Borussia Dortmund:Maskenball

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Held im Zwielicht: Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang (links neben Shinji Kagawa). (Foto: Wolfgang Rattay/Reuters)

Nach seinem kalkulierten Jubel droht dem Stürmer Aubameyang eine Strafe - vom Klub und vielleicht sogar vom DFB.

Von Ulrich Hartmann, Gelsenkirchen

Am Sonntag hatte sich Pierre-Emerick Aubameyang die schwarze Haube mit den roten Blitzen erneut übergezogen: auf der Internetseite seines Sponsors Nike. Aubameyang ist bei dem amerikanischen Sportausrüster Teil einer Superhelden-Kampagne mit mehreren internationalen Stürmern. Er übernimmt dabei die Rolle des Masked Finisher - des maskierten Vollstreckers. Die Kampagne ist neu, und der Umstand, dass der Dortmunder nach seinem Treffer zur 1:0-Führung im Derby bei Schalke 04 genau diese Haube über seinen Kopf gezogen hat, ist nichts anderes als Schleichwerbung.

Bei der EM vor fünf Jahren hat Dänemarks Stürmer Nicklas Bendtner nach einem Tor gegen Portugal im Torjubel den extrabreiten Bund seiner Unterhose entblößt und darauf den gut lesbaren Schriftzug einer irischen Wettfirma gezeigt. Diese Aktion kostete den Dänen 100 000 Euro. Die Disziplinarkommission des europäischen Fußballverbandes belegte Bendtner mit dieser Geldstrafe und einem Spiel Sperre. Sollte der Deutsche Fußball-Bund ähnlich empfindlich reagieren, könnte der kommerzielle Maskenball im Revierderby für den BVB noch ein teurer Spaß werden.

Dem Stürmer droht Ärger sowohl vom eigenen Klub als auch vom DFB

Vor acht Jahren hat Mario Gomez, damals noch Stuttgarter, im Torjubel eine imaginäre Dose geöffnet, daraus getrunken und danach mit den Armen geflattert wie mit Flügeln. Das war Werbung für Red Bull. Gomez hat keine Strafe bekommen, womöglich, weil Gesten zu schwammig sind. Schriftzüge sind eindeutiger. Wie das Logo auf Aubameyangs Haube zu bewerten ist, muss nun der Deutsche Fußball-Bund entscheiden. Die Deutsche Fußball-Liga ist nur für die Trikot- und Bandenwerbung zuständig - und wie groß die Schriftzüge und Logos darauf sein dürfen.

Die moralische Seite der Debatte - nämlich, ob ein Fußballprofi im Torjubel aus Jux eine Maske überziehen sollte, um Gegenspieler und gegnerische Fans zu provozieren - ist eher zu vernachlässigen. Aubameyang hat in Derbys gegen Schalke schon häufiger Masken aufgesetzt, mal war er Batman, mal Spiderman. Er hat ein Faible für Superhelden und Extravaganzen. Er fährt ein goldlackiertes Auto und reist zum Friseur mit dem Flugzeug nach Paris. Der Franzose versprüht bubenhaften Charme und kann sich das angesichts seiner 24 Saisontore leisten. "Diese Bilder gehen um die Welt", sagte Trainer Thomas Tuchel nach Aubameyangs Maskenjubel am Samstag ebenso entschuldigend wie anerkennend, meinte damit aber gewiss nicht die Absatzförderung für die Produkte der US-Marke.

Auch vereinsintern droht Aubameyang Ärger, denn Borussia Dortmunds Ausrüster und strategischer Investor Puma ist direkter Konkurrent von Nike. Schon vor wenigen Wochen hatte sich Aubameyang Probleme eingehandelt, als er sich das rote Nike-Logo ins raspelkurze Schläfenhaar über dem linken Ohr färben ließ. Er wurde ermahnt, ist also Wiederholungstäter. "Diesmal wird es schwieriger für ihn", kündigte Klubchef Hans-Joachim Watzke an.

Geschätzte zwei Millionen Euro im Jahr verdient Aubameyang mit seinem persönlichen Werbevertrag. Geldstrafen nimmt er erkennbar in Kauf, weil er sie vermutlich gar nicht selbst zahlen muss. Bendtners enorme Strafe übernahm damals auch der Sponsor. Solche Schleichwerbung vor einem weltweiten Fernsehpublikum entspricht einem millionenschweren Gegenwert. Dagegen verblassen auch sechsstellige Sanktionen.

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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