Basketball-Bundesliga:2489 leere Plätze

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Unbekannte Gesellschafter, zu wenige Zuschauer und Spieler, die auf einen Teil ihres Gehaltes verzichten: Die BBL sorgt sich erneut um einen klammen Klub, die TBB Trier.

Johannes Aumüller

Seit mehr als fünf Jahren spielt James Gillingham für den Basketball-Bundesligisten TBB Trier, mittlerweile ist der 28-jährige Kanadier Kapitän der Mannschaft und Liebling des Publikums; er weiß, was diese Doppelfunktion in schwierigen Momenten von ihm verlangt. Und so benutzt Gillingham Wörter wie Zusammengehörigkeit, Familie und Pflichten, wenn er über die aktuelle Situation rund um seinen Verein und eine ungewöhnliche Entscheidung des Teams spricht: Seit Dezember verdienen er und seine Mitspieler zehn Prozent weniger - "freiwillig", wie es heißt; vermutlich so freiwillig, wie Gehaltseinbußen eben hingenommen werden, wenn ein Profiklub sparen muss. "Wir sind ein Team, auch in schwierigen Zeiten, deshalb haben wir ja gesagt", erzählt James Gillingham.

James Gillingham und die Spieler von TBB Trier verzichten auf zehn Prozent ihres Gehaltes, weil der Klub sparen muss. (Foto: Foto: Getty)

Derzeit ist noch unklar, was demnächst auf die Spieler und die Fans des Traditionsvereins, der seit 1990 in der höchsten Spielklasse antritt und 1998 sowie 2001 den deutschen Pokal gewann, noch zukommt. Klar ist nur, dass mal wieder ein Basketball-Bundesligist finanziell in die Bredouille geraten ist. In den vergangenen Jahren waren Vereine wie der Mitteldeutsche BC oder zuletzt die Köln 99ers an derlei Problemen gescheitert, nun bereiten die Trierer Engpässe der BBL ein gewisses Unbehagen.

Der Ligaverband hat die TBB bereits aufgefordert, Unterlagen zur Finanzsituation einzureichen. "Die Trierer müssen nachweisen, dass sie weiterhin fähig sind, in der Liga mitzuspielen", sagt BBL-Geschäftsführer Jan Pommer. "Es scheint kein äußerst gravierendes Problem zu sein, aber es ist schon ernst zu nehmen."

Die Verantwortlichen der TBB Trier machen für ihre Situation vor allem die Finanzkrise verantwortlich. Laut dem Geschäftsführer Lothar Hermeling blieben eingeplante Sponsorenzahlungen aus, teure Logenplätze wurden plötzlich gekündigt, zudem kamen bisher nicht so viele Zuschauer, wie man kalkuliert hatte. 6189 Plätze fasst die erst vor sechs Jahren neu gebaute Arena Trier, mit welcher der Klub die Hoffnung auf große Zuschauereinnahmen verband.

Doch ausverkauft war die Halle in dieser Zeit erst zwei Mal, in der laufenden Saison liegt der Schnitt bei 3700 Besuchern. Daher musste die TBB beginnen, nach Einsparmöglichkeiten zu suchen. "Wir hätten auch sagen können: Diese Probleme verschweigen wir und bügeln wir irgendwie am Saisonende aus", sagt Hermeling. "Aber wir haben uns jetzt dazu entschieden, weil wir das für wirtschaftlich verantwortlich halten."

Unabhängig davon leidet der Klub, hinter dem als Eigentümer die Gesellschaft TBB GmbH steht, aber an einem strukturellen Defizit. Schon in der jüngeren Vergangenheit stand am Ende eines Geschäftsjahres häufig ein Minus, in der Saison 2007/08 beispielsweise eines über 350.000 Euro. Insgesamt summieren sich die Verbindlichkeiten der GmbH auf rund eine Million Euro. Bisher sind diese Fehlbeträge immer durch die Gesellschafter gedeckt gewesen, doch das soll sich nun ändern: Die TBB darf nicht noch einmal eine Saison mit einem großen Minus beenden.

Fünf Pleiten nach Lohnverzicht

Seit 2004 trägt die TBB GmbH den etablierten Basketball-Standort Trier. Die Gesellschafter sind jedoch keine Trierer oder Unternehmer aus der Region, sondern vor allem Luxemburger und Engländer, die weitgehend die Öffentlichkeit meiden. Ob und wie sie an Bord bleiben, ist ungewiss.

Deshalb versucht Geschäftsführer Hermeling, neue Gesellschafter mit stärkerem regionalen Bezug zu akquirieren. Er gibt sich optimistisch, muss diese Suche aber ausgerechnet in der Wirtschaftskrise und in einer überschaubaren Region wie Trier vorantreiben, wo sich solche regionalen Geldgeber eigentlich in der Vergangenheit schon hätten finden lassen müssen. Sofern es sie denn gäbe.

Gleichzeitig wachsen in Trier auch andere Sorgen. Denn zur finanziellen Krise hat sich eine sportliche gesellt. Seit dem Tag, an dem der Verein seine Finanznot und die Spieler ihren Gehaltsverzicht verkündeten, hat die TBB nicht mehr gewonnen. Fünf Spiele in Serie verlor die Mannschaft, nach einem passablen Saisonstart ist sie in der Tabelle weit abgerutscht und muss sich an den Abstiegsplätzen orientieren. Dass ausgerechnet am Samstag im Spiel gegen den Titelfavoriten Alba Berlin (19.45 Uhr, DSF) die Wende gelingt, gilt als unwahrscheinlich. "Mit dem Kopf sind noch alle hier", sagt Gillingham zwar. Doch dass die finanziellen Sorgen zur Verunsicherung des Teams beitragen, hält er durchaus für möglich.

© SZ vom 09.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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