Basketball:Bamberg wildert wie ehemals der FC Bayern

Lesezeit: 2 min

Bald gemeinsam für Bamberg auf Korbjagd: Augustine Rubit (l.) und Patrick Heckmann. (Foto: imago)
  • Nach Bayern-Kapitän Bryce Taylor holt der deutsche Basketball-Meister Bamberg auch Augustine Rubit vom Hauptrundensieger Ulm.
  • Die Bamberger machen es wie ehemals die Münchner Fußballer und schwächen damit die Mitbewerber.
  • Aber auch die Oberfranken verlieren wichtige Spieler und müssen erkennen, dass ihnen international nur die Rolle des Davids bleibt.

Von Matthias Schmid, München

Es könnte durchaus sein, dass sie beim deutschen Basketballmeister Brose Bamberg bald ernsthaft darüber nachdenken werden, in den neuen Spielerverträgen ein Twitter-Verbot einzuführen. Noch gibt es keine Klausel, die den Basketballern unter Strafe stellen würde, mehr oder weniger belanglose Dinge ins weltweite Netz hinauszuzwitschern. Augustine Rubit dachte sich wohl auch nichts Böses, als er am Samstag die Nachricht einer italienischen Online-Sportseite retweetete, wie die Weiterverbreitung auf Twitter so schön heißt. Blöd war nur, dass er auf diese Weise indirekt mitteilte, dass er seinen Arbeitgeber wechseln und in der neuen Spielzeit für Bamberg auflaufen werde.

Seinem neuen Dienstherrn gefiel diese Art der nicht abgesprochenen Nachrichtenverbreitung nicht, offiziell bestätigen wollte der Klub den Wechsel nicht. Nach SZ-Informationen wird der 27-jährige Rubit, der zuletzt für den Hauptrundensieger Ulm spielte, einen Zweijahresvertrag unterschreiben. Bekanntgeben will Bamberg den Wechsel erst am nächsten Sonntag. Bereits am vergangenen Sonntag verkündete der Klub, dass Bryce Taylor vom FC Bayern seine Unterschrift unter einen Dreijahresvertrag gekritzelt hat (die SZ berichtete). Bis Sommer 2020 läuft auch der Kontrakt des serbischen Flügelspielers Luka Mitrovic, der von Roter Stern Belgrad kommt.

ExklusivBasketball
:Bamberg schnappt sich Bayern-Kapitän Taylor

München muss seinen bekanntesten Basketballer der vergangenen Jahre zum großen Rivalen ziehen lassen. Dabei sucht der FC Bayern gerade nach einen Weg, die Dominanz der Bamberger zu brechen.

Von Matthias Schmid

In den Kader des einzigen deutschen Euroleague-Teilnehmers ist in den vergangenen Tagen sehr viel Bewegung gekommen. Es herrscht sogar eine größere Fluktuation als Geschäftsführer Rolf Beyer zunächst selbst glaubte, er hatte nur von einem "Umbau" gesprochen, nicht aber von einem Umbruch. Sie müssen nun jedoch leidvoll erkennen, dass dem Goliath der deutschen Bundesliga international nur die Rolle des Davids bleibt. Nach dem Abschied von Nicolò Melli und dem Wechsel von Janis Strelnieks zu Olympiakos Piräus ist inzwischen amtlich, dass Nationalspieler Daniel Theis Bamberg nach drei Meistertiteln in Folge verlassen wird. "Nach drei unglaublichen Jahren im Bamberger Trikot ist nun der Moment gekommen, #Freakcity Lebewohl zu sagen, um mich neuen Herausforderungen zu stellen", schrieb der 25-Jährige bei Instagram. Seine neue Herausforderung wird ihn wohl als vierten deutschen Profi in die nordamerikanische Basketballliga NBA zu den Boston Celtics führen.

Die Bamberger verlieren in Melli, Strelnieks, Theis und dem US-Amerikaner Darius Miller vier ihrer prägenden Spieler. Um die hohe Qualität auch für die internationalen Partien im höchsten europäischen Klubwettbewerb halten oder im besten Fall erhöhen zu können, bedienen sie sich eines Stilmittels, mit dem schon der FC Bayern im Fußball jahrzehntelang Erfolg hatte: Sie schwächen die Mitbewerber, indem sie ihnen die besten oder identitätsstiftenden Spieler abwerben, weil sie über finanzielle Mittel verfügen, die in der Liga ihresgleichen suchen.

Nach Bayern-Kapitän Taylor passt da auch Rubit ins Anforderungsprofil. Der US-Amerikaner aus Houston gehörte auf den großen Positionen neben Raymar Morgan zu den auffälligsten Profis seines Teams, das Bamberg zweimal besiegte. Rubit ist einer, der in seiner wuchtigen Spielweise Theis ähnelt. Bambergs Cheftrainer Andrea Trinchieri sieht in ihm einen Spieler, den er noch weiter formen kann. Taylor dagegen, der mit Bayern 2014 die Meisterschaft errang, soll mit seiner List, Erfahrung und seinen integrativen Fähigkeiten helfen, den Umbruch so geräuschlos wie möglich zu gestalten.

"Bryce ist mit uns eine außergewöhnlich lange Strecke gegangen", würdigte Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic die Verdienste Taylors, der vier Jahre in München lebte. Taylor ist nicht der einzige Weggang, auch die beiden Spielmacher Nick Johnson und Dru Joyce verlassen München. Joyce wird sich dem AS Monaco anschließen, wo auch schon der frühere Bayern-Spieler John Bryant spielt - und der ehemalige Berliner Elmedin Kikanović.

Anders als die Bamberger haben die Münchner noch keine Zugänge präsentiert. In Bamberg gehen sie aber davon aus, dass die Münchner in Kürze mit prominenten Namen reagieren werden. "Ich bin mir sicher", hat Bambergs Aufsichtsratschef Michael Stoschek jüngst gesagt, "dass die Führung des FC Bayern mit dem unglaublichen Potenzial aus dem Fußball entsprechend Geld generieren wird."

© SZ vom 26.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Basketball
:Man spricht Deutsch in der NBA

Bambergs Basketball-Nationalspieler Daniel Theis steht vor einem Engagement bei den Boston Celtics. Sein Wechsel verdeutlicht einen Trend.

Von Matthias Schmid

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: