Extremismus:Salzwedel mit mehr als 100 Nazi-Symbolen verschandelt

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Salzwedel (dpa) - Von den Urhebern der mehr als 100 Nazi-Schmierereien in Salzwedel fehlt bislang jede Spur. Nach Ermittlungen des Staatsschutzes schlugen die Unbekannten vor allem in der Altstadt an mindestens 42 Orten zu und hinterließen weit über 100 Hakenkreuze, SS-Runen und Parolen.

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Salzwedel (dpa) - Von den Urhebern der mehr als 100 Nazi-Schmierereien in Salzwedel fehlt bislang jede Spur. Nach Ermittlungen des Staatsschutzes schlugen die Unbekannten vor allem in der Altstadt an mindestens 42 Orten zu und hinterließen weit über 100 Hakenkreuze, SS-Runen und Parolen.

Hauswände waren in der Stadt im Norden Sachsen-Anhalts genauso das Ziel der Täter wie Briefkästen, Scheiben oder Autos.

Rechte Schmierereien habe es schon häufiger gegeben, aber nicht in diesem Ausmaß, sagte Polizeisprecher Frank Semisch. Die ersten Taten waren am Donnerstag gegen 2.30 Uhr von einer Polizeistreife entdeckt worden. Als es hell wurde, kamen immer mehr Schmierereien ans Licht. „Wir wussten gar nicht, wo wir zuerst hinfahren sollen“, sagte Werner Schmidt, der für die Stadt die Reinigungsarbeiten koordinierte. Bis Freitagnachmittag waren zahlreiche der Symbole wieder entfernt.

Bei der Bevölkerung der 25 000-Einwohner-Gemeinde lösten die Schmierereien Bestürzung aus. Viele Bürger hätten sich im Rathaus gemeldet und ihren Abscheu kundgetan, sagte Oberbürgermeisterin Sabine Danicke (parteilos). Sie rief die Bürger auf, Beobachtungen der Polizei zu melden. „Kein Fußbreit dem rechtsradikalem Gedankengut, das war immer meine Politik und wird es auch bleiben“, betonte Danicke.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) erklärte: „Die Hakenkreuzschmierereien in Salzwedel sind unerträglich und nicht hinzunehmen.“ Die Taten müssten konsequent aufgeklärt werden. Sie zeigten auch, dass die Regierung gut beraten sei, ihre Initiative für ein NPD-Verbot fortzusetzen.

Unter anderem wurde auch eine Gedenktafel für die frühere jüdische Gemeinde von Salzwedel mit schwarzer Farbe beschmiert. „Der Landesverband Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt fordert auf, diese Tat nicht nur als reine Kriminalangelegenheit zu betrachten“, betonte dessen Vorsitzender Max Privorozki. Vielmehr müsse den Tätern gezeigt werden, „dass sie von der absoluten Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr geduldet werden“.

Die Polizei geht angesichts der Vielzahl der Schmierereien von mehreren Tätern aus. Sie ermittelt nun wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und wegen Sachbeschädigung. Der Sachschaden könne noch nicht geschätzt werden.

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