Basketball:Überraschungseffekt verpufft

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Antreiber der Bayern-Basketballer: D.J. Seeley erzielte in Piräus 26 Punkte, konnte mit seiner Karriere-Bestleistung die Niederlage aber auch nicht verhindern. (Foto: Karolis Kavolelis/Scanpix/Imago)

Verletzungsprobleme, Ballverluste, nicht gegebene Fouls: Die Profis des FC Bayern hadern nach dem 82:84 in der Euroleague bei Olympiakos Piräus mit den Umständen.

Von Joachim Mölter, Piräus/München

Sie haben es nicht nur geahnt, sie haben es gewusst: "Es wird schwieriger", hatte Nihad Djedovic gesagt, der Kapitän der FC-Bayern-Basketballer, ehe er mit seinen Kollegen in die Rückrunde der Euroleague startete. Er hatte auch erklärt, warum es schwieriger wird: "Man kann niemanden mehr überraschen. In den ersten Spielen hat man es wohl nicht erwartet, dass wir so guten Basketball spielen und auch auswärts gewinnen können."

So war es wohl: Bei einer Halbzeit-Umfrage unter den Managern der 18 Klubs haben jedenfalls 13 den FC Bayern genannt auf die Frage, welche Mannschaft die bislang größte Überraschung der Saison sei. Die Münchner waren ja vom vorletzten Platz in der wegen der Corona-Pandemie abgebrochenen Vorsaison auf Rang vier geklettert, mit einer Bilanz von 11:6 Siegen; die Hinrunde hatten sie mit einem imposanten 90:77-Erfolg über den Titelanwärter FC Barcelona beendet.

Dass die Konkurrenz nun gewarnt ist, bekamen die Münchner am Freitagabend zu spüren, zum Rückrunden-Auftakt verloren sie bei Olympiakos Piräus 82:84 (46:44). "Es war ein hartes Spiel bis zum Ende", fand D.J. Seeley. Der nachverpflichtete Amerikaner hatte die Chancen des FC Bayern gewahrt, mit sieben verwandelten Dreiern bei acht Versuchen und insgesamt 26 Punkten. Sein Karrierebestwert reichte nicht zum Sieg, aber immerhin zum Gewinn des direkten Vergleichs gegen Piräus, dank des 74:68 im Hinspiel.

Die Liga räumt einen Fehler ein: Zipser hätte am Ende drei Freiwürfe bekommen müssen

Dieser direkte Vergleich könnte sich noch auszahlen im Kampf um die Playoffs der besten Acht, denn da zählt voraussichtlich jeder Hilfs- und Unterpunkt. Die auf Platz sechs zurückgefallenen Münchner stecken in einem dichten Gedränge, mindestens bis zu Rang elf reicht die Kandidatenliste: Dort befindet sich Anadolu Efes Istanbul (9:9), im Vorjahr noch mit Abstand bestes Team des Kontinents.

Es wird nicht einfach für die Münchner, ihren Playoff-Platz zu behaupten: In der nächsten Woche haben sie zwei Heimspiele, gegen Zenit St. Petersburg am Mittwoch und Real Madrid am Freitag - zwei Klubs, die vor ihnen stehen mit 11:5 bzw. 12:6 Siegen und gegen die sie in der Hinrunde verloren haben. Zudem werden die lange von Verletzungs- und Corona-Problemen verschonten Münchner gerade von einer Ausfall-Serie heimgesucht: Djedovic stand am Freitag bereits auf dem Spielberichtsbogen, schaute dann aber wegen muskulärer Probleme doch nur zu. Die angeschlagenen Zan Mark Sisko (Adduktoren), Robin Amaize (Fuß) und Vladimir Lucic (Rücken) waren gar nicht erst mitgeflogen. "Ohne vier Spieler haben wir ein exzellentes Spiel abgeliefert", fand Trainer Andrea Trinchieri.

Sie hätten es auch gewinnen können, Paul Zipser hatte am Ende die Chance zu einem Drei-Punkte-Wurf, den sein Gegenspieler Sasha Vezenkov jedoch verhinderte. "Ich weiß nicht, ob es nicht ein Foul war", sagte Seeley. Das war es, bestätigte am Samstag die Euroleague nach einer Untersuchung der Szene. In einer Stellungnahme räumte sie den Fehler der Referees ein: "Es hätte als Foul gepfiffen und mit drei Freiwürfen für Paul Zipser geahndet werden sollen."

Die Münchner wollten sich dazu nicht äußern, aber intern fanden sie wohl schon, dass der griechische Traditionsklub bevorteilt wurde, auch bei der Behandlung ihres Spielmachers Wade Baldwin. Der Amerikaner hatte gleich zu Beginn der Partie wohl etwas zu forsch einen Freiwurf verlangt und fortan im Zweifelsfall keinen Foulpfiff zu seinen Gunsten mehr erhalten.

An seiner früheren Wirkungsstätte machte Baldwin generell eine unglückliche Figur. Er verlor erneut häufiger den Ball (siebenmal) als er ihn zu einem Korberfolg an einen Mitspieler weiterleitete (fünfmal). Und einige dieser Ballverluste waren haarsträubend: Zweimal spielte er beim Einwurf in der gegnerischen Hälfte den Ball direkt in die Hände der Piräus-Profis. Und 65 Sekunden vor dem Ende, beim Stand von 79:82 und erneut nach einem Einwurf, ließ er den Ball einfach ins Aus hüpfen. Für die Schlussphase nahm Trainer Trinchieri seinen Spielmacher vorsichtshalber vom Feld. "Er war großartig gegen Barcelona", erinnerte Trinchieri in der Pressekonferenz an Baldwins 29 Punkte beim Sieg über die Spanier kurz vor Silvester: "Aber heute war er nicht gut. So was passiert." Oft darf es das aber nicht mehr, wenn die Münchner in die Playoffs wollen.

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