Regensburg (dpa) - In Nordamerika Volkssport Nummer eins, hierzulande weit hinten in der Nische: Mit Baseball haben die Deutschen nicht viel am Hut. Dabei gehört das Nationalteam zu den stärksten Auswahlmannschaften in Europa und kämpft bei der Heim-EM von Freitag an in Regensburg um Edelmetall.
„Wir wollen eine Medaille holen und um Gold spielen“, verkündete Bundestrainer Greg Frady. Doch auch wenn das gelingt: Allzugroßes Aufsehen wird die EM wieder nicht erzeugen, zumal die besten deutschen Spieler nicht aus Nordamerika anreisen.
Dass Fradys Team in einer Vorrundengruppe in Regensburg antritt, ist kein Zufall. Die Oberpfälzer Landeshauptstadt ist eine der wenigen Baseball-Hochburgen in Deutschland, richtete 2012 schon ein Qualifikationsturner zur Weltmeisterschaft aus und beheimatet den Bundesligisten Buchbinder Legionäre als größten von nur rund 400 deutschen Vereinen. Zum Vergleich: Allein in der Oberpfalz mit gut einer Million Einwohnern sind etwa ebensoviele Fußballclubs gemeldet.
In der Armin-Wolf-Arena beginnt für die deutsche Mannschaft mit dem Match am 12. September gegen Frankreich die EM, danach folgen noch täglich Partien gegen Belgien, Großbritannien, Titelverteidiger Italien und Schweden. Die besten drei Teams erreichen die danach folgende Medaillen-Endrunde im tschechischen Brünn.
Fradys Truppe gehört zu den Medaillenkandidaten, zuletzt schaffte es die Auswahl des Deutschen Baseball und Softball Verbands (DBV) vier Mal nacheinander unter die Top vier in Europa - bei der Heim-EM im Jahr 2010 sicherte sich die Mannschaft sogar Bronze.
Auf die besten deutschen Profis muss Frady verzichten, für die MLB-Spieler Donald Lutz (Cincinnati Reds) und Max Kepler (Minnesota Twins) war eine Reise zurück in die Heimat keine Option. Dafür ist eine EM in dieser Sportart dann doch wesentlich unwichtiger als die reguläre Saison in der besten Baseball-Liga der Welt.
Allerdings erhielten die Youngster Daniel Thieben (Seattle Mariners), Maik Ehmcke und Markus Solbach (beide Arizona Diamondbacks) die Freigabe von ihren Clubs. Ehmcke schaffte es in seinem ersten Jahr in den USA direkt in die dritthöchste Minor-League-Stufe und gibt in Regensburg sein Pflichtspiel-Debüt für die Nationalmannschaft. Thieben und Solbach waren schon bei der EM vor zwei Jahren dabei.
Trotz der prominenten Unterstützung für das deutsche Team sind die Topfavoriten auf den Turniersieg andere. Von jeher führt kaum ein Weg an den beiden Spitzenmannschaft aus Italien - wo der ehemalige MLB-Star Mike Piazza im Trainerstab steht - und den Niederlanden vorbei. 30 der bisher 32 Titel teilten die beiden Nationen unter sich auf. „Holland hat die letzte Weltmeisterschaft gewonnen und Italien ist zweifacher Titelverteidiger. Beide Mannschaften verdienen als Champions höchsten Respekt“, sagt der Bundestrainer.