Bayer Leverkusen:"Alles war schlecht"

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Sieht nur entfernt nach Fußball aus: Die Leverkusener Edmond Tapsoba und Kerem Demirbay im Kampf um den Ball. (Foto: Daniel Roland/AFP)

Lange Bälle vom Torwart als auffälligster Spielzug: Bayer Leverkusen zeigt eine der schwächsten Saisonleistungen und muss im Titelkampf eine verdiente 1:2-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt verarbeiten.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Sehr viel Kreativität steckten die Vertreter von Bayer Leverkusen in diese Szene in der zehnten Minute. Den Anfang machte der junge Florian Wirtz mit einem gelupften Pass in den Strafraum. Dort nahm Nadiem Amiri den Ball auf eine besonders artistische Art an, indem er sich zugleich um die eigene Achse drehte. Und für den erfolgreichen Abschluss dieses Spaßmomentes war ebenfalls Amiri verantwortlich: Mit der Hacke spielte er den Ball durch die Beine des etwas zögerlich angreifenden Frankfurter Torwartes Kevin Trapp.

Dies alles verdichtete sich also zur frühen Führung für Bayer. Doch das Problem war, dass damit der Vorrat an kreativen Momenten aufgebraucht zu sein schien. In den restlichen 80 Minuten gelang Leverkusen jedenfalls nicht mehr allzu viel gegen defensiv kompakt agierende Frankfurter. Und weil sich zugleich in der eigenen Abwehr diverse Lücken offenbarten und Frankfurt zu zahlreichen Chancen kam, stand am Ende eine verdiente 1:2-Niederlage.

Nach dem unglücklichen 1:2 gegen den FC Bayern vor der Weihnachtspause war dies also das zweite Spiel nacheinander, das die Mannschaft von Peter Bosz verlor. Die gute Ausgangsposition im Titelkampf ist damit verspielt, die Münchner können am Sonntag gegen Mainz auf fünf Punkte davonziehen. Entsprechend verärgert reagierte der niederländische Trainer.

"Wir waren schlecht, und deswegen haben wir heute verloren", sagte Bosz nach einem der schwächsten Spiele seiner Mannschaft in dieser Saison. "Alles war schlecht", lautete das gnadenlose Urteil: "Das ganze Spiel sind wir hinterher gelaufen. Kein Spieler hat sein Niveau erreicht, wir als Mannschaft haben unser Niveau nicht erreicht."

Selbst mit der Anfangsphase war Bosz nicht zufrieden, obwohl da die Führung gelungen war. Aber Frankfurt war in der Tat durchgehend gefährlicher. Nach einer Viertelstunde brach Angreifer Andre Silva durch, der aber nicht zum Abschluss kam; ein paar Minuten später vergab Makoto Hasebe eine Chance, als er nach Silvas Vorlage im Strafraum zum Schuss kam. Doch die dritte Gelegenheit war gleichbedeutend mit dem ersten Treffer: Djibril Sows Pass nahm Amin Younes geschickt an, der Offensivspieler lief auf Bayer-Torwart Lukas Hradecky zu und vollendete zum 1:1.

Es war erstaunlich, wie wenig Chancen sich die hochgelobte Angriffsreihe der Werkself erspielen konnte. Zu statisch wirkte der Aufbau insgesamt, der auffälligste Spielzug war der lange Schlag von Torwart Hradecky auf Mittelstürmer Patrik Schick, dem es aber im Duell mit Frankfurts Abwehrspieler Martin Hinteregger fast nie gelang, den Ball auf einen der nachrückenden schnellen Spieler abzulegen. Ein Freistoß von Schick war der einzige Leverkusener Torschuss im weiteren Verlauf der ersten Hälfte, während die Frankfurter weitere gefährliche Momente hatten.

Kurz nach dem Seitenwechsel nutzte die SGE mal eine ihrer vielen Chancen. Nach einem feinen Diagonalball von Younes kam Kamada rechts im Strafraum an den Ball, und just, als es schon so aussah, als habe er mit der Hereingabe in die Mitte einen Moment zu lange gewartet, passte er so hart hinein, dass der Ball von der Fußspitze des Leverkuseners Innenverteidigers Edmond Tapsoba ins eigene Tor abprallte.

Leverkusen hingegen kam weiter nicht richtig ins Spiel, nach 67 Minuten versuchte es Trainer Bosz mit einem Dreifachwechsel: Demirbay, Alario und Bellarabi kamen. Und in der letzten Viertelstunde wurde es wenigstens ab und an mal brenzlig vor dem Frankfurter Tor. Doch bezeichnenderweise war es ein Eintracht-Spieler, der für den gefährlichsten Moment der Leverkusener sorgte. Abwehrmann Hinteregger rutschte beim Rettungsversuch der Ball über den Spann, doch der flog zu seinem Glück ans Lattenkreuz.

Frankfurt gelang der zweite Sieg nacheinander. "Die Balance im Spiel hat heute sehr, sehr gut funktioniert. Das Einzige, was ich mir gewünscht hätte, war, das Spiel heute frühzeitiger zu entscheiden", sagte Trainer Adi Hütter. Seine Mannschaft ist damit weiter auf Tuchfühlung zu den internationalen Plätzen, zu forsch wollte Hütter sich nach dem Sieg gegen das Spitzenteam Leverkusen aber nicht präsentieren. Nur diesen Satz rang er sich ab: "Wenn wir so spielen wie heute, sind wir in der Lage, dass wir noch einige Siege einfahren werden."

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