Basketball:Das Taumeln geht weiter

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Hohe Erwartungen: Der neue Würzburger Basketballtrainer Saso Filipovski soll die Mannschaft wieder auf Kurs bringen. (Foto: JB Autissier/imago)

Im ersten Spiel nach der Ära Wucherer kassieren die Würzburger Basketballer ihre sechste Niederlage in Serie.

Von Sebastian Leisgang, Würzburg

Als die letzte Minute angebrochen war, zeigte Steffen Liebler keine Regung mehr. Während des Spiels hatte er sein Team angefeuert, er war mit den Schiedsrichtern ins Gericht gegangen, er hatte Beifall geklatscht, doch jetzt, da auch die sechste Niederlage in Serie nicht mehr zu verhindern war, da saß Liebler einfach nur auf seinem Stuhl am Spielfeldrand, das rechte Bein über das linke geschlagen, die Hände gefaltet und in den Schoß gelegt. Liebler, 37, war erstarrt. Wer ihn da so sitzen sah in grauem Anzug und weißem Hemd, der konnte fast meinen, der Geschäftsführer der Würzburger Basketballer halte inne und spreche unter seinem blauen Mundschutz ein Gebet. Stoisch ließ Liebler die letzten Sekunden über sich ergehen, er wusste ja, dass nichts mehr auszurichten war an diesem Samstagabend, an dem Würzburg 88:100 gegen Hamburg verlor und sich damit auch im ersten Spiel nach der Ära Denis Wucherer geschlagen geben musste.

Dreieinhalb Jahre lang hatte Wucherer den Würzburger Basketball geprägt, nun stand auf einmal sein Assistent Steven Key an der Seitenlinie und dirigierte die Mannschaft. Als Key später im Presseraum Platz nahm, sagte er: "Wir konnten bis zur Halbzeit mithalten, aber man hat gemerkt, dass uns die Physis bei den Rebounds fehlt." Das Körperliche, die Härte, auch die Aufmerksamkeit unter den beiden Körben, das war es, was letztlich den Unterschied machte zwischen den Hamburgern, die im Rennen um die Playoff-Plätze mitmischen, und den Würzburgern, die gerade von Niederlage zu Niederlage taumeln und nun einen neuen Coach haben, der den Absturz aufhalten soll: Saso Filipovski, 47, ein Slowene, der schon vor mehr als zwei Jahrzehnten in seiner Heimat erstmals eine Mannschaft trainierte, später aber auch in Polen, Russland, Italien, Frankreich, der Türkei und in Serbien arbeitete.

Was die Würzburger gegen Hamburg auch versuchten, ein Mittel fanden sie nicht

Eine "beeindruckende Vita" habe Filipovski, "große Erfahrung" bringe er mit, "neue Ansätze" verfolge er: All das sagte Liebler im Zuge des Trainerwechsels, wohlwissend, dass der Neue vor allem ein Problem in den Griff bekommen muss: die Verteidigung. Wie dringlich die Aufgabe ist, zeigte sich am Samstag zum wiederholten Male in dieser Saison. Was die Würzburger gegen Hamburg auch versuchten, ein Mittel fanden sie nicht. Exemplarisch dafür eine Szene im ersten Viertel: Erst warf sich Filip Stanic vergeblich nach dem Ball, dann fiel auch William Buford hin, ohne dass er den Hamburger Angriff stoppen konnte - schon stand es 8:14.

Am Ende war es sogar ein dreistelliges Resultat, das Würzburg anerkennen musste. Wer auch Anfang November beim 90:70 gegen den FC Bayern auf der Tribüne gesessen hatte, wer damals sah, wie die Mannschaft den Tabellenführer beherrschte, mit welcher Hingabe sie spielte, wie sie sich vom Publikum tragen ließ, der erlebte gegen Hamburg das Kontrastprogramm. Leere Ränge, keine Stimmung und ein Team, das unter dem eigenen Korb kraftlos daherkommt: Es war ein trostloser Samstagabend in der Würzburger Halle.

Jetzt aber, da sich der neue Coach angekündigt hat, sollen wieder bessere Tage anbrechen. Tage, an denen Liebler die Fäuste zum Jubeln ballt und nicht die Hände faltet zum Gebet.

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