Biathlon:Aufbau in Ridnaun

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Nahezu tadellos: Arnd Peiffer wurde am Samstag im Verfolgungsrennen Zweiter und blieb in der Staffel am Samstag ohne Nachlader. (Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Während die Biathlon-Männer Podiumsplätze bejubeln, muss das Frauen-Team ohne Laura Dahlmeier den schlechtesten Saisonstart seit 2013 verarbeiten. Keine Athletin ist derzeit in verlässlicher Form.

Von Saskia Aleythe, Hochfilzen

Eine Biathlon-Karriere ist kein Biotop für Spontaneität. Trainingspläne hier, Wettkampfkalender da. Packen, anreisen, sporteln, abreisen. Arnd Peiffer kennt diese Rhythmen gut, mit 31 Jahren hat er schon einige Weltcup-Jahre hinter sich. Und doch kommt manchmal das Leben dazwischen, wie bei ihm, vor anderthalb Wochen. Da ist er Vater geworden und musste mal fix nach Hause, die Mixed-Staffel von Pokljuka ließ er aus.

"Meine Tochter hat meine Pläne durchkreuzt", sagte Peiffer nun in Hochfilzen. Da saß er auf dem Podium, Rang zwei in der Verfolgung, zufrieden mit sich, aber auch mit einem Blick auf die deutschen Team-Kollegen: "Wir hatten schon Jahre, da hatten wir bis Weihnachten gar kein Podest. Jetzt können wir mehr als zufrieden sein." Und man merkte, dass ihm diese Erwähnung ein Anliegen war, die Ansprüche von außen seien ja auch: "Ganz schön hoch."

Hohe Ansprüche und viel Aufmerksamkeit, diese Kombination taucht im deutschen Biathlon vor allem dann auf, wenn es um eine geht: Laura Dahlmeier, die Doppel-Olympiasiegerin von Pyeongchang. Aufgeregt vermeldete die größte deutsche Boulevard-Zeitung am Donnerstag, die 25-Jährige sei bei ihrem Comeback Zweite in Hochfilzen geworden, da schaute sich so mancher in der Arena zwei Mal um. Im zweitklassigen IBU-Cup war sie angetreten, der fand allerdings im 400 Kilometer entfernten Ridnaun statt.

Wegen eines geschwächten Immunsystems musste sie ihren Weltcup-Start verschieben, sie wollte nun Wettkampfpraxis sammeln und erst wieder richtig fit gegen die Besten antreten. Und so legte ihr Fehlen bei den Wettbewerben der bisherigen Saison den Blick frei auf andere; auf Pläne, die aufgehen, oder auch nicht: Während die Männer in Hochfilzen Podiumsplatz zwei und drei in diesem Winter feiern konnten, ist bei den Frauen Rang neun derzeit das Maximum. Sie starteten so schlecht in eine Saison wie lange nicht mehr.

Die Staffel verläuft turbulent, Benedikt Doll führt sie noch auf Rang drei

Die Tiroler Alpen sind schon so etwas wie eine Heim-Arena für die deutschen Athleten. Unter den 33 800 Menschen, die über vier Tage verteilt an die Biathlon-Anlage in Hochfilzen pilgerten, hey-te und ho-te der Großteil dann eben doch, wenn Patronen aus einem deutschen Gewehr die Scheiben umlegten. Benedikt Doll und Arnd Peiffer genossen das am meisten, weil sie nach ihren Rennen auch Präsente mitnehmen konnten: Doll wurde im Sprint Dritter, Peiffer rannte in der Verfolgung auf Rang zwei, nur der Franzose Martin Fourcade war besser. Und mit Johannes Kühn hatte gleich beim ersten Weltcup-Standort Pokljuka ein Deutscher einen Podiumsplatz besetzt. Das macht dann in Summe: eine ziemlich starke Mannschaft. Was auch nicht überrascht, von dem fixen Quartett Doll, Peiffer, Lesser und Simon Schempp sind alle schon einmal Weltmeister geworden. Bei den Frauen gilt das nur für die Athletin, die nicht in Hochfilzen war: Laura Dahlmeier.

Dass bei den ersten zwei Weltcup-Standorten keine deutsche Starterin mehr als Rang neun erreichen konnte, gab es zuletzt 2013. In Hochfilzen landete Franziska Hildebrand in der Verfolgung auf ebenjenem neunten Platz, die Ergebnisse ihrer Kolleginnen reichten von den Positionen elf bis 60. Und auch die Staffel verlief nicht viel erfreulicher als beim schwachen Olympia-Start von Pyeongchang, als es zum ersten Mal seit zwei Jahren kein Podestplatz wurde, sondern Rang acht.

Am Sonntag meisterte Startläuferin Vanessa Hinz ihre Sache noch gut, übergab dann als Zweite an Franziska Preuß, die allerdings bei unproblematischen Windverhältnissen zwei Strafrunden schoss - Karolin Horchler und Schlussläuferin Denise Herrmann konnten das kaum noch retten, am Ende stand ein siebter Platz. Italien gewann vor Schweden, Frankreichs Athletinnen belegten Rang drei. "Wir wollten heute das Podium angreifen und sind mit Platz sieben nicht zufrieden", sagte daher Disziplin-Trainer Kristian Mehringer, der im Sommer den lange Jahre erfolgreichen Gerald Hönig abgelöst hatte.

Für die deutschen Männer war Olympia eine schöne Staffelerfahrung gewesen, Bronze hatte es im Februar gegeben. Und nun in Hochfilzen? Erlebte das Team von Mark Kirchner ein turbulentes Rennen. Schempp startete mit Problemen am Schießstand, Kühn leistete sich sogar eine Strafrunde und rutschte ab auf Rang 14. Aber dann kamen ja noch die, die schon in den Tagen zuvor geglänzt hatten: Peiffer und Doll. Peiffer blieb fehlerfrei, übergab als Siebter. Doll brauchte einen Nachlader, ohne den er Sieger Schweden und die zweitplatzierten Norweger sogar noch hätte angreifen können. Aber es gab dann trotzdem wieder das gewohnte Bild in diesen Tagen: Jubelnd lief Doll über die Ziellinie, nächster Podiumsplatz: Rang drei hatte er noch herausfahren können.

© SZ vom 17.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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