Ausschreitungen vor Formel-1-Grand-Prix in Bahrain:Opposition will Rennen mit "Tagen des Zorns" begleiten

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Demonstranten wollen das Formel-1-Rennen in Bahrain nutzen, um ihren Protesten gegen die Königsfamilie mediale Aufmerksamkeit zu verschaffen. Sie werfen der Regierung vor, die Veranstaltung zu instrumentalisieren und haben zu "Tagen des Zorns" aufgerufen. Die Polizei reagiert mit Gewalt und erhöhten Sicherheitsvorkehrungen.

In Bahrain ist es vor dem Formel-1-Grand Prix an diesem Wochenende zu Ausschreitungen gekommen. In den Vororten der Hauptstadt Manama ging die Polizei am Freitag mit Tränengas und Blendgranaten gegen Demonstranten vor. Nach Angaben von Aktivisten sind allein in den vergangenen Tagen 95 Menschen nach Protesten festgenommen worden.

Regierungsgegner protestieren am Donnerstag in Manama. (Foto: AP)

"Für die vergangenen zwei Wochen können wir eine wachsende Zahl von Verletzten, Festnahmen und Hausdurchsuchungen durch die Polizei nachweisen", sagte Oppositionsführer Mattar Mattar.

Die Opposition kündigte an, den Grand Prix mit "drei Tagen des Zorns" zu begleiten. Für die kommenden Tage sind weitere Demonstrationen und Proteste angekündigt. Die Sicherheitsvorkehrungen in dem Land mit etwa 1,3 Millionen Einwohnern sind verstärkt worden. Zudem erhöhte die Polizei ihre Präsenz auf dem Weg zu der 30 Kilometer außerhalb Manamas gelegenen Formel-1-Strecke und errichtete Straßensperren sowie Kontrollpunkte.

Am Freitagvormittag fand in dem Königreich das erste Training statt, am Sonntag soll das Formel-1-Rennen ausgetragen werden.

Das Team des deutschen Piloten Nico Hülkenberg, Force India, hat unterdessen entschieden, nicht aus Bahrain abzureisen, nachdem unter der Woche teamintern ein vorzeitiger Abschied diskutiert worden war. Nun will der Rennstall aber nicht am zweiten Training am Freitag teilnehmen. "Keine Chance, dass wir uns zurückziehen", sagte der stellvertretende Teamchef Bob Fernley. Man wolle dazu beitragen, dass der Grand Prix möglichst normal über die Bühne gehe. Am Mittwoch war ein Minivan mit vier Mechanikern in Krawalle zwischen Demonstranten und der Polizei geraten und einem Anschlag nur knapp entgangen. Daraufhin reisten zwei Teammitglieder vorzeitig ab.

Bereits im Vorfeld hatte es viel Kritik an der Ausrichtung der Veranstaltung in Bahrain gegeben. Kritiker werfen dem Königreich vor, mit dem Rennen sein international angekratztes Ansehen verbessern zu wollen. Während Sportjournalisten zur Berichterstattung ins Land durften, wurde anderen Reportern die Einreise verweigert. Die Veranstalter rechnen damit, dass 100.000 Besucher zu dem Rennen kommen und dem Tourismus neuen Schwung verleihen.

Grand Prix im vergangenen Jahr abgesagt

Im vergangenen Jahr sagten die Organisatoren den Grand Prix noch wegen des gewaltsamen Vorgehens der Regierung gegen Demonstranten ab. Bahrain befindet sich seit Beginn des Arabischen Frühlings in Aufruhr. Die Proteste waren von der Regierung unter anderem mit Hilfe von Truppen aus verbündeten Nachbarstaaten, darunter auch Saudi-Arabien, niedergeschlagen worden. Dabei kamen Dutzende Menschen ums Leben.

Seither kommt es nahezu täglich zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Jugendlichen. Die Opposition fordert die Umwandlung Bahrains in eine parlamentarische Demokratie. Derzeit wird Bahrain von der Al-Chalifa-Familie regiert. Die Dynastie ist im Gegensatz zur mehrheitlich schiitischen Bevölkerung sunnitisch.

© dapd/Reuters/dpa/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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