1. FC Köln:Beierlorzers Weg

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„Wir sind auf dem richtigen Weg“: Kölns Trainer Achim Beierlorzer. (Foto: Patrick Seeger/dpa)

Der neue Trainer Achim Beierlorzer wertet das 2:1 in Freiburg als Bestätigung: Der Aufsteiger zeigt, dass er mit seinem fußballerischen Ansatz die Bundesliga bereichern kann.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Nils Petersen war am Samstagabend so ziemlich der Einzige Freiburger, der es nicht als himmelschreiende Ungerechtigkeit werten wollte, was soeben passiert war: Dass der 1. FC Köln mit einem Tor in der Nachspielzeit 2:1 in Freiburg gewonnen hatte. Während der Torjäger ruhig das Spiel analysierte, fluchten draußen die Dauerkarteninhaber, die entweder das Schicksal oder die Dussligkeit der Freiburger Spieler verdammten. Verdient, so Volkes Stimme, wäre jedenfalls nur eines gewesen: ein Freiburger Sieg.

Das stimmte allerdings nicht, womit mal wieder bewiesen wäre, dass Fußballer in der Regel doch jede Menge vom Fußball verstehen, und das auch analytisch. Petersen nämlich lobte zurecht eine Kölner Mannschaft, die in der zweiten Halbzeit unbedingt gewinnen wollte und sich letztlich ein verdientes Erfolgserlebnis sicherte, die ersten drei Zähler dieser Spielzeit. "Das ist eine gute Mannschaft, das hat man schon gesehen", fand der Freiburger Stürmer, der sein Kölner Pendant Antony Modeste hervorhob: "So wie Modeste den Kölner Ausgleich köpft - das können eben nicht viele in der Bundesliga."

23 Jahre hatte der FC in Freiburg nicht gewonnen. "Irgendwann musste das enden", sagt Modeste

Nach dem frühen Kölner Eigentor durch Rafael Czichos und dem von Petersen gepriesenen Modeste-Ausgleich traf am Ende der Kölner Sommerzugang Elleys Skhiri in der zweiten Minute der Nachspielzeit. Der tunesische Nationalspieler hatte bereits Modestes Kopfballtor mit einer schönen Flanke vorbereitet. Beim 2:1 arbeitete er sich vom Mittelfeld aus bis in den Strafraum vor, profitierte von einem Stellungsfehler von Freiburgs Nico Schlotterbeck, schoss aus spitzem Winkel.

"Wir sind auf dem richtigen Weg", sagte Kölns Trainer Achim Beierlorzer. "Es ist wichtig, so in die Länderspielpause zu gehen." Und Stürmer Modeste sagte: "Irgendwann musste das enden." Er meinte die Serie, dass dem FC vor dem Samstag seit dem 23. August 1996 kein Pflichtspielsieg bei den Freiburgern gelungen war.

Drei Punkte haben die Kölner nun auf dem Konto, sechs die Freiburger, bei denen es auch zu viel des Guten gewesen wäre, wenn sie nach den wackligen Siegen gegen Mainz und Paderborn auch im dritten durchwachsenen Spiel in Serie drei Zähler eingefahren hätten. Beide Mannschaften zeigten jedoch am Samstag, warum sie eine Bereicherung für die Bundesliga sind - nicht nur aus folkloristischen Gründen, sondern rein fußballerisch gesehen.

Kick-and-rush ist sowohl Freiburgs Trainer Christian Streich als auch Beierlorzer ein Gräuel, weshalb beide Mannschaften munter den Ball laufen ließen und sich von hinten heraus nach vorne kombinierten. Lange Vertikalbälle blieben die Ausnahme, stattdessen gab es Flachpässe und Diagonalbälle über kürzere Distanzen zu sehen. "Dieser Sieg hilft sehr mit Blick auf die Überzeugung, dass unsere Spielweise richtig ist", sagte Beierlorzer. Dass sie ein unterhaltsames Spiel auf gehobenem taktischen Niveau gesehen hatten, fanden übrigens alle, selbst die frustrierten Freiburger.

© SZ vom 02.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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