Basketball:Gegen die Ungewissheit

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Gleich beim ersten Auftritt überzeugt: Kelly Campbell holte 14 Punkte, acht Assists und sieben Rebounds für Nördlingen gegen Freiburg. (Foto: Dean Reid/imago images)

Die Saison der deutschen Basketballerinnen endet verspätet mit einem Pokalturnier - und zwei bayerischen Mannschaften im Halbfinale.

Von Theo Harzer und Felix Haselsteiner

Wir haben alle ein bisschen Hummeln im Hintern", sagt Sidney Parsons. Und eigentlich ist damit die Gefühlslage schon geklärt vor dem Wochenende, an dem es im deutschen Frauen-Basketball endlich einmal wieder um etwas geht. Beim von März auf Oktober verlegten Pokalfinalturnier Top Four treffen am Samstag der TSV Wasserburg und die XYCDE Angels Nördlingenm Halbfinale aufeinander, nach mehr als sieben Monaten Pause endet damit die Saison 2019/20 doch noch mit einer Titelvergabe.

Die lange Pause und die Unsicherheit, wie es weitergehen wird, hätten für eine sehr "komische" Saisonvorbereitung gesorgt, sagt Parsons, die in der schier endlosen Auszeit ihre Mannschaft gleichzeitig umbauen und bei Laune halten musste. Mit einem ausgedehnten Fitnessprogramm hatten die Wasserburgerinnen noch während des Lockdowns im April begonnen. Doch weil ein Großteil des Kaders nach der Absage der restlichen Bundesligasaison im März aus Oberbayern in ihre Heimatländer zurückgekehrt war, blieb Parsons lange Zeit nur eine kleine Trainingsgruppe. Erst in den vergangenen Wochen kehrten die US-Amerikanerinnen nach Wasserburg zurück, dazu holte der Klub noch Verstärkungen ins Team: Die 20-Jährige Helena Eckerle kam vom Ligakonkurrenten aus Saarlouis, Alexandra Wittinger, 23, vom College in den USA.

Beide würden laut ihrer Trainerin noch ein wenig Zeit brauchen, um sich einzufinden - doch das gilt für die ganze Mannschaft. "Wir wissen einfach nicht wirklich, wo wir aktuell stehen", sagt Parsons. Den klaren 77:49-Erfolg im Testspiel gegen Heidelberg vor zwei Wochen will die US-Amerikanerin nicht überbewerten, aber immerhin sei er ein "gutes Zeichen" gewesen.

Am größten dürfte die Vorfreude auf das Pokalwochenende bei Leonie Fiebich sein. Das Aushängeschild der Wasserburgerinnen war fast ein Jahr lang verletzt, kam dann im März zurück - doch nach ihrer Comeback-Partie folgte die Absage der Restsaison. "Leonie ist fit, aber auch sie wird noch Zeit brauchen", sagt Parsons.

Am Samstag um 15 Uhr wird sich zeigen, wo die Wasserburgerinnen stehen. In der Hermann-Keßler Halle in Nördlingen findet das Pokalturnier statt - endlich wieder vor Zuschauern, "Stand heute, ist es so, dass wir vom Liegenschaftsamt Nördlingen, also der örtlichen Verwaltung, dank unseres Hygienekonzepts mit 360 zahlenden Zuschauern spielen könnten", sagt Kurt Wittmann, Manager der Nördlingerinnen. Die Angels sind als Gastgeberinnen im Halbfinale gegen Wasserburg mit guten Chancen ausgestattet. Im anderen Halbfinale trifft der Favorit Rutronik Stars Keltern auf TK Hannover Basketball.

Ob die Zuschauer den Heimvorteil der Nördlingerinnen erhöhen, bleibt abzuwarten. Die Tickets sind seit Montag im freien Verkauf online erhältlich, theoretisch könnten also auch Gästefans kommen. Trotzdem werden gewisse Sicherheitsvorkehrungen getroffen: "Wir behalten uns vor Tickets bis Samstag zu stornieren, wenn Leute aus Gebieten kommen, wo die Coronazahlen entsprechend hoch sind."

Die Angels sind bereits in einem gewissen Rhythmus. Vergangenen Sonntag trafen sie in der zweiten Pokalrunde der bereits begonnenen neuen Saison 2020/21 auf die USC Eisvögel Freiburg, und gewannen mit 68:65 Punkten. Mit von der Partie waren bereits die Zugänge Victoria Waldner und Kelly Campbell aus den USA. Waldner, 27, die mit 1,98 Meter die größte Spielerin des Teams ist, gelang in ihrem ersten Auftritt direkt ein Double-Double. Ihre Ausbeute: 14 Punkte und zehn Rebounds. Die 22 Jahre alte Campbell wusste währenddessen im Zusammenspiel mit Kapitänin Magaly Maynadier als Guard zu überzeugen. 14 Punkte, acht Assists und sieben Rebounds sprachen für sich. Deshalb sieht Wittmann die Angels fürs Wochenende gut aufgestellt: "Das sind natürlich unsere Leistungsträger. Dazu kommt jetzt noch Levke Brodersen." Die A-Nationalspielerin wurde in Freiburg geschont, beim Pokalturnier wird sie aber dabei sein. "Da erhoffen wir uns schon auch noch mal einen Push am Wochenende", sagt Wittmann.

Vor Parsons Wasserburgerinnen hat er großen Respekt, rein nominell sieht er das Team aus Oberbayern besser aufgestellt als die Angels. Trotzdem, sagt Wittmann: "Es ist Pokal, wir spielen zuhause, es geht erst einmal nur um ein Spiel, natürlich wollen wir das gewinnen".

© SZ vom 15.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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