1860 München:Ruhiger Abschluss eines wilden Jahres

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Vorweihnachtlicher Jubel: Sechzigs Sascha Mölders nach seinem Kopfballtor gegen Preußen Münster. (Foto: Kirchner/Marco Steinbrenner/imago)

Drittligist TSV 1860 München gewinnt bei Preußen Münster 1:0, Mölders zeigt erneut, wie wichtig er ist und der Verein hofft nun auf genug Zeit in der Winterpause, um an sich zu arbeiten.

Von David Fuhrmann

Es war die Sehnsucht nach einer Pause, die nach dem 1:0 (0:0)-Sieg in Münster aus Michael Köllner sprach. "In den letzten Spielen des Jahres muss man alles zusammenkratzen. Wir sind froh, dass wir den Jahresabschluss mit drei Punkten feiern können und einen ruhigen Heimflug vor uns haben." Der Trainer des TSV 1860 München wirkte erleichtert, war das Spiel doch ein Vabanquespiel: Bei einer Niederlage wäre die vorläufige Köllner-Bilanz mit sechs Punkten aus fünf Partien etwas mager ausgefallen, der Sieg und Tabellenplatz neun lassen sich mehr wie die Bilanz einer gefestigten Mannschaft lesen.

Und es waren auch die Entscheidungen von Köllner, die in Münster entscheidend für den Sieg waren. Im Spiel gegen die abstiegsbedrohten Münsteraner - das weit entfernt war von einem Offensivspektakel - korrigierte Köllner nach einer ereignisarmen ersten Hälfte das System auf ein 4-2-3-1, um mehr Druck über die Außenbahnen entfachen zu können. Das wusste der erst 20 Jahre alte, schnelle Noel Niemann für die spielentscheidende Szene zu nutzen: Eine gekonnte Körpertäuschung brachte ihm viel Platz und nach einer präzisen Flanke landete der Ball bei Sascha Mölders, der in der 65. Minute zu seinem neunten Saisontor einköpfelte. "Wir haben nach einer schönen Einzelaktion von Noel über außen das Tor gemacht", fasste Aaron Berzel die entscheidende Szene des Spiels schlicht zusammen.

Selbst der Umstand, dass die Sechziger ab der 72. Spielminute in Überzahl agierten, nachdem Münsters Ole Kittner nach einem Zweikampf mit Timo Gebhart mit der gelb-roten Karte vom Platz musste, brachte die Löwen nicht aus dem Konzept: In den vergangenen beiden Partien noch hatten die Löwen mit einem Mann mehr jeweils die Führung aus der Hand gegeben.

Es war kein Spiel für Schöngeister, das verhinderte allein schon der wild zerpflügte Untergrund des Preußenstadions. Trotzdem brachte der knappe Erfolg in Münster auch Erkenntnisse. Wie zum Beispiel, dass Sascha Mölders weiterhin unverzichtbar bleibt. Seine enorme körperliche Wucht, das perfekte Kopfball-Timing und seine Qualität, die entscheidenden Treffer zu erzielen, ragen heraus in der Münchner Mannschaft. "Ich habe einen Lauf und hoffe, dass er durch die Winterpause nicht unterbrochen wird. Für einen Stürmer ist es immer gut, wenn du 1:0 gewinnst und das einzige Tor machst und damit der Mannschaft helfen kannst", sagte der 34-Jährige, der keine Diskussionen aufkommen lassen wollte über seine Entscheidung, im Sommer seine Karriere zu beenden: "Im März werde ich 35, ich bin schon lange Profi. Irgendwann wird es Zeit zum Aufhören." Zu sehen war in Münster auch, dass die Löwen zwar auf eine Vielzahl von verletzten oder gesperrten Spielern verzichten mussten, aber trotzdem eine geschlossene Mannschaftsleistung zeigten.

Dieses letzte Spiel vor der Winterpause markierte ja auch den Abschluss eines turbulenten Jahres: mit dem Abschied von Trainer Daniel Bierofka, kurzzeitigen Ergebniskrisen und der schon vertrauten Unruhe in der Klubführung. Die Mannschaft machte in Münster jedoch den Eindruck, als habe sie sich davon ebenso wenig aus der Ruhe bringen lassen wie von der Tabellenlage: "Wichtig ist, dass wir die Punkte haben, um nicht abzusteigen", sagte Mölders. "Vier Punkte Rückstand auf Platz drei ist mir so egal, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt", wies Berzel höhere Ambitionen zurück.

In der Winterpause soll nun möglichst an jenen Aspekten gearbeitet werden, für die bislang nicht genug Zeit war. Seit dem Amtsantritt von Coach Köllner Ende November, mitten in einer turbulenten Phase, gab es nur wenig Ruhe, um neue Spielideen einzuüben und sich zu entwickeln. Die haben Trainer und Mannschaft jetzt - nach ein paar Tagen Urlaub um die Weihnachtsfeiertage. "Wir werden uns die nächsten Tage besinnen und ein schönes Weihnachtsfest verbringen", sagte Michael Köllner. Und Sascha Mölders meinte feierlich: "Jetzt trinken wir das eine oder andere Bier und machen dann Urlaub." Beim Auslaufen am Sonntag war er schon nicht mehr dabei - sondern mit seiner Familie auf Schiffsreise.

© SZ vom 23.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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