Alexander Zverev:Tennis-Hoffnung sagt Olympiastart ab

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(Foto: Daniel Bockwoldt/dpa)

Der Hamburger muss vier Jahre auf seine Olympia-Premiere warten - aus gesundheitlichen Gründen.

Auf dem Foto beißt Alexander Zverev auf seine Kette, sein Blick ist enttäuscht. Es ist kein aktuelles Bild von dem 19-Jährigen, das er am Samstag auf Instagram veröffentlicht hat. Trotzdem passt es gut. Das Tennis-Talent aus Hamburg hat am Samstag aus gesundheitlichen Gründen seine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro abgesagt. "In meinen letzten beiden Matches in Washington und Toronto habe ich mich nicht 100 prozentig gut gefühlt", schreibt er. "Nach mehreren Gesprächen mit Ärzten und meinem Team haben wir entschieden, dass ich zurückziehen muss."

Im kanadischen Toronto hatte der aufstrebende Norddeutsche am Dienstag überraschend in der ersten Runde gegen Lu Yen-Hsun aus Taiwan verloren. Von gesundheitlichen Problemen hatte er schon in der Vorwoche in Washington berichtet, nachdem er im Halbfinale gegen den Franzosen Gael Monfils den Kürzeren zog. Er habe sich vor dem Match übergeben müssen. Ihm sei offenbar etwas nicht bekommen, klagte er.

Das deutsche Tennis verliert damit für das Herren-Einzel in Rio seinen größten Hoffnungsträger neben der deutschen Nummer eins Philipp Kohlschreiber. Zuvor hatte der Deutsche Tennis Bund bereits die Absage des Doppelspezialisten Philipp Petzschner hinnehmen müssen. Der 32-Jährige ist nicht rechtzeitig fit geworden, weil es nach einer Knie-Operation zu erheblichen Komplikationen gekommen war. Zverev war auch als Ersatz für Petzschner als Doppelpartner von Kohlschreiber im Gespräch.

"Er hat in diesem Jahr schon mehr Matches gespielt als im kompletten letzten, er ist an seinem Limit angekommen", sagte Dirk Hordorff, Vizepräsident des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) und Teamchef in Rio, zur Absage. Zudem, ergänzte er, mache dem Tennisprofi auch ein Virus zu schaffen. Der DTB müsse die Entscheidung der Ärzte akzeptieren, sagte Hordorff diplomatisch, Zverev sei "halt noch sehr jung und hat noch nicht die körperliche Robustheit der absoluten Spitzenspieler". Aus dem Verband kam aber auch Kritik: "Er sieht sich derzeit nicht in der Lage, eine Medaille zu gewinnen, deshalb spielt er nicht", sagte DTB-Sportdirektor Klaus Eberhard. "Man kann sich fragen, ob seine Turnierplanung so richtig war, alles hintereinander weg zu spielen."

Alexander Zverev war neben Wimbledon-Finalistin Angelique Kerber ein zweiter schillernder Athlet im deutschen Tennis. In der Weltrangliste hat er sich zuletzt immer weiter nach vorn gearbeitet, viele trauen ihm eine Zukunft als Top-Ten-Spieler und Grand-Slam-Sieger zu.

In zwei Wochen, so lautet Zverevs Plan, wolle er wieder voll angreifen können. "Ich hoffe, dass ich beim ATP-Masters in Cincinnati in Bestform zurückkehren kann und wünsche meinen deutschen Teamkameraden für Rio das Beste", erklärte der Davis-Cup-Spieler. In der Einzel-Konkurrenz der Herren, für die auch der Schweizer Tennis-Star Roger Federer absagen musste, werden nun neben der deutschen Nummer eins Kohlschreiber nur noch Dustin Brown und Jan-Lennard Struff die deutschen Farben vertreten.

© SZ vom 31.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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