1860 München:Sicherheit für die Versicherung

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Gerangelt wird um den Erlös aus dem Weiterverkauf des ehemaligen 1860-Profis Marin Pongracic. (Foto: Sebastian Priebe / imago)

Der Hauptsponsor will beim TSV 1860 München als "Juniorpartner" einsteigen.

Von Philipp Schneider

Im Sommer 2017 herrschten ganz besondere Umstände bei dem auch an gewöhnlichen Tagen schon besonderen TSV 1860 München. Der Klub war gerade sportlich in die dritte Liga abgestiegen und dann aus finanziellen Gründen gleich weitergereicht worden in die vierte. Markus Fauser, der nach dem Doppelabstieg als Geschäftsführer installiert wurde an der Grünwalder Straße, erhielt in Anbetracht der besonderen Umstände umfassende Befugnisse zugewiesen. Um eine positive wirtschaftliche Fortführungsprognose der KGaA zu erteilen - also die damals drohende Insolvenz zu vermeiden - musste Fauser ein Darlehen in Höhe von zwei Millionen Euro vom Hauptsponsor "Die Bayerische" annehmen. Der Versicherer wiederum forderte Sicherheiten für die finanzielle Rettungsaktion. Das erfuhr die Öffentlichkeit spätestens aus einer Pressemitteilung, welche die Bayerische am Mittwoch verschickte und darin formulierte: "Darlehen dürfen und können Unternehmen nur vergeben, wenn diese auch einen Gegenwert oder eine angemessene Besicherung enthalten."

Im Sommer 2017 hatte 1860 nicht sonderlich viele Werte zu bieten. Sicherheiten waren nicht in der Gegenwart zu finden, sondern lediglich in der Zukunft: Also bot Fauser der Bayerischen ein Erstzugriffsrecht auf die Erlöse aus möglichen Weiterverkäufen der ehemaligen Sechzig-Profis Julian Weigl, Marin Pongracic und Felix Uduokhai. Letzterer ist vom VfL Wolfsburg noch nicht weiterverkauft, sondern lediglich an den FC Augsburg verliehen worden. Die Transferbeteiligung an Julian Weigl ist von Fausers Nachfolger Michael Scharold inzwischen fest eingeplant. Gerangelt werden kann also nur um den Erlös aus dem Transfer von Marin Pongracic von RB Salzburg zum VfL Wolfsburg. Von der kolportierte Ablöse in Höhe von zehn Millionen Euro steht 1860 ein siebenstelliger Betrag zu. Und wenn bei 1860 gerangelt werden kann, dann wird auch gerangelt: Was sich schon vor Wochen angedeutet hat, hat die Bayerische nun indirekt mit ihrer Pressemitteilung bestätigt: Die Pongracic-Millionen werden vorerst nicht dem Sport-Etat zugeschlagen - weil der Hauptsponsor sonst eine seiner Sicherheiten für das Darlehen aufgeben würde.

Dass die Bayerische nun in derselben Pressemitteilung öffentlich machte, bei der seit einem Jahr diskutierten Kapitalerhöhung in der KGaA gerne als "zusätzlicher Kapitalgeber" und "Juniorpartner" einzusteigen, will sie wohl als Kompromissangebot an den e.V. und Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik verstanden wissen: als möglichen Weg, auf dem der Etat der Profimannschaft auch mit dem Geld der Bayerischen erhöht werden könnte.

Der Weg zur geplanten Kapitalerhöhung, für die auch Geschäftsführer Scharold seit Wochen wirbt, ist allerdings nach wie vor sehr steinig. Der e.V. hält 40 Prozent der Anteile an der KGaA, Ismaik besitzt 60 Prozent - von denen 49 Prozent stimmberechtigt sind. Die Vereinsvertreter erhoffen sich nach SZ-Informationen von der Kapitalerhöhung eine vollständige Entschuldung der Fußballfirma zum Preis einer Verwässerung ihrer Anteile.

© SZ vom 20.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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