Abstimmung über Reform:IOC erlaubt Olympia in mehreren Ländern

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IOC Präsident Thomas Bach: Viel Redebedarf in Monte Carlo (Foto: AP)
  • Das IOC beschließt, aus Gründen der Nachhaltigkeit "die Austragung ganzer Sportarten oder einzelner Disziplinen außerhalb der Gastgeber-Stadt oder in Ausnahmefällen außerhalb des Landes zu erlauben".
  • Zusätzlich sollen der Vertrag mit dem Gastgeber veröffentlicht und die Kosten gesenkt werden.
  • IOC will eigenen TV-Sender gründen.

Einstimmig für mehrere Länder

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat zum Auftakt seiner Reform-Session in Monte Carlo länder- und städteübergreifende Olympische Spiele erlaubt. Die 94 stimmberechtigten IOC-Mitglieder beschlossen am Montag einstimmig, aus Gründen der Nachhaltigkeit "die Austragung ganzer Sportarten oder einzelner Disziplinen außerhalb der Gastgeber-Stadt oder in Ausnahmefällen außerhalb des Landes zu erlauben".

Ohne Gegenstimme wurde auch entschieden, den Vertrag mit dem jeweiligen Gastgeber der Spiele künftig zu veröffentlichen und die Bewerbungskosten zu senken. "Jetzt ist die Zeit für Veränderungen", sagte IOC-Präsident Thomas Bach zu Beginn der Vollversammlung, die über 40 Reform-Vorschläge zur Neuausrichtung der Organisation abstimmt.

Festhalten am Olympischen Dorf

Bei der Vorstellung der Reform-Empfehlungen vor drei Wochen in Lausanne hatte der 60-Jährige klargestellt, dass es weiter einen Haupt-Gastgeber und ein zentrales olympisches Dorf geben müsse. "Die Einheit von Zeit, Ort und Handlung darf sich, wie in einem griechischen Drama, nicht ändern", betonte der Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim. "Wir wollen keine Spiele, die über ein ganzes Land zerstreut sind und nur im Fernsehen als eine Veranstaltung zu sehen sind."

Der einstimmige Beschluss vom Montag vergrößert die Variationsmöglichkeiten für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), der sich mit Berlin oder Hamburg um die Spiele 2024 bewerben will. "Die Möglichkeit der Kooperation zwischen dem Gastgeber und anderen Städten werden dadurch sicher erleichtert", sagte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper in Monte Carlo, schloss aber eine deutsche Doppel-Bewerbung aus.

Vorschlag für Pyeongchang

Bereits vor dem Votum legte das IOC den Organisatoren der Winterspiele 2018 in Pyeongchang nahe, die olympischen Bob- und Rodelwettbewerbe zur Reduzierung der Kosten außerhalb Südkoreas auszutragen. Die südkoreanischen Olympia-Macher wurden aufgefordert, die Bauarbeiten für die Bob- und Rodelbahn zu stoppen und einer Verlegung der Wettkämpfe in ein anderes asiatisches Land, nach Europa oder in die USA zuzustimmen, wo es bereits Bahnen gibt. Damit sollen Baukosten von 120 Millionen Dollar gespart werden.

Das IOC will in der Zukunft verstärkt auf temporäre Bauten setzen, es sei denn, der Gastgeber kann ein schlüssiges Nachhaltigkeitskonzept für die Sportstätten vorlegen.

Eigener TV-Sender

Die Umsetzung der Agenda 2020 soll sofort beginnen, um das in der Öffentlichkeit verlorene Vertrauen zurückzugewinnen Vor allem die Kreation eines eigenen TV-Senders, der 490 Millionen Euro kosten und zunächst als digitale Plattform den olympischen Sportarten zwischen den Spielen zu deutlich mehr Aufmerksamkeit verhelfen soll, sorgte für Aufsehen. "Dies ist ein historischer Schritt für das IOC und die olympische Bewegung", kommentierte Bach.

Neue Sportarten möglich

Neben einer Reduzierung der Ausgaben für die Olympia-Städte war auch die überfällige Modernisierung des olympischen Programms einer der zentralen Punkte in Bachs Plänen. In Zukunft dürfen die jeweiligen Ausrichter neue Disziplinen oder sogar neue Sportarten vorschlagen, die sie bei ihren Heimspielen gern präsentieren würden - die Wünsche müssen vom IOC allerdings abgesegnet werden. Das bisherige Limit von 28 Sportarten bei Sommerspielen und sieben bei Winterspielen wurde aufgehoben, die Obergrenze von 10 500 Athleten im Sommer und 2900 bei den Winterspielen aber beibehalten.

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