Baseball:Reich gegen nicht ganz so reich

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11,5 Millionen minus X: Cody Bellinger von den Los Angeles Dodgers wird in der Krise weniger verdienen. (Foto: Elaine Thompson/AP)

Die amerikanische Baseballliga und ihre Profis haben Probleme - aber nicht unbedingt wegen der Corona-Pandemie. Sie kreisen um sich selbst und schachern in der Krise um Millionensummen.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es gibt massiven Widerstand gegen die Pläne der Baseball-Profiliga MLB, die Saison im Juli zu beginnen, und interessanterweise hat es nur am Rande mit der Pandemie zu tun. Die Profis äußern Bedenken und denken offenbar sogar über einen Streik nach, doch geht es dabei weniger um ihre Sicherheit, logistische Probleme oder den Hinweis der Gesundheitsamts von Los Angeles, dass in den kommenden drei Monaten ganz sicher keine Sportveranstaltungen in der Stadt stattfinden werden. Es geht, natürlich, ums Geld.

Der Fall ist interessant für jeden, der sich für erbitterte Verhandlungen, Arbeitsrecht und US-Sport begeistert. Er wirkt jedoch grotesk für alle, die wegen der Ausgangssperre in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind und nun erfahren, wie Milliardäre und Millionäre darum schachern, die Einnahmen möglichst gerecht zu verteilen. Die Liga hat vorgeschlagen, Anfang Juli eine verkürzte Saison (82 statt 162 Spiele, dafür jedoch Playoffs mit 14 statt zehn Teams) zu beginnen und während der regulären Spielzeit nur regionale Partien und notfalls in Stadien ohne Zuschauer auszutragen. Die kompletten Einnahmen sollen jeweils zur Hälfte zwischen den Vereinen und den Spielern aufgeteilt werden.

Das klingt fair, zumal es diese Verteilung auch in anderen US-Ligen gibt - doch das ist es nicht. Die Spieler haben bei den ersten Verhandlungen im März bereits zugestimmt, bei einer kurzen Saison auf etwa die Hälfte ihrer Gehälter verzichten zu wollen. Die Eigentümer argumentieren nun, dass dies nicht reiche, sie rechnen aufgrund möglicherweise leerer Stadien mit 40 Prozent niedrigeren Einnahmen. Ein Beispiel: Cody Bellinger von den Los Angeles Dodgers hätte in dieser Saison 11,5 Millionen bekommen, laut der ersten Einigung wären es noch 5,25 Millionen. Dem aktuellen Vorschlag der MLB zufolge, sollte der Umsatz wirklich um 40 Prozent sinken, wären es nur noch 3,45 Millionen.

"Der Wert jeder Franchise ist in den vergangenen Jahren um mindestens 700 Millionen Dollar gestiegen", sagt Bellingers Berater Scott Boras, der mehr als 100 weitere Profis vertritt: "Diese Steigerung wandert in die Taschen der Eigentümer, die nun ihre Angestellten an möglichen Verlusten beteiligen wollen. So geht das nicht." Die Eigentümer halten dagegen, dass manche Klubs bei leeren Stadien und nur 50 Prozent weniger Gehalt für die Spieler in dieser Saison einen Verlust von je 100 Millionen Dollar hinnehmen müssen. Boras sagt, dass mögliche Verluste durch die Wertsteigerungen aufgefangen und zum Risiko von Firmenbesitzern gehören würden - nichts anderes sind Vereine im US-Sport.

"Die Spieler sollten das Angebot annehmen", sagt der frühere Profi Mark Texeira, der übrigens während seiner aktiven Karriere gut 325 Millionen Dollar verdient hat: "Jeder verzichtet gerade, und die Akteure riskieren, dass sie ein komplettes Jahr verlieren, wenn sie sich nicht mit den Besitzern einigen." Das wirklich Interessante an den Verhandlungen: Beide Seiten wissen, dass sie massiv verlieren, sollte die Saison wegen eines Gehaltsstreits abgesagt werden. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass es eine Einigung geben wird - und nur, damit auch jeder weiß, wer da mit wem verhandelt: Selbst bei einem Rückgang um 40 Prozent würden die Einnahmen der MLB in dieser Saison bei mehr als fünf Milliarden Dollar liegen.

© SZ vom 15.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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