Basketball-EM:Deutschland verliert Halbfinale gegen Spanien

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Johannes Thiemann konnte die Niederlage gegen Spanien nicht verhindern. (Foto: Maja Hitij/Getty Images)

Dieser Gegner war zu stark: Gegen eine extrem treffsichere spanische Mannschaft gibt die DBB-Auswahl einen Vorsprung aus der Hand und verpasst das Finale. Kapitän Schröder verkündet seine Rückkehr zu den Los Angeles Lakers.

Der Traum von Gold ist vorbei! Die deutschen Basketballer haben trotz einer erneut begeisternden Vorstellung ihr erstes EM-Finale seit 17 Jahren knapp verpasst. Gegen Weltmeister Spanien musste sich das Team um den herausragenden Kapitän Dennis Schröder am Freitagabend in Berlin mit 91:96 (51:46) geschlagen geben. Die Chance auf die erste Medaille seit Silber 2005 besteht aber weiterhin. Im Spiel um Platz drei kann Deutschland gegen Polen am Sonntag (17.15 Uhr/RTL und Magentasport) immer noch Bronze gewinnen.

Das Finale bestreiten am Abend (20.30 Uhr) der Olympia-Zweite Frankreich und Spanien. Die Franzosen hatten Außenseiter Polen im ersten Halbfinale mit 95:54 (34:18) deklassiert. Auch eine Basketball-Gala von Schröder konnte die unglückliche Niederlage nicht verhindern. Er verkündete nach dem Spiel, dass er zum NBA-Topclub Los Angeles Lakers zurückkehrt.

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Einen Tag nach seinem 29. Geburtstag zeigte der Kapitän die beste Länderspiel-Leistung seiner Karriere und war mit 30 Punkten klar bester Werfer seines Teams. Doch am Ende reichte es trotz prominenter Unterstützung in der Halle nicht. Auch die Anwesenheit von Außenministerin Annalena Baerbock nutzte nichts. "Großartig, die Stimmung ist unglaublich. Ganz Deutschland fiebert mit. Hier in der Halle ist es einzigartig", hatte Baerbock in der Halbzeitpause gesagt. "Dass das deutsche Team soweit gekommen ist, ist in diesen Zeiten ein richtiger Motivationsschub für alle im Land", fügte die Grünen-Politikerin an.

Nun gilt es für Schröder und Co. die Enttäuschung abzuschütteln, um sich gegen Polen doch noch den Traum von einer Medaille zu erfüllen. Deutschland gegen Spanien - das waren schon in der Vergangenheit stets ganz besondere Duelle. 2001 ging es um die Bronzemedaille, 2005 um einen Platz im Finale, 2015 um das Ende von Dirk Nowitzki im Nationaltrikot und 2017 immerhin um ein Halbfinal-Ticket. Vor allem für die deutsche Basketball-Legende Nowitzki waren die Spiele gegen Spanien stets etwas Besonderes.

2001 reichte sein EM-Bestwert von 43 Zählern im Spiel um Platz drei nicht für Bronze. Vier Jahre später spielte der gebürtige Würzburger im Halbfinale die vollen 40 Minuten und entschied die Partie mit einem Wurf wenige Sekunden vor dem Ende. Dieses Mal fieberte Nowitzki von der Tribüne mit. "Wir sind heute ein bisschen Favorit, das ist eine andere Rolle, ein bisschen schwerer manchmal auch. Aber ich glaube, dass die Jungs das trotzdem abgezockt machen", sagte Nowitzki vor der Partie bei RTL, das die Partie wie schon das Viertelfinale gegen Griechenland zur besten Sendezeit im Free-TV übertrug.

Und in der Tat zeigte das deutsche Team zunächst keine Nervosität. Angetrieben vom überragenden Schröder knüpfte Deutschland offensiv an das Griechenland-Spiel im Viertelfinale an. Einen Tag nach seinem 29. Geburtstag erzielte der Point Guard bereits im ersten Viertel neun Punkte und setzte seine Mitspieler immer wieder gekonnt in Szene. So zum Beispiel Daniel Theis mit einem hohen Anspiel, das der Center mit einem krachenden Dunk zum 16:16 verwandelte.

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Nach dem ersten Viertel lag das deutsche Team dennoch mit drei Punkten hinten, weil es defensiv keinen Zugriff bekam. Zudem fielen die Dreier nicht so hochprozentig wie noch gegen die Griechen. Im zweiten Abschnitt blieb Deutschland 3:20 Minuten ohne einen Punkt, Spanien zog auf neun Zähler davon. Doch dann nahm Schröder das Zepter wieder in die Hund und pushte seine Teamkollegen nach vorne.

Mit einem 14:0-Lauf drehten Schröder und Andreas Obst mit zwei Dreiern die Partie. Zur Pause lag Deutschland mit fünf Zählern vorne, die 14 073 Zuschauer in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena tobten. "Es gibt keinen, der Dennis mit dieser Schnelligkeit stoppen kann", lobte Maodo Lo den deutschen Kapitän zur Pause. Nach dem Seitenwechsel war der Schwung kurz dahin.

Mit zehn Punkten in Serie ging Spanien wieder in Führung. Dieses Mal war es Franz Wagner, der Deutschland mit fünf Punkten wieder auf Kurs brachte. 14 Zähler in Serie bescherten dem Herbert-Team eine Zehn-Punkte-Führung. Auch das letzte Viertel verlief spektakulär, doch der abgezockte Weltmeister kämpfte sich ein weiteres Mal zurück und krönte am Ende seine Aufholjagd.

Schröder bekommt von den Lakers wohl einen Einjahresvertrag

Dass Kapitän Schröder zu den Lakers zurückkehrt, bestätigte das Team am späten Freitagabend. Einzelheiten des Vertrags wurden nicht veröffentlicht. Nach Medienberichten soll es sich um einen Einjahres-Vertrag handeln, der mit 2,64 Millionen Euro dotiert ist. Das berichtete unter anderem ESPN unter Berufung Schröders Agenten. Schröder spielte 2020/21 bereits bei den Lakers. "Kann es kaum erwarten, anzufangen!", schrieb Schröder auf Instagram. Das letzte Jahr habe sich nicht richtig angefühlt. Er habe sich missverstanden gefühlt.

Zuletzt spielte der Aufbauspieler für die Houston Rockets und die Boston Celtics, sein Vertrag war zum Ende der abgelaufenen Spielzeit ausgelaufen. "Mein Berater macht schon seinen Job, der telefoniert mit allen Teams. Ich lasse ihn seinen Job machen und ich mache meinen hier", hatte Schröder die Spekulationen bei der EM zuletzt kommentiert. Bei dem Turnier spielt Schröder eine herausragende Rolle für Deutschland.

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