1. FC Köln:Überforderte Retter

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Plötzlich mittendrin in der Herbstfinsternis des 1. FC Köln: der neue Sportchef Horst Heldt (links) und der neue Trainer Markus Gisdol. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Markus Gisdol erlebt als neuer Trainer beim FC eine ernüchternde 1:4-Niederlage in Leipzig. Die Mannschaft macht einfachste Fehler und wird von den eigenen Fans verspottet.

Als Emil Forsberg den Ball über die Mauer in den Winkel zirkelte, schaute Markus Gisdol regungslos zu. Neben dem neuen Trainer des 1. FC Köln vergrub sich der neue Sportchef Horst Heldt in seine dicke Winterjacke. Das späte Freistoßtor zum 1:4 (1:3) bei RB Leipzig besiegelte den Fehlstart des vermeintlichen Retter-Duos beim völlig überforderten Aufsteiger.

"Dass es kein einfacher Weg wird, ist klar", sagte Gisdol bei Sky nach seinem ernüchternden Start in die neue Aufgabe: "Der Klub ist in einer schwierigen Situation, da musst du mit kleinen Schritten arbeiten." Nationalspieler Jonas Hector klagte: "Wir haben wieder mal Gegentore einfach hergegeben. Wir hatten keinen Punkt verdient, wir waren klar unterlegen - in allen Belangen." Mit nur sieben Punkten aus zwölf Spielen befindet sich der Aufsteiger als Tabellen-17. der Fußball-Bundesliga weiter in großer Abstiegsgefahr - auf Gisdol wartet viel Arbeit. Leipzig, das am Mittwoch gegen Benfica Lissabon den Einzug ins Champions-League-Achtelfinale perfekt machen kann, verkürzte als Zweiter den Rückstand auf Tabellenführer Borussia Mönchengladbach auf einen Zähler.

"Wir haben wieder ein super Spiel gemacht. Im Großen und Ganzen können wir sehr zufrieden sein", sagte Torjäger Timo Werner, der das 1:0 erzielt hatte (22.). Zusammen mit Spielmacher Forsberg (32., Foulelfmeter) und Konrad Laimer (37.) verdarb er Gisdol die Premiere schon in der ersten Halbzeit. Rafael Czichos (39.) verkürzte, in der Schlussphase traf erneut Forsberg (79.) mit einem sehenswerten Freistoß.

Der frühere HSV-Coach Gisdol baute die Kölner Startelf bei seiner Bundesliga-Rückkehr nach 671 Tagen auf vier Positionen um. Unter anderem musste das Sturmduo Simon Terodde und Jhon Cordoba zunächst auf der Bank Platz nehmen. Dagegen durfte Anthony Modeste, über dessen angeblich belastetes Verhältnis zu Gisdol aus gemeinsamen Hoffenheimer Zeiten spekuliert worden war, von Beginn an ran. Der Franzose nutzte seine Chance nicht.

Man müsse in Leipzig "das Einfache in den Vordergrund stellen", hatte Gisdol vor dem Spiel gesagt. Das gelang den Kölnern kaum. Die Gäste standen tief und verhinderten anfangs zwar die gefürchteten Leipziger Tempovorstöße, im eigenen Ballbesitz brachte der FC aber wenig zustande. Die Konterversuche verpufften oft schon in der eigenen Hälfte. Es häuften sich schnell die Leipziger Angriffe.

"Einfach" waren dann die Fehler, die Kölns Niederlage einleiteten. Hector vertändelte den Ball gegen Christopher Nkunku, der den freistehenden Werner bediente. "Einen Bärendienst für die Truppe" nannte der Nationalspieler seinen Fauxpas. Kurz darauf brachte Kingsley Ehizibue im Strafraum Nkunku plump zu Fall, beim dritten Treffer durch Laimer agierte die FC-Abwehr zu zögerlich. Auf Czichos Anschlusstreffer nach einer Ecke reagierten die Kölner Anhänger mit Spott. "Auswärtssieg!", riefen sie. Denn davon war Köln auch nach dem Seitenwechsel weit entfernt.

© SZ vom 24.11.2019 / SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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