Basketball:"Wir sind immer noch Bamberg"

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Die gute Nachricht: Bambergs Center Christian Sengfelder (beim Wurf) hat für zwei weitere Spielzeiten verlängert. (Foto: Daniel Löb /HMB-Media/Imago)

Der neunmalige deutsche Meister trifft als Vorrundenachter auf den Ersten Ludwigsburg. Obwohl die Oberfranken auch noch auf ihren besten Spieler verletzungsbedingt verzichten müssen, geben sie sich selbstbewusst.

Von Ralf Tögel

Philipp Galewski konnte sich sein Grinsen dann doch nicht ganz verkneifen. Angesprochen auf den Gegner in den Basketball-Playoffs sagte der Geschäftsführer der Bamberger Basketballer, dass er es richtig gut finde, das Halbfinale im dritten Spiel in eigener Halle buchen zu können. Traditionell geben die Geschäftsführer der acht Endrundenklubs eine kleine Einschätzung zu den bevorstehenden Playoffs ab, Galewskis Einwurf war ein Scherz. Denn in der Best-of-five-Serie muss man für ein Weiterkommen dreimal gewinnen, Galewski hatte also zwei Auswärtssiege in seine Prognose eingerechnet. Der Vorrundenachte aus Bamberg trifft in seiner Viertelfinal-Serie um den deutschen Meistertitel der Basketball-Bundesliga (BBL) auf den souveränen Vorrunden-Primus MHP Riesen Ludwigsburg, der in der gesamten Spielzeit nur vier Partien verloren hat. Und seit zwei Jahren zu Hause unbesiegt ist.

Die Riesen spielen die beste Saison ihrer Vereinsgeschichte, knacken eine Rekordmarke nach der anderen. So sammelten sie etwa 18 Siege in Serie und sind besonders in der heimischen Arena eine Macht. Die letzte Heimniederlage der Schwaben datiert vom 28. September 2019. Beim klaren Sieg gegen den FC Bayern im letzten Hauptrundenspiel konnte man gut sehen, was diese Mannschaft so stark macht. Zum einen verstehen es die Schwaben giftig zu verteidigen und haben in Yorman Polas Bartolo einen der besten Verteidiger der Liga. Zum anderen spielt Ludwigsburg mit viel Tempo in der Offensive und hat neben dem sicheren Kombinationsspiel auch sehr flinke Guards wie Jaleen Smith oder Jordan Hulls, die nicht nur zum Korb ziehen können, sondern auch sehr treffsicher aus der Distanz sind. Spaß beiseite: Die Baden-Württemberger sind der klare Favorit.

Ausgerechnet Devon Hall, der beste Bamberger Spieler, bricht sich kurz vor den Playoffs das Handgelenk

Aber Galewskis Anmerkung war nicht nur als stimmungsaufhellender Gag zu verstehen, der Bamberger Geschäftsführer gab ihr schon noch etwas Ernsthaftigkeit: "Wir sind immer noch Brose Bamberg und individuell stark besetzt. Nun werden wir schauen, ob wir diesem Namen auch alle Ehre machen können." Als kleiner Anhaltspunkt sollte der Sieg gegen die Ludwigsburger vor gut drei Wochen dienen. Bamberg ist neben Crailsheim, Berlin und den Bayern eines jener vier Teams, denen das gelungen ist. Allerdings war damals noch Devon Hall mit von der Partie, "unser bester Spieler", wie Galewski sagte. Der wurde kürzlich in seiner Heimat USA am Handgelenk operiert, das er sich im vorletzten Vorrundenspiel gegen Göttingen gebrochen hatte. In Hall fehlt Bamberg nicht nur der beste Punktesammler. Der Guard mit NBA-Erfahrung (Oklahoma City Thunder) war nach anfänglichen Abstimmungsproblemen im neuen Team unter dem neuen Trainer Johann Roijakkers immer besser in Fahrt gekommen. Der Mannschaft fehlt nun der Kopf. Außerdem musste der Niederländer zuletzt auch auf die Schlüsselspieler Michele Vitali, David Kravish und Alex Ruoff verzichten. Die immerhin werden zu den Playoffs zurückerwartet. "Sie sind noch nicht bei 100 Prozent", gab Galewski zu bedenken, aber helfen würden sie dem Team allemal.

Roijakkers will auch kein großes Drama aus dem Fehlen von Hall machen, er habe nun Planungssicherheit für die K.-o.-Runde: "Ich weiß jetzt, dass er definitiv nicht da ist, also werden wir andere Lösungen finden." Außerdem sei der Kader immer noch in der Lage, gegen jedes der Top-Acht-Teams der Liga zu bestehen. "Wir wissen, was wir zu tun haben. Sie holen viele Offensivrebounds, forcieren viele Ballverluste und haben selbst wenige. Am Ende haben sie mehr Würfe als der Gegner und gewinnen so die Spiele. Das müssen wir versuchen zu drehen, selbst Ballverluste erzwingen und den Rebound kontrollieren." Jeder Spieler müsse dafür einen kleinen Schritt nach vorne machen, weiter gute Wurfquoten zeigen, dann "haben wir eine Chance". Auch eine gute Nachricht konnten die Bamberger rechtzeitig zum Playoff-Start verkünden: National-Center Christian Sengfelder hat bis 2023 verlängert.

Zweimal hat Bamberg eine Playoff-Serie gegen Ludwigsburg gespielt, beide Male wurde Bamberg Meister

Ansonsten lief in der Saison nicht alles nach Plan für die Bamberger, der ausgegebene Platz unter den ersten Vier wurde klar verpasst. Immerhin erreichten die Oberfranken in der Champions League die Playoffs. Angesichts der vielen Verletzungsprobleme und einer zwischenzeitlichen Quarantäne-Unterbrechung nimmt Roijakkers aber Druck vom Team, zumal das Spieljahr angesichts der Umbauten ohnehin als Übergangssaison eingestuft war. Galewski erinnerte noch daran, dass sein Klub bisher zweimal in den Playoffs auf Ludwigsburg getroffen ist, beide Male wurde Bamberg am Ende Meister. Im Halbfinale würde im Übrigen der FC Bayern München warten, sofern der Pokalsieger seiner Favoritenrolle gegen Crailsheim gerecht wird. Spätestens wenn es zu diesem traditionsreichen Playoff-Duell kommen sollte, ist es wieder Zeit für einen Scherz.

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