Basketball:Schräge Karriere

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Familienbetrieb: LiAngelo, LaVar und LaMelo Ball (von links). (Foto: Leonard Ortiz/imago)

LaVar Ball, Schaumschläger und Selbstvermarkter, schickt seine Söhne LaMelo und LiAngelo jetzt überraschend zum Lernen nach Litauen.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es ist noch nicht ganz klar, ob der Basketball-Vermarkter LaVar Ball ein wahnsinniges Genie ist oder ein genialer Wahnsinniger. Sicher ist nur, dass der Mann, der mit seinen Söhnen Lonzo, LaMelo und LiAngelo ein Milliarden-Dollar-Imperium erschaffen möchte, sehr schräge Sachen sagt. Über die Wahl seiner Ehefrau für die Sportlerzucht etwa: "Ich habe eine große und hübsche Stute gesucht." Über seine Söhne: "So was wie die Ball-Jungs hat es in den letzten 100 Jahren nicht gegeben. Vor ihnen hat diese Sportart nur Basket geheißen." Und über sich selbst: "Es gibt nur zwei Menschen auf der Welt, die besser sind als ich - und ich bin beide!"

Ball ist ein Schaumschläger und Selbstvermarkter, und bislang war dagegen wenig einzuwenden. Der älteste Sohn Lonzo, 20, spielt bei den Los Angeles Lakers in der Profiliga NBA und gilt dort trotz durchschnittlicher Leistungen in seiner ersten Profisaison als möglicher Spielmacher der Zukunft. Nun allerdings hat LaVar Ball etwas getan, dass einen dazu verleitet, ihn eher den Wahnsinnigen zuzuordnen als den Genies. Er hat dafür gesorgt, dass die jüngeren Söhne auf eine Ausbildung an der Elite-Universität UCLA verzichten und statt dessen ihre Profikarriere beim litauischen Verein Vytautas Prienai beginnen.

"Es geht nicht ums Geld", schreibt LaVar Ball beim Kurznachrichtendienst Twitter. Das verwundert, behauptet Ball doch seit Jahren, dass es letztlich nur ums Geld geht. Er hat erklärt, mit seinen Söhnen mindestens drei Milliarden Dollar verdienen zu wollen. Er hat Angebote von Sportartikel-Herstellern abgelehnt, weil die seiner Meinung nach nicht großzügig genug gewesen sind, und er hat die eigene Marke Big Baller Brand gegründet. Warum er 495 Dollar für ein Paar Basketballschuhe verlangt, erklärt er so: "Wer sich die Schuhe nicht leisten kann, der ist kein Big Baller."

LiAngelo hat die Uni UCLA noch vor seinem ersten Einsatz nicht ganz freiwillig verlassen. Er wurde bei einer Reise des Teams nach China beim Klauen erwischt und kam ins Gefängnis. US-Präsident Donald Trump behauptete, an der Freilassung beteiligt gewesen zu sein. Das führte zu einer Fehde zwischen Trump und LaVar Ball - was viel über die Schaumschläger Trump und Ball aussagt. Jedenfalls hat LiAngelo die Uni nun verlassen, um sich anderswo für die NBA zu empfehlen.

In Litauen werden LiAngelo, 19, und LaMelo, 16, auf gestandene Profis treffen, die sich für Big Baller Brand so wenig interessieren wie LaVar Ball für Bescheidenheit. Der Trainer des Klubs im 10 000-Einwohner-Ort Prienai spricht kaum Englisch, der Verein ist in Basketballkreisen bekannt dafür, Gehälter verspätet oder gar nicht zu bezahlen. Aber es geht ja angeblich nicht ums Geld für die Ball-Brüder, die im Januar erstmals spielen sollen und in den sechs Monaten, die der Vertrag gilt, jeweils nur 5000 Dollar verdienen sollen.

Sie wollen eine große Karriere machen, die Ball-Brüder, das hat der Vater schon vor der Geburt geplant. Man möchte LaVar Ball einen Satz zurufen, den er versteht, weil er selbst so spricht: Es gibt nur zwei Klubs auf der Welt, die ungeeigneter sind für den Start einer Profikarriere - und Vytautas Prienai ist beide!

© SZ vom 13.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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