Gladbach - Manchester City:Risikolos und schiedlich

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Gladbach bleibt nur das Nachsehen: Andreas Christensen (hinten) und Yann Sommer registrieren entsetzt, dass David Silvas Ball ins Tor trudelt. (Foto: Wolfgang Rattay/Reuters)

Borussia Gladbach qualifiziert sich durch das Unentschieden gegen Manchester City für die Europa League. Beide Mannschaften beenden das Spiel in Unterzahl.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Gegen Pep Guardiola haben die Fußballer von Borussia Mönchengladbach oft gut ausgesehen. In der Bundesliga haben sie in den vergangenen beiden Spielzeiten zwei Mal gewonnen und zwei Mal Unentschieden gespielt gegen Guardiolas Bayern, aber nun, da der Spanier bei Manchester City arbeitet, können sie gegen ihn nicht mehr gewinnen. Das Hinspiel in der Champions-League-Gruppe hatten die Borussen in Manchester 0:4 verloren, und am Mittwochabend im Borussia-Park ergatterten sie immerhin ein glückliches Unentschieden. 1:1 (1:1) stand es am Ende - das war wichtig. Weil Celtic Glasgow parallel gegen den FC Barcelona verlor, haben die Gladbacher vor dem letzten Spiel in Barcelona bereits ihren Weihnachtswunsch sicher, als Gruppendritter in die Europa League hinüberwechseln zu dürfen. Am 12. Dezember um 13 Uhr in Nyon liegt die Borussia als eine von 32 Kugeln im Lostopf, wenn das Sechzehntelfinale ausgelost wird.

Oscar Wendt vergibt die Chance auf das 2:0

Am Tag vor dem Manchester-Spiel hatte Gladbach wunderschöne Fotos vom Abschlusstraining getwittert: eine Fußballmannschaft vor der tiefen Abendsonne, die Spieler warfen lange Schatten, ein Sinnbild der Melancholie. Genau so hat sich der Gladbacher Fußball zuletzt angefühlt nach sechs Ligaspielen mit zwei Punkten und 1:11 Toren. Die Borussia ist ins traurige Nirwana der Bundesliga abgestürzt und wollte sich gegen Manchester City trösten, ausgerechnet gegen jene Mannschaft, der sie am Mittwoch zum vierten Mal binnen 14 Monaten in der Champions League begegnete und gegen die sie zuvor beim 1:2 (zu Hause), 2:4 und 0:4 (jeweils auswärts) nichts hatte ausrichten können.

Damit das diesmal anders wird, hat Gladbachs Trainer André Schubert die Fußballer Tony Jantschke und Fabian Johnson neu in seine Startelf berufen, und um nicht in Manchesters Tor-Regen unterzugehen wie im Hinspiel, hat er seine Mannschaft im sicheren 4-4-2-System postiert.

Dass Schubert sich bereits nach drei Minuten in nachdenklicher Pose am Spielfeldrand zeigte, lag aber durchaus am Geschehen auf dem Rasen. Dort übernahmen mit den Citizens jene Spieler von Beginn an das Geschehen, denen Gladbachs Trainer den Einzug ins Halbfinale oder gar Finale zutraut. Erst nach 20-minütiger Gewöhnung wurden die Borussen angesichts einer gewissen englischen Contenance mutiger und ernteten den Lohn für diesen Wagemut, nachdem Lars Stindl im Mittelfeld dem aufgerückten Innenverteidiger John Stones frech den Ball entwendet hatte. Danach nutzte er den Platz, spielte von links in den Rücken der Abwehr, wo er grundsätzlich gern den Kollegen Raffael antrifft und diesen in der 23. Minute per 15-Meter-Schuss das 1:0 erzielen sah.

Die Führung hätte zur Pause Bestand haben sollen, weil der Torwart Yann Sommer einen Flachschuss von Gündogan um den Pfosten lenkte (35.) und weil der Abwehrmann Oscar Wendt die Chance zum 2:0 verbaselte (38.). Aber die Gäste ignorierten das Drehbuch und erzielten in der Nachspielzeit der ersten Hälfte das 1:1 durch David Silva, der eine Vorlage von Kevin De Bruyne einspitzelte.

Die Gladbacher mussten nach einer gelb-roten Karte für Lars Stindl (50.) in Unterzahl spielen und sahen zunächst kein Land mehr. Sie mussten dies allerdings bloß 13 Minuten ertragen, weil dann auch Manchesters Fernandinho mit Gelb-rot vom Platz musste. Plötzlich keimte wieder Hoffnung auf einen Sieg, doch weil die Plätze in der Gruppe eh so gut wie feststanden, beendeten die Parteien das Spiel risikolos und schiedlich. Den Gladbachern war das äußert recht.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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