Basketball:Schwarz vor Augen

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Für Würzburgs Trainer Wucherer ein Spieler, „dem man einfach mal den Ball geben kann und der dann was macht“: Victor Rudd (rechts). (Foto: Heiko Becker/imago)

Der Meniskusriss von Brekkott Chapman macht Würzburg zu schaffen - nun muss Victor Rudd fit werden.

Von Sebastian Leisgang

Es macht im Moment eigentlich kaum einen Unterschied, ob man Denis Wucherer nach dem zurückliegenden Spiel in Bayreuth fragt oder nach den bevorstehenden Aufgaben gegen Alba Berlin und den FC Bayern. Es ist ebenso unerheblich, ob man ihn bittet, die Resultate der ersten Saisonwochen oder die Spielweise seiner Mannschaft zu bewerten. Womöglich könnte man den Trainer der Würzburger Basketballer auch zum Wetter oder zur Weinlese befragen, und er würde einen Satz formulieren, in dem der Name Brekkott Chapman fällt.

Chapman hier, Chapman da: In Würzburg dreht sich dieser Tage alles um den Power Forward, der sich in der vergangenen Woche beim Training einen Meniskusriss zugezogen hat und monatelang ausfällt - "ein Schock", wie Wucherer sagt.

Würzburg hat zwei der ersten drei Bundesligaspiele gewonnen. Nach der erwarteten Auftaktniederlage in Oldenburg bezwang Wucherers Team erst zu Hause Göttingen, am Sonntagabend schließlich auswärts Bayreuth 88:79 (47:38). Es waren ungefährdete Siege, aber auch Spiele, bei denen die Unterfranken so manches schuldig blieben.

Der befristete Vertrag mit Noah Allen wurde nicht verlängert

Mit Chapman, da ist sich Wucherer sicher, hätte seine Mannschaft in Bayreuth souveräner gewonnen. Mit Chapman wäre sein Team generell unberechenbarer und variabler. Und mit Chapman würde Wucherer auch die kommenden Herausforderungen gegen Alba Berlin und den FC Bayern mit einer gewissen Angriffslust annehmen, so aber sagt er auf die Frage nach den Aussichten vor den Duellen mit den beiden Playoff-Finalisten der vergangenen zwei Jahre: "Mal schauen."

Chapman, 23, hat in dieser Saison nur drei Pflichtspiele für Würzburg bestritten. Weil er in dieser kurzen Zeit mit seinen präzisen Würfen und seiner Übersicht aber schon angedeutet hat, welchen Wert er für die Mannschaft haben könnte, schlägt seine Verletzung Wucherer ziemlich aufs Gemüt. Würzburgs Coach kann mit seiner zuversichtlichen und positiven Art vereinnahmend sein, dieser Tage aber kommt er recht niedergeschlagen daher, wenn er über Basketball spricht. "Chapman war als extrem mobiler Vierer eine Schlüsselverpflichtung", sagt Wucherer, "dass er jetzt ausfällt, ist ein herber Rückschlag. Mit Chapman wären wir so aufgestellt, dass wir sagen könnten: Wir haben alles im Team, was wir brauchen. Aber ohne ihn ist die Lücke sehr, sehr groß." Zumal sich die Verantwortlichen entschieden haben, den auf zwei Monate befristeten Vertrag mit Noah Allen nicht zu verlängern und der nachträglich verpflichtete Victor Rudd noch nicht imstande ist, der Mannschaft zu helfen.

Bei seinem Debüt in Bayreuth offenbarte Rudd erhebliche Fitnessmängel, Wucherer sagt gar: "Nach gut zwei Minuten wird ihm schwarz vor Augen." Grundsätzlich sind sie sich in Würzburg aber sicher, dass der Power Forward das Team voranbringen wird, sobald er fit ist. "Wir glauben, dass er der Mannschaft mit seiner individuellen Qualität etwas geben kann", sagt Wucherer. Zuletzt, findet er, sei seinem Kader ein zweiter Spieler neben Cameron Wells abgegangen, "dem man einfach mal den Ball geben kann und der dann was macht". Rudd soll nun dieser Initiator sein.

"Ich will nicht von einem Glücksgriff reden", sagt Wucherer, "aber es könnte ein sehr guter Transfer sein." Schließlich hat Rudd bereits für Maccabi Tel Aviv und ZSKA Moskau in der Euroleague gespielt, ehe er vereinslos wurde und nun nach Würzburg wechselte. Sobald er bei Kräften ist, soll er mit der Mannschaft jenen Weg fortführen, den diese in den ersten Wochen eingeschlagen hat: energischen Basketball mit schneller Ballzirkulation zu spielen. "Wenn wir unseren Rhythmus finden, sieht es schon ganz gut aus", findet Wucherer. In Bayreuth hätten sich seine Spieler phasenweise bloß zu viele Gedanken gemacht, "und wenn du nachdenkst, nimmst du Speed aus dem Spiel".

Und doch: Würzburg ist trotz Chapmans Ausfall auf einem guten Weg. Bayreuth hingegen hat mit den Niederlagen gegen Bamberg, Crailsheim und nun eben Würzburg einen Fehlstart hingelegt. Am Montag gab es dann aber auch eine relativ gute Nachricht für die Oberfranken: Lucky Jones fällt zwar in den nächsten vier Wochen aus, hat sich entgegen ersten Befürchtungen aber keinen Kreuzbandriss im linken Knie zugezogen.

© SZ vom 15.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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