Freiburgs Trainer Streich. Der Belgier Witsel ist im BVB-Kader das Ruhe ausstrahlende Genie an der Umschaltstelle im Mittelfeld. Und so auffällig mau gegen Brügge und Freiburg die Chancenverwertung auch ausfiel, so froh waren die Dortmunder am Ende, dass sie aus beiden Spielen ohne Gegentor herausgegangen waren.

Am kommenden Samstag gastieren die in der Bundesliga weiter unbesiegten Dortmunder in Gelsenkirchen-Buer. Im großen Revierderby werden erfahrungsgemäß alle Karten neu gemischt, wie auch immer die jeweiligen Blätter gerade aussehen. Die exklusive Position an der Tabellenspitze erspart den Dortmundern die Pflicht, erste verbale Giftpfeile gen Schalke zu schießen. "Es ist gut, dass wir jetzt eine ruhige Woche vor uns haben", sagte Reus angesichts der reinen Trainingswoche, die auch dazu genutzt werden soll, Blessuren auszuheilen. Christian Pulisic, Manuel Akanji, Dan-Axel Zagadou und Marcel Schmelzer sind vor dem Derby angeschlagen, die letzteren drei sind allesamt Abwehrspieler.

© SZ vom 03.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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