Die besten Blogs zu:SPENDEN FÜR PAKISTAN

Lesezeit: 1 min

Sind humanitäre Hilfen für einen "Schurkenstaat" politisch korrekt?

Malte Conradi

So gering die Bereitschaft der Deutschen bislang war, für die Flutopfer zu spenden, so groß ist offenbar ihr Bedürfnis, darüber zu diskutieren. Ein nicht kleiner Teil der Blogger ist damit beschäftigt, zu erklären, warum erst ein Bruchteil der Summen überwiesen wurde, die etwa bei dem Erdbeben in Haiti oder dem Tsunami zusammenkamen.

Wenig Spenden für Flutopfer in Pakistan. Ein Fünf-Euro-Schein wird in eine Spendendose des Kinderhilfswerks UNICEF gesteckt. Die Deutschen greifen normalerweise tief ins Portemonnaie, um Notleidenden nach Katastrophen zu helfen. Bei der Hilfe für die Flutopfer in Pakistan ist das anders. Verunsicherung und Vorurteile gehören zu den Gründen, warum die Spenden bisher spärlich fließen. (Foto: dpa)

Die Argumente wiederholen sich: Pakistan sei reich genug, um sich selbst zu helfen, das Land unterstütze die Taliban und das Geld käme ja doch nicht bei den Bedürftigen an. Angewidert wendet sich eine Bloggerin unter www.philibuster.de ab: "Täglich fordern die Überschwemmungen weitere Opfer. Ein selbstgerechtes Deutschland hingegen hat nichts besseres zu tun, als darüber zu diskutieren, ob humanitäre Hilfen für 'Schurkenstaaten' auch politisch korrekt sind."

Manfred Messmer ( www.arlesheimreloaded.ch) begründet seinen Aufruf zu Hilfe so: "Weil uns das Elend berührt, weil wir unsere Fähigkeit, mit anderen zu fühlen, uns in ihre Lage zu versetzen, ihr Leid zu verstehen, nicht nehmen lassen."

Wütend und sarkastisch schreibt Blogger Roberto De Lapuente unter www.ad-sinistram.blogspot.com/ über die Situation. Eine Spende sei nie Selbstzweck, sondern bestehe in der Realität immer auf einer Gegenleistung. Warum sollten also Spendengalas für Pakistan "das abendliche Schnitzel vermiesen", fragt er. Der "Spendenmarkt" sei begrenzt: "Man muss sich schon anstrengen, will man von den reichen Ländern Unterstützung. Hunger und Obdachlosigkeit, Krankheit und Tod" seien da zu wenig. Für seine Spenden erwarte der Westen Hotelmeilen und devotes Personal - Thailand hätte es da einfacher gehabt.

Thomas Knüwer ( www.indiskretionehrensache.de) gibt den Medien die Schuld. Der Unterschied zwischen Haiti und Pakistan bestehe darin, dass die Fernsehzuschauerzuletzt viel aus Pakistan gehört hätten: "Sie erfuhren von instabilen Verhältnissen, terroristischen Umtrieben, gar der Angst, Extremisten könnten in den Besitz einer Atombombe kommen."

Der pakistanische Blogger Riaz Haq ( www.riazhaq.com) nennt drei Gründe, warum die Welt helfen müsse: Obwohl Pakistan nicht einmal drei Prozent der weltweiten Treibhausgase ausstoße, leide das Land überproportional an den Folgen des Klimawandels. Vor allem die Industrieländer stünden in der Verantwortung, einen Fonds für Klimakatastrophen einzurichten. Haq sorgt sich zudem, dass die Taliban wegen ihrer schnellen Hilfe an Popularität gewinnen könnten. Und schließlich: "Gutherzige Menschen sollten tun, was sie können, um das außerordentliche Leid von 14 Millionen Pakistanern zu lindern."

© SZ vom 26.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: