Rückzug von Bin Hammam:Blatters Rivale gibt Fifa-Machtkampf auf

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Der historisch beispiellose Machtkampf des Fußball-Weltverbandes ist entschieden. Mohamed bin Hammam aus Katar tritt nun doch nicht gegen Präsident Joseph Blatter an - wegen der Bestechungsvorwürfe gegen seine Person. Bei einer Anhörung heute will er trotzdem aussagen: um seinen "Namen von haltlosen Anschuldigungen reinzuwaschen".

Wenige Stunden vor der Anhörung durch die Fifa-Ethikkommission hat Mohamed bin Hammam seine Kandidatur für die Wahl zum Präsidenten des Fußball-Weltverbandes überraschend zurückgezogen. Diese Entscheidung teilte der Chef der Asiatischen Konföderation auf seiner Internetseite mit.

"Verletzt und enttäuscht": Mohamed Bin Hammam zieht seine Kandidatur für das Amt des Fifa-Präsidenten zurück. (Foto: dpa)

Bin Hammam wollte am kommenden Mittwoch auf dem Fifa-Kongress gegen den Amtsinhaber Joseph Blatter antreten. Gegen den 61-Jährigen aus Katar ermittelt die Ethikkommission wegen des Verdachts der Bestechung. Die jüngsten Ereignisse hätten ihn "in offizieller und privater Hinsicht verletzt und enttäuscht", schrieb bin Hammam. Trotz des Verzichts auf seine Kandidatur werde er am Sonntag vor der Ethikkommission in Zürich erscheinen, "um meinen Namen von den haltlosen Anschuldigungen, die gegen mich gemacht wurden, reinzuwaschen".

Wie Bin Hammam müssen auch Blatter und Fifa-Vizepräsident Jack Warner aussagen. "Ich kann nicht zulassen, dass der Name, den ich geliebt habe, mehr und mehr in den Schmutz gezogen wird wegen des Wettbewerbs zwischen zwei Einzelpersonen. Das Spiel und die Menschen, die es lieben auf der ganzen Welt, müssen an erster Stelle kommen", sagte Bin Hammam über seinen Rückzug.

Der Machtkampf zwischen Bin Hammam und Blatter war zuletzt immer schmutziger geworden, der Fußball-Weltverband war in eine beispiellose Krise gestürzt. Bin Hammam hatte seinem Rivalen zuletzt vorgeworfen, von angeblichen Zahlungen an Fifa-Mitglieder aus der Karibik gewusst, aber nichts dagegen unternommen zu haben. Dabei bezog sich Bin Hammam auf Anschuldigungen, die gegen ihn selbst gerichtet waren und die er weiter zurückweist. Der Katarer soll gemeinsam mit Warner versucht haben, zur Erhöhung seiner Wahlchancen Stimmen der karibischen Funktionäre für die Präsidentenwahl zu kaufen. Bin Hammam und Warner sollen verschiedenen Verbänden 40.000 Dollar (28.000 Euro) geboten haben, falls sie bei der Kampfabstimmung am 1. Juni in Zürich für den Blatter-Herausforderer votieren.

Bei dem Funktionär aus Trinidad und Tobago bedankte sich Bin Hammam in seiner Erklärung für die "unbegrenzte Unterstützung" und versprach, mit ihm "den ganzen Weg durch Dick und Dünn zu gehen". Wie Blatter war auch Bin Hammam am Samstag nicht zum Champions-League-Endspiel zwischen dem FC Barcelona und Manchester United (3:1) nach London gereist. Zuletzt hatte der einzige Herausforderer des Schweizers "wachsende Beweise für eine Verschwörung" gegen ihn vermutet.

Trotz der jüngsten Turbulenzen stellte Bin Hammam die positiven Seiten seiner Bewerbung heraus: "Ich glaube, dass meine Kandidatur ein Beschleuniger für eine Debatte innerhalb der Fifa war und Änderungen an die Spitze der Agenda gebracht hat."

Nach dem Rückzug Bin Hammams steht einer vierten Amtszeit des 75-jährigen Blatter an der Spitze des Fußball-Weltverbandes nichts mehr im Wege. Gerüchten zufolge will Blatter nur noch zwei Jahre im Amt bleiben und dann für Uefa-Präsident Michel Platini den Weg frei machen.

© dpa/sid/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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