Basketball:Batums große Hand

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Abräumer: Rudy Gobert (re.) ist in Tokio eine Säule in der französischen Abwehr - wie hier der Slowene Mike Tobey zu spüren bekommt. (Foto: Bryan Snyder - Pool/Getty)

Frankreich ringt Slowenien nieder und erreicht das Finale gegen die USA - die Amerikaner haben wenig Mühe bei ihrem Halbfinal-Erfolg gegen Australien.

Von Thomas Hahn, Saitama

Sloweniens Point Guard Klemen Prepelic spürte den Trost und das Wohlwollen der anderen. Aber in diesen ersten Momenten nach dem Halbfinale des olympischen Basketballturniers gegen Frankreich nützte ihm das nichts. 89:90 verloren, und er hatte es in der Hand gehabt, das Spiel in letzter Sekunde zu drehen. Er war frei. Er hatte den Ball. Er setzte zum Korbleger an, zwei Sekunden vor Schluss, und dann war da plötzlich die große Hand von Nicolas Batum und blockte den Versuch. Der Ball prallte ans Brett. Die Zeit war um, das Spiel verloren.

Frankreichs Basketballer stehen damit am Samstag im Finale um Gold gegen die USA. Die Amerikaner hatten wenige Stunden zuvor Australien besiegt. Und zwar 97:78, sie mussten sich also bei weitem weniger abmühen als die Franzosen bei diesem europäischen Gipfel gegen Slowenien in der Super-Arena von Saitama. Es war das vielleicht intensivste Spiel des bisherigen Turniers, eine Partie, die eigentlich keinen Sieger verdient hatte und die die Slowenen etwas ratlos zurückließ. "Wir haben ein paar Fehler gemacht", sagte deren Coach Alexander Sekulic, "aber ich kann niemanden einen Vorwurf machen." Luka Doncic, Sloweniens Spiritus Rector von den Dallas Mavericks, sagte: "Ich bin wirklich stolz auf dieses Team."

Die Slowenen hatten den besseren Start. Dafür hielten die Franzosen im dritten Viertel lange die Führung. Aber wirklich deutlich war der Vorsprung nie. "Beide Teams weigerten sich zu verlieren", sagte Frankreichs Coach Vincent Collet. Das stimmte bis zum Schluss. 33 Sekunden vor der letzten Sirene führte Frankreich 90:86, dann versenkte Prepelic einen Drei-Punkte-Wurf, und die slowenische Hoffnung lebte wieder. Frankreichs Nando de Colo scheiterte, da standen noch 21 Sekunden auf der Uhr. Dann kam Prepelics letzte Chance, die Batum zunichte machte.

Der Hauptgrund für den Sieg der Franzosen war aber, dass sie Doncic effektiver als andere slowenische Gegner bekämpften. Sie bedrängten ihn mit ihren Centern, sie ließen ihm keine Ruhe. Er erzielte weniger Punkte als sonst (16), allerdings sammelte er 18 Assists. "Wir mussten ein paar Dinge zulassen", sagte Collet. "Sie haben ihm viel Aufmerksamkeit gewidmet", sagte Sekulic, "dafür hatten andere mehr Freiraum. Aber es hat sich für sie ausgezahlt." Doncic wollte das alles nicht mehr deuten. "Wir haben ein Spiel verloren", sagt er, "da interessiert mich meine Leistung nicht."

Und nun das Finale. Die Franzosen waren mit den Amerikanern in einer Gruppe. Sie spielten gegen sie zum Auftakt und gewannen. Die Niederlage schien des US-Team zu beeindrucken, danach wirkte es souverän. Und vor dem Spiel um Gold behaupten die Franzosen jetzt natürlich wieder, dass die Amerikaner die Favoriten seien. Als Außenseiter spielt es sich leichter, wobei Point Guard Nando de Colo sagte: "Wir werden das Finale mit viel Selbstvertrauen spielen." Er schien einen Goldgewinn durchaus für möglich zu halten.

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