Basketball-Bundesliga:Ins Hotel für den Titelkampf

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Der FC Bayern um Greg Monroe am ersten Spieltag der Saison im September gegen die Hamburg Towers - letzteres Team wird bei der Finalrunde ebenso fehlen wie Zuschauer. (Foto: dpa)

Die Endrunde um den Basketball-Titel soll in München stattfinden: Die Liga lobt das Konzept des FC Bayern - und sieht sich bei der Unterbringung der Spieler gegenüber dem Fußball im Vorteil.

Von Ralf Tögel, München

Demut, harte Arbeit, Transparenz und ein offener Dialog mit allen Beteiligten: Das sind die Zutaten, mit denen die Basketball-Bundesliga (BBL) ein "solides Konzept" erarbeiten will, um diese Saison doch noch auf dem Spielfeld beenden zu können. "Seit zehn Tagen beschäftigen wir uns intensiv damit", erklärt Geschäftsführer Stefan Holz; bis spätestens Ende der Woche soll "das Papier den Behörden zur Verfügung stehen", mit dem die Politik überzeugt werden soll, dass es eine gute Idee ist, den deutschen Basketball-Meister auf sportlichem Wege zu ermitteln.

Mit Ausnahme des Fußballs und des Pferdesports haben alle Sportarten die Spielzeit längst vorzeitig beendet, die Basketballer haben dagegen am Montagabend "nach einer offenen Diskussion mit allen Bewerbern" den letzten wichtigen Punkt für eine Fortsetzung der Spielzeit geklärt. Das angepeilte Turnier im erweiterten Playoff-Modus wird demnach im Münchner Audi Dome stattfinden, Gastgeber ist also der FC Bayern; der deutsche Meister hat vor den Mitbewerbern Berlin, Frankfurt und Bonn den Zuschlag bekommen. Bis zum 18. Mai müssen nun die zuständigen Behörden grünes Licht geben, damit die zehn teilnehmenden Vereine in die notwendige Vorbereitung gehen können.

Die Eckdaten stehen: Das Turnier soll Anfang Juni beginnen, München, Ludwigsburg, Crailsheim, Berlin, Oldenburg, Vechta, Bamberg, Göttingen, Ulm und Frankfurt würden in zwei Fünfergruppen gegeneinander spielen, ehe über Kreuz in Viertel-, Halb- und Finalspielen der deutsche Meister bis spätestens 30. Juni ermittelt wäre. Der genaue Zeitplan, der definitive Turnierbeginn sowie die exakte Zahl der K.-o.-Spiele werden in einem Arbeitskreis zeitnah festgelegt: "Das wird ähnlich wie bei einer Weltmeisterschaft", sagt Marko Pesic.

Der Geschäftsführer des FC Bayern freut sich nicht nur über den Zuschlag, sondern auch über einen großen Konsens: "Wir haben offen und transparent diskutiert, letztendlich haben alle Mitbewerber zugestimmt". BBL-Geschäftsführer Holz betont, dass es eine "echt knappe Entscheidung war", er hätte das Turnier auch "den Mitbewerbern guten Gewissens anvertraut". Doch die Münchner hätten "am weitesten vorgedacht, da steckt schon richtig Arbeit und Gehirnschmalz drin". So habe der FCB ein eigenes Hygienekonzept vorgelegt, mitsamt einem "Wegführungskonzept für die Halle", so Holz, das beinhaltete, "wo man langgehen muss, wo welcher Sicherheitsmann steht. Da hat man sich schon sehr genaue Gedanken gemacht".

Nicht zuletzt aus kaufmännischer Sicht habe das Münchner Konzept überzeugt: "Da wurde klar, da steht dann wirklich der Verein ganz deutlich dahinter." Beispielsweise stellen die Münchner die Halle kostenfrei zur Verfügung, wie Pesic erklärt. Holz will keine Details über das Auswahlverfahren nennen, aber auch das Unterbringungskonzept der Bayern ist wohl das schlüssigste: Alle Teams - auch die Gastgeber - werden in einem Hotel nahe dem Olympiazentrum untergebracht, so könne man "eine Quarantänesituation schaffen", erklärt Holz, "das ist der Kernpunkt unseres Konzepts".

Das sieht vor, dass zunächst die teilnehmenden Vereine sicherstellen müssen, dass nur corona-freie Basketballer nach München kommen, wobei Rückkehrer aus dem Ausland zu berücksichtigen sind. Aber nicht nur diese, sondern alle Spieler müssen 14 Tage in Quarantäne, was auch für Trainer, Physiotherapeuten, Betreuer gilt. Im Hotel würde erst "initial und dann engmaschig getestet", so Holz; Kontakte zu weiteren Spielbeteiligten, die unvermeidlich seien, sollen zumindest minimiert werden. Man orientiere sich weiterhin am Fußball, habe aber den Vorteil der zentralen Unterbringung.

Überhaupt hofft die BBL auf ein Signal aus dem Fußball; sollte da die Politik einer Fortsetzung der Saison zustimmen, könnte das helfen. Die jüngsten Irritationen um den Berliner Fußballprofi Salomon Kalou, der mit seinem Verhalten das Sicherheitskonzept in Frage stellte, will Holz nicht überbewerten. Neben Pesic warnt auch dessen Frankfurter Kollege Gunnar Wöbke vor einer Verallgemeinerung - man sei sich der Ernsthaftigkeit des Themas bewusst. Der Skyliners-Chef hätte das Turnier zwar auch gerne im Hessischen gesehen, bestätigte aber den Konsens bei der Entscheidung zugunsten der Münchner: "Ich bin sicher, dass sie es sehr gut machen werden. Vielleicht ist es sogar ein Vorteil, dass sie eine große europäische Sportmarke hinter sich haben, die noch mal mehr bewirken kann."

Einen sportlichen Bonus erwartet die Konkurrenz hingegen nicht für die FC-Bayern-Basketballer: "Der Heimvorteil spielt aus meiner Sicht keine Rolle", glaubt Wöbke; Ulms Sportdirektor Thorsten Leibenath pflichtet bei: "Stimmung wird's nicht geben, deswegen ist die Halle nicht so wichtig." Selbst Gastgeber Pesic sieht das so: "Ohne Fans spielt das keine große Rolle." Es gehe vielmehr um die Chance, den Sport und die Liga in den Fokus zu rücken. Was Leibenath unterstützt: "Wenn wir spielen dürfen, glaube ich, dass wir viele Sportinteressierte abholen können." Dann gebe es wenigstens wieder ein Angebot.

Dafür ist der FC Bayern bereit, "die Infrastruktur und Logistik, wie etwa Shuttle-Busse, zur Verfügung zu stellen", sagt Pesic. Freilich sei die Prämisse, "wirtschaftlich bei einer Null zu landen, unsere finanzielle Situation ist angespannt genug". Die Zeit drängt und viele Fragen sind noch zu klären: "Wie frei können sich die Spieler bewegen, wo können sie duschen, wie kommen sie zum Training?" Der FC Bayern habe "Erfahrung mit der Organisation von Events dieser Größenordnung", sagt Pesic: "Aber das ist etwas völlig Neues."

© SZ vom 06.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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