1. FC Köln:Auf dem Weg zu Endspiel Nummer vier

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Bekommt noch ein Spiel auf Bewährung: Kölns Trainer Markus Gisdol. (Foto: Swen Pförtner/dpa)

Der abstiegsbedrohte 1. FC Köln zeigt gegen den VfL Wolfsburg eine der besten Leistungen seit langem, verliert aber dennoch. Die Debatte um Markus Gisdol geht nach dem 0:1 weiter. 

Von Thomas Hürner, Wolfsburg

Eine Floskel im Fußball besagt, dass ein Trainer einen Sieg einwechseln kann. Ganz so einfach ist das natürlich nicht, zumal "der Sieg" dem allgemeinen Verständnis nach nur ein Fußballer ist, der zunächst auf der Ersatzbank sitzen musste und sich dann mittels Torerfolg zum spielentscheidenden Akteur aufschwingt.

Oliver Glasner, der Trainer des VfL Wolfsburg, hatte gegen Köln wohl genau das vor, als er in der zweiten Hälfte seinen Offensivmann João Victor zu sich beorderte. Der Brasilianer hatte sich draußen eifrig warmgelaufen, während Glasner an der Seitenlinie noch damit beschäftigt war, genauso eifrig vor sich hin zu schimpfen. Seinen Unmut richtete der Trainer vor allem an den Angreifer Josip Brekalo, der einen unglücklichen Auftritt darbot und bei der nächsten Gelegenheit das Feld verlassen sollte. Die notwendige Spielunterbrechung jedoch blieb aus, und Brekalo traf in der 69. Minute mit einem abgefälschten Schuss zum 1:0-Endstand gegen den 1. FC Köln. Wäre es nach Glasner gegangen, hätte er den Sieg da schon längst ausgewechselt gehabt. Sozusagen die verdrehte Ursprungslogik der Floskel.

Eine "richtig dreckige Niederlage" sei das gewesen, maulte der Kölner Verteidiger Rafael Czichos, der daraufhin ein langes Klagelied über dieses "extrem bittere" Gegentor anstimmte. Und der in der Kritik stehende FC-Trainer Markus Gisdol lobte ein "gutes Spiel" seiner Mannschaft, das "vielleicht sogar ein bisschen besser als gut" gewesen sei.

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Vor allem für Gisdol war es von entscheidender Bedeutung, dass sich die Kölner Leistung beim klar favorisierten Tabellendritten sehen lassen konnte. Seine 50. Partie als FC-Coach war von einigen Medien zum "Endspiel" aufgebauscht worden, und zwar zum Endspiel um seinen Job. In den vergangenen Wochen war Gisdols Weiterbeschäftigung schon öfter zur Disposition gestanden, doch jedes Mal zogen sich die abstiegsbedrohten Kölner achtbar aus der Affäre, wenn's für ihren Trainer richtig eng wurde: Endspiel Nummer eins gewann der FC mit 2:1 in Gladbach, Endspiel Nummer zwei war ein 2:2 gegen Dortmund - jetzt die 0:1-Niederlage in Wolfsburg, bei der vor allem in der ersten Hälfte positive Ansätze zu erkennen waren.

Köln hatte mehr Torabschlüsse als der Gegner (acht zu vier), mehr Ballbesitz (57 Prozent) und spielte auch ansonsten erstaunlich mutig und couragiert. Mittelfeldmann Jonas Hector hätte nach einer Viertelstunde die Führung erzielen können, traf jedoch freistehend aus sechs Metern nur die Latte. In der zweiten Halbzeit war die Qualität und die Schwarmintelligenz der Wolfsburger zwar nicht mehr zu übersehen, die Kölner verteidigten aber weiter konzentriert - zumindest bis VfL-Coach Glasner den Sieg nicht mehr rechtzeitig auswechseln konnte.

Am kommenden Wochenende trifft sich der FC zum Abstiegsduell mit Mainz, Gisdols Endspiel Nummer vier. "Ja, Markus wird gegen Mainz auf der Bank sitzen", bestätigte Sportdirektor Horst Heldt am Sonntag. Neben einer engagierten Leistung kann ihm dann auch ein bisschen sogenanntes Spielglück nicht schaden.

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