Badminton:Auseinandergelebt

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Pia Becker, hier bei einer Partie in Geretsried, ist von Neubiberg nach Neuhausen gewechselt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Von Sebastian Hepp

20 Jahre sind eine lange Zeit. So lange spielte die erste Mannschaft des TSV Neubiberg-Ottobrunn fast ununterbrochen in der zweiten Badminton-Bundesliga. Einmal, in der Saison 2004/05, da gab es sogar mal einen Ausflug in Liga eins.

Doch auch die Zeit seit dem Frühjahr 2020 war eine lange - und eine, die sich gravierend ausgewirkt hat auf den Klub aus dem Münchner Landkreis. Denn die Corona-Krise hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Neubiberger nun nicht mehr in der zweiten Liga antreten. Die Saison 2020/21 war pandemiebedingt frühzeitig abgebrochen worden, die Hallen zumindest in Bayern waren zu, kein Training möglich - wie eben überall, wo nicht gerade Profis am Werk waren. "Das hat sicher dazu beigetragen, dass sich die Mannschaft etwas auseinandergelebt hat", sagt Hubert Hauber, langjähriger Manager des Bundesligateams und inzwischen erster Vorsitzender des TSV.

Zur lange geschlossenen Halle kam hinzu, dass die Spielerdecke ohnehin schon sehr dünn war

Der Anspruch der Abteilung war stets, möglichst hochklassig zu spielen, die Saison 2019/20 hatte der Klub noch als Tabellendritter der Südgruppe abgeschlossen. Doch als die gemeindeeigene Halle von November 2020 bis in den Juni hinein wieder dicht machte, gab es eben keinen Ort mehr für den Teamgeist und die gegenseitige Motivation, die den Kader immer ausgezeichnet hatten. Auch Fitnessstudios waren geschlossen, nicht mal ihre Defizite in punkto Schnellkraft und Kondition konnten die Athleten bis Juli abbauen. Bereits Anfang des Jahres stand dann laut Reglement die Entscheidung an, ob der TSV auch 2021/22 zweitklassig mitmischen wolle. Und die Spielerdecke, das hatte mit der Pandemie weniger zu tun als mit dem Aufwand für dieses Niveau, war dünn. "Es war uns nicht möglich, genügend Leute für die zweite Liga zu melden", erläutert Hauber.

Nach dem Rückzug setzte beim TSV eine Abwanderungswelle ein. Nachwuchstalent Julian Blaumoser, Routinier Felix Hoffmann und Spitzenspielerin Pia Becher gingen zum Lokalrivalen TSV Neuhausen, dessen zweite Garnitur per Losentscheid in die zweite Liga aufrückte und dessen Erstligateam an diesem Samstag Heimspiel hat. Kevin Feibicke und die Geschwister Max und Paula Kick verstärkten das Zweitligateam des TuS Geretsried. "Das hat mich hart getroffen", bekennt Patrick Fischer, Leiter der Neubiberger Badmintonsparte. Vor dem Rückzug sei bei den meisten noch der Wille erkennbar gewesen, Neubiberg die Treue zu halten. Im Gegensatz zu Neuhausen oder Geretsried, denen mehr Aktive für ihre Zweitligateams zur Verfügung stünden als Neubiberg, müssten sie bei ihren neuen Vereinen nun nicht an jedem Spielwochenende ran. Zudem könnten sie sich dort sportlich besser weiterentwickeln.

Mit dem jetzigen Kader, zu dem noch ehemalige Bundesligaspieler wie Gregory Schneider, Benjamin Placzek und Helena Storch gehören, spekuliert der TSV Fischer zufolge auf einen vorderen Mittelplatz in der Regionalliga Südost. Und in drei, vier Jahren auf den Wiederaufstieg mit Nachwuchskräften. Bis dahin geht es laut Homepage um Zusammenarbeit: "zwischen Leistungssport, Breitensport und Jugend".

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