3. Liga:Die gespaltene Liga

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Abbruch mit Auf- und ohne Absteiger? Oder weitermachen mit Geisterspielen? Die Fronten sind verhärtet, Insolvenzsorgen und sportliche Interessen kollidieren - und es entstehen regionale Bündnisse.

Geisterspiele – Fluch oder Segen? Die 20 Drittligisten sind sich uneinig. (Foto: imago)

Eingleisig, aber plötzlich in zwei Lager geteilt: Die dritte Liga ist in der Corona-Krise zum Zankapfel des deutschen Profifußballs geworden. Acht der 20 Vereine fordern in einem Kommuniqué den Abbruch der Saison - die knappe Mehrheit jedoch will die Runde mit Geisterspielen fortsetzen, falls diese erlaubt werden. In der Kontroverse mischen sich finanzielle Argumente, sportliche Interessen, Gesundheitsaspekte und offene organisatorische Fragen - etwa, ob eine Abbruchsaison annulliert würde oder ob es trotzdem Auf- und Absteiger gäbe. Schlichten muss den Streit der Drittklässler der Deutsche Fußball-Bund, der die Liga führt. DFB-Vizepräsident Peter Frymuth appelliert: "Ich hoffe, das man, nachdem man einen kleinen Boxring aufgebaut hat, wieder zur Normalität übergeht und nach vorn blickt."

Leicht wird es aber nicht, eine für alle tragfähige Lösung zu finden. Die dritte Liga galt schon vor Corona wirtschaftlich als Risikopatient. Einnahmen und Ausgaben stehen bei vielen Klubs in keinem gesunden Verhältnis, die Krise verschärft die Situation. Die einen sagen, nur Geisterspiele würden die Verluste in Grenzen halten und Insolvenzen verhindern, die anderen sehen in Spielen ohne Publikum erst recht eine existenzielle Gefahr. Denn viele Drittligisten haben auf Kurzarbeit umgestellt. Sollte die Saison weitergehen, müssten sie die Spieler wieder voll bezahlen - ohne Zuschauereinnahmen. Und diese Ticketerlöse fallen in Liga drei viel stärker ins Gewicht als in der Bundesliga, wo das Fernsehgeld Priorität hat. Finanzielle Ausgleichshilfe des DFB ist nicht in Sicht.

Dass auch sportliche Motive in der Debatte eine Rolle spielen, ist sicher keine üble Nachrede. Weiterspielen wollen viele Teams der oberen Tabellenhälfte, die noch Aufstiegschancen hätten. Die Acht hingegen, die aufhören wollen, schlagen vor, die Führenden der Tabelle zu Aufsteigern in die zweite Liga zu erklären - unklar ist, ob das auch für Unterhaching auf dem Relegationsplatz gölte - und sie fordern, dass es keine Absteiger in die vierte Liga geben soll. Von diesem Plan würden alle acht Initiatoren selbst profitieren. Denn die Unterzeichner sind: der Tabellenzweite Mannheim - und sieben Abstiegskandidaten (Magdeburg, Halle, Zwickau, Chemnitz, Münster, Großaspach, Jena).

Wie das alles ausgeht, ist ungewiss. Wie positionieren sich die Vereine? Welche Allianzen gibt es? Ein Streifzug durch die Liga:

© SZ vom 20.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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