8. April 2009:Es gibt kein Zurück

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Der mexikanische Botschafter schreibt über den Kampf seines Landes gegen den Drogenhandel und SZ-Leser über nützliche Krebstests und den Raub an der Kultur.

"In 'Drogenkrieg am Río Grande' (26.März) kommt nicht zum Ausdruck, dass die Regierung von Präsident Calderón der Bekämpfung des organisierten Verbrechens höchste Priorität beimisst. Für den Kampf gegen Kriminalität, Straflosigkeit und Korruption wurde eine nationale Sicherheitsstrategie konzipiert, die kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen umfasst.

Mexiko im Kampf gegen den Drogenhandel: Hier werden beschlagnahmte Drogen vernichtet. (Foto: Foto: dpa)

Diese Strategie wird von Armee, Marine und Polizei gemeinsam umgesetzt, mit dem Ziel, die Kriminalität im Zusammenhang mit dem Drogenhandel zu stoppen, die Täter zur Verantwortung zu ziehen sowie die öffentliche Sicherheit und das Funktionieren der Institutionen unseres Landes zu gewährleisten. Laut Umfragen sind 70 Prozent der Mexikaner mit dieser Politik einverstanden.

Zwar gehen die Verfasser auf einige bereits erzielte Erfolge wie die Zahl der Festnahmen und die Beschlagnahmung von Drogen, Waffen und Bargeld ein, jedoch stellen sie nicht ausreichend klar, von welch großer strategischer Bedeutung hierfür die internationale Zusammenarbeit ist. Aufgrund der spezifischen Situation und der wachsenden gegenseitigen Abhängigkeit in jeder Beziehung ist die Kooperation zwischen Mexiko und den USA für gemeinsame Aktionen notwendig. Es handelt sich um ein gravierendes Problem, das die Gesellschaften unserer beider Länder betrifft.

Die Autoren des Artikels gehen auch mit keinem Wort auf die Mérida-Initiative ein, ein Programm der bilateralen Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des organisierten Verbrechens auf der Grundlage der gemeinsamen Verantwortung und unter Achtung der Souveränität und der Gesetze jedes einzelnen Landes. Zu dieser gemeinsamen Verantwortung hat sich US-Außenministerin Clinton bei ihrem Besuch in Mexiko bekannt, und auch US-Präsident Obama, der Mexiko im April besuchen wird, hat sich in diesem Sinne geäußert.

Mexiko strebt im Rahmen seiner Bemühungen um internationale Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Drogenkriminalität außerdem regionale Bündnisse an. So werden momentan hochrangige Sicherheitsgremien in Zusammenarbeit mit den Regierungen Guatemalas, Belizes, Kolumbiens und Panamas sowie mit Vertretern der Vereinten Nationen und der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) gebildet.

Auch in diesem Jahr bemüht sich Mexiko verstärkt darum, auf internationaler Ebene ein Bewusstsein für den Schaden zu schaffen, der weltweit durch das organisierte Verbrechen entsteht, sowie für die Notwendigkeit, im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit effektive Mittel und Wege zu seiner Bekämpfung zu finden. Die Anstrengungen, die die mexikanische Regierung gegenwärtig unternimmt, sind in der Geschichte des Landes beispiellos. Es gibt kein Zurück und das mexikanische Volk wird aus diesem Kampf siegreich hervorgehen."

Jorge Castro-Valle K., Botschafter Mexikos, Berlin

Bedürfnis nach Sicherheit

"Das tragische Schicksal von Helmut Sieber ('Freiheit nach 31 Jahren und 30 Minuten', 27. März) ist kein Einzelfall. Und Justizministerin Beate Merk ist sichtlich stolz ('Sicher verwahrt', 27. März), dass in Bayern die längsten Strafen Deutschlands vollstreckt werden.

Oft genug verliert die Justiz aus den Augen, was verhältnismäßig, also tat- und schuldangemessen ist. Obwohl durch kriminologische Studien belegt ist, dass die Kernkriminalität rückläufig ist, haben die Menschen heute mehr Angst vor Verbrechen als früher, weil sich Orientierung und Werte auflösen, weil moderne Gesellschaften viele und spektakuläre Risiken mit sich bringen und somit auch das Kontroll- und Sicherheitsbedürfnis zunimmt.

Populistische Politiker bedienen diese Ängste und profitieren davon. Sind diese Angst und Misstrauen schürenden Politiker für die Sicherheit unserer Gesellschaft nicht untragbarer und gefährlicher als Helmut Sieber?"

Volker Wolf, Würzburg

Nützliche Krebstests

"Es ist ärgerlich, dass die SZ gegen den PSA-Test zur Früherkennung des Prostatakarzinoms zu Felde zieht ('Ein zweifelhafter Test', 20. März). Ich bin als Hausarzt und als Patient betroffen, bei dem im vergangenen Jahr durch eben diesen PSA-Test und nur durch diesen Test ein Prostatakarzinom entdeckt wurde. Da sich der Krebs in einem frühen Stadium befand und auf die Prostata begrenzt war, kann ich mich nach der operativen Prostataentfernung mit hoher Wahrscheinlichkeit als geheilt betrachten.

Folgt man der Argumentation der Kritiker, müsste man die gesamte Prostatakrebsfrüherkennung in Frage stellen, denn auch durch einen krankhaften Befund bei der Abtastung der Prostata werden 'gesunde' zu kranken Männern gemacht, nur dass in diesen Fällen der Krebs dann meist schon weiter fortgeschritten ist und oft nur mit chemischen Methoden oder operativer Kastration behandelt werden kann. Oder soll man gar ganz auf die Früherkennung verzichten und warten, bis sich die ersten Beschwerden einstellen, die dann möglicherweise schon von einer Knochenmetastasierung herrühren?

Mir ist es jedenfalls wesentlich lieber, mich aufgrund der frühen Diagnose mit hoher Wahrscheinlichkeit als geheilt betrachten zu können als bei einer späteren Diagnose den Rest meines Lebens buchstäblich auf einer Zeitbombe zu sitzen."

Dr. Klaus Buchholz, München

Raub an der Kultur

"Mit 'Das wollt ihr nicht wirklich' (28. März) hat Lieberberg den Nagel auf den Kopf getroffen. Das Urheberrecht gilt nicht mehr. Aber das interessiert nicht, es hat die 'Macht des Faktischen' gewonnen.

Lieberbergs Satz 'Vielleicht war es einigen damals, vor 40 Jahren, ernst mit 'Die Kultur ist frei'. Heute aber wird mit dem Raubbau von Kreativwerten keine (immerhin vermeintlich) hehre Ideologie verfolgt, sondern schlicht für geistiges Eigentum abkassiert, ohne vorher bezahlt zu haben', möchte ich ergänzen mit einem Gedanken von Jerzy Lec. 'Die Kultur ist heute unter das Volk gegangen. Wann kommt sie wieder?'"

Rudolf Prill, Köttmannsdorf, Österreich

© SZ vom 08.04.2009/brei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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