2. Liga:Der nächste Hoffnungs-Punkt

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Hoffnungshüpfer: Nürnbergs Patrick Erras (links) feiert mit Georg Margreitter (Mitte) und Hanno Behrens sein Tor zum 1:1-Endstand gegen den Tabellenführer Bielefeld. (Foto: Stuart Franklin/dpa)

Der 1. FC Nürnberg gewinnt beim 1:1 in Bielefeld auch im fünften Spiel seit dem Neustart nicht. Doch Trainer Jens Keller interpretiert die gute Leistung beim Tabellenführer lieber positiv.

Vorher war das nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Dass der 1. FC Nürnberg, Tabellenfünfzehnter der zweiten Liga, gar nicht mehr aufhören wollen würde, beim Tabellenführer Arminia Bielefeld zu spielen. Doch als die Begegnung am Samstagnachmittag nach drei Minuten Nachspielzeit beim Stand von 1:1 endete, da protestiere Kapitän Hanno Behrens, er winkte ab, er schimpfte, er war richtig wütend. Der Schlusspfiff stoppte nämlich einen aussichtsreichen Nürnberger Konter - und er nahm dem Club vielleicht die Chance auf einen Wendepunkt in dieser so enttäuschenden Saison. "Wir haben taktisch sehr gut umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben", sagte Nürnbergs Trainer Jens Keller später. "Wenn man unsere Großchancen nach der Pause sieht, hätten wir das Spiel eigentlich gewinnen müssen."

Als Bundesliga-Absteiger mit dem Ziel angetreten, oben mitzuspielen, kämpft der 1. FC Nürnberg seit Wiederbeginn der Saison nach der Corona-Pause gegen den Fall auf einen der Abstiegsplätze in die dritte Liga an. Streng genommen ist das an diesem Wochenende gelungen: Weil der 17. Wehen Wiesbaden zeitgleich 2:3 gegen den 18. Dynamo Dresden verlor, vergrößert der Punktgewinn in Bielefeld den Vorsprung auf fünf Zähler. Andererseits bleibt Relegationsplatz 16 weiterhin gefährlich nahe, Dresden hat nach zwei Wochen Quarantäne noch zwei Nachholspiele - und Nürnberg weiterhin seit Februar nicht mehr gewonnen. Allerdings schien beim FCN hinterher die Zufriedenheit über eine hoffnungsspendende Leistung zu überwiegen.

Bielefeld und Nürnberg haben diese Saison die meisten Kopfballtore erzielt

Das Spiel in Bielefeld war tatsächlich ein fußballerisch wertvolles für Zweitligaverhältnisse, so wie es die individuelle Qualität beider Kader ja auch nahelegt. Doch aus Nürnberger Sicht lieferte die Begegnung einmal mehr viele Belege dafür, warum Erwartungshaltung und Wirklichkeit so weit auseinanderliegen. Dinos Mavropanos, der im Winter vom FC Arsenal ausgeliehene Innenverteidiger, spielte sehr erstligareife Diagonalbälle, von 48 seiner Pässe kamen 44 an. Doch er ließ sich vor dem Bielefelder Führungstor durch Fabian Klos nach 14 Minuten auch von Jonathan Clauss austricksen. Patrick Erras traf per Kopfball kurz vor der Pause nach einer Ecke zum Ausgleich, gemeinsam mit der Arminia hat Nürnberg die meisten Kopfballtore dieser Saison erzielt (13). Doch der defensive Mittelfeldspieler Erras - seit der vergangenen Saison immerhin erstligaerfahren - spielte zuvor auch einen Fehlpass in Richtung eigenes Tor, der eigentlich in keiner Liga der Welt verziehen wird: Klos traf den Pfosten anstatt zum 2:0, nachdem er Nürnbergs Torwart Christian Mathenia ausgedribbelt hatte.

Es waren die Nürnberger, die kurz vor Schluss einer ausgeglichenen zweiten Hälfte dem Sieg näher waren: Stürmer Michael Frey, von Robin Hack mehr angeschossen als mit einer Vorlage bedient, bekam den Ball aus wenigen Metern nicht über die Linie. Dass Nürnbergs Trainer Jens Keller unbedingt gewinnen wollte, hatte er vorher nicht nur gesagt, so verhielt er sich auch. Sein Team, seit Wiederbeginn der Saison vor allem offensiv harmlos, müsste Tore "erzwingen", hatte er gefordert. Zur Nachspielzeit wechselte er dann in Adam Zrelak und Nikola Dovedan zwei neue Stürmer ein. Doch es blieb beim vierten Unentschieden in fünf Nürnberger Spielen seit dem Neustart der Liga. "Man hat gesehen, dass meine Mannschaft an sich glaubt. Es wird aber noch ein hartes Stück Arbeit. Wir müssen diese Leistung auch in den nächsten Spielen bringen", sagte Keller. Das nächste Spiel, am kommenden Samstag, ist das Derby gegen Greuther Fürth.

© SZ vom 07.06.2020 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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