Bewerbung für IOC-Präsidenschaft:Bach überzeugt auf drei Fremdsprachen

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Thomas Bach nach der IOC-Sitzung in Lausanne (Foto: AFP)

"In diesem Rennen gibt es nur die Goldmedaille" - Thomas Bach hat bei der Präsentation der Präsidentschaftskandidaten für das Internationale Olympische Komitee eine starke Vorstellung abgeliefert und beste Chancen, Nachfolger von Jacques Rogge zu werden. Sein Programm: Modernisierung der Olympischen Spiele.

Thomas Bach hat seine Favoritenrolle für das Amt des Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gestärkt. Denn vor 88 der weniger als 100 IOC-Mitglieder, die am 10. September in Buenos Aires den Nachfolger von Jacques Rogge wählen, zeigte der Wirtschaftsanwalt bei der erstmals veranstalteten Präsentation der Kandidaten eine überzeugende Vorstellung.

"Ich bin Athlet, für mich ist das Ziel erst am Tag des großen Finales erreicht. Übertragen auf die Distanz einer Stadionrunde sind vielleicht 250 bis 300 Meter zurückgelegt", sagte Bach. "In diesem Rennen gibt es nur die Goldmedaille. Silber und Bronze werden nicht verteilt."

Bach präsentierte sich auf Englisch, Französisch und Spanisch und brachte die Anwesenden gleich zu Beginn zum Lachen: "Ich habe erzählt, was mir ein Doyen riet, als ich ein junger Mann im IOC war. Er meinte, wann immer Du sprichst, musst Du den Präsidenten loben. Wenn Du schläfst, dann mit offenen Augen. Und wenn Du dabei noch den Stift führen kannst, stehst Du vor einer großen Zukunft." Das habe ihn damals motiviert und "jetzt hat es mir Szenenapplaus gebracht."

Bach setzt den IOC-Mitgliedern vor, "was ich zu Hause im Wohnzimmer und auch im Flugzeug aufgeschrieben habe." In Kurzform war es dies: "Ich will die olympische Idee weiterentwickeln, die Spiele nachhaltiger gestalten, das Programm modernisieren", sagte Bach: "Die Jugendspiele müssen weiter optimiert und Olympia durch die sozialen Netzwerke noch bekannter werden, in der Zeit zwischen den Spielen präsenter sein." Dies will er auch über den olympischen TV-Kanal erreichen: "Die Fernseh-Landschaft wird sich in den nächsten Jahren sehr verändern", kündigte Bach an. Und er will Doping noch schärfer bekämpfen.

"Nein, ich habe in erster Linie Hotels und das Hauptquartier des IOC gesehen", meinte Bach auf die Frage, ob er Lausanne schon einmal unter dem Aspekt angeschaut habe, dass er dort bald für mindestens acht Jahre residieren werde - so lange dauert die erste Amtszeit des IOC-Chefs. Denn es gibt keinen Zweifel daran, dass Bach wie Vorgänger Jacques Rogge an den Genfer See umziehen müsste, wenn er wie erwartet in Buenos Aires zum neunten IOC-Präsidenten der Geschichte gewählt wird. Der Jurist wäre dann wie der frühere orthopädische Chirurg Jacques Rogge 2001 bei seinem Amtsantritt 59 Jahre alt.

Am Ende gab es großen Beifall: "Viele haben mir zur Rede gratuliert oder auf die Schultern geklopft", sagte Bach, der laut dem südafrikanischen IOC-Mitglied Sam Ramsamy "den stärksten Beifall von allen" erhielt: "Seine Rede war ganz außergewöhnlich."

Bach absolvierte seine 15-minütige IOC-Kür als dritter von sechs Kandidaten. Er durfte nicht zuhören, als sich vor ihm seine beiden härtesten Rivalen präsentierten, um mögliche Fehler der Konkurrenz nicht nutzen zu können. Erst warb Richard Carrion, Banker und IOC-Schatzmeister aus Puerto Rico mit einem Sonderfonds für IOC-Mitgliedsländer und Wegfall der Altersgrenze für IOC-Mitglieder für sich, dann der ebenfalls millionenschwere Ng Ser Miang aus Singapur, wie Bach aktueller Vizepräsident des IOC, mit seinem Programm "Zurück zu den Wurzeln".

Danach verfolgte der deutsche Favorit, wie sich die drei weniger aussichtsreichen Kandidaten versuchten: Wu Chingo-Juo (Taiwan), Präsident des Amateurbox-Weltverbandes AIBA, der Schweizer Präsident des Ruder-Weltverbandes (FISA), Denis Oswald, und zum Schluss Sergej Bubka (Ukraine), Vizepräsident im Leichtathletik-Weltverband IAAF und lange nach Karriereende noch immer Stabhochsprung-Weltrekordler.

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