Wellness in Südtirol:Am Anfang war die Buttermilch

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Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war das "Park-Hotel Mignon" in Meran nur eine Pension - mit ein paar Wohlfühl-Extras, die heute wieder ganz aktuell sind.

Andreas Schätzl

Zum Beispiel die Buttermilchbäder. Die interessierten und begeisterten viele Frauen schon sintemal durchaus, in einer Zeit urprünglicher, hemdsärmeliger Sommerfrische, kernig statt komfortabel. Und die damalige Eignerin Zenzi Glatt bewies Gespür für Trends. Sie brauchte für ihre Angebote keinerlei hochtrabende Namen, Milch, Heu und Getreide sprachen, nein: wirkten für sich.

Tropisches in Südtirol: Spa-Bereich im Park-Hotel Mignon (Foto: Foto: Hotel Mignon)

Feiner Spürsinn wirkte dann auch beim Bau des gleichnamigen Park-Hotels anno 1967, in bester Meraner Lage errichtet und wiederum an den Erwartungen zeitgemäßer "Touristen" ausgerichtet. Hallen- und Freibad, Außenaufzüge in gläsernem Gewande, und vor allem ein rund 10.000 Quadratmeter großer Park drumherum, mit Zedern, Laub- und Olivenbäumen oder einfach nur ruhigen Grasflächen - vor allem das erinnerte die Gäste schon beim Aufstehen an den größten Reichtum der Region: Natur. Wer die Augen dann ganz auf hatte, konnte den Blick dann jenseits des Parks über die nahen Weinberge und Obstanlagen schweifen lassen.

Vom Eindringen der Natur

Das geht auch heute noch - obwohl und vielleicht gerade, weil rund 1200 Quadratmeter nun, seit neuestem, von einem Spa-Bereich beherrscht werden. Dessen Ausformung gibt dem Terrain etwas unleugbar Exotisches, ja, Tropisches - was immer wieder einen reizvollen Gegensatz zu den die meiste Zeit des Jahres über schneebedeckten Berggipfel ringsum bildet.

Hallenbad, Mediterraneo - eine Duft- und Lichtkabine -, Sole-Sprudelbecken und -Dampfbad, diverse Saunen und Eisgrotte harren der Körperbewussten, die sich alsdann auf dem Sonnendeck, im Ruheraum mit offenem Kamin oder im Park-Teepavillon erholen können.

Mal ehrlich: Das alles ist ja sehr schön, aber an sich nichts wirklich Neues. Das Faszinosum hier liegt woanders: Die Natur, die hier ein so zentrale Rolle spielt, wird regelrecht hereingeholt in die inneren Gefilde des Spa-Bereichs, die Grenzen zwischen "Drinnen" und "Draußen" verschwimmen - mitunter im Wortsinn.

Pizza und Pressknödel

Dann ein Gegensatz: Vollkommen untropisch sind die Atmosphäre, das Ambiente im Hause. Insgesamt drei Generationen Hoteliers kann man hier antreffen - von der mittlerweile 92-jährigen und immer noch sehr aktiven (unter anderem malenden) Zenzi Glatt über Tochter Irmgard bis hin zur Enkelin Sissi. Und alle sind sie sehr, sehr südtirolerisch: freundlich-offen, direkt, lebhaft, erzählfreudig. Sehr unexotisch in jedem Fall. Und sehr familiär.

Gegensätze wiederum zusammengeführt werden in der Küche des Park-Hotels Mignon, aber das ist in Südtirol nichts Neues, wo im besten Sinne "hausbackene" Alpenkost auf italienische Küche trifft - eine Kombiantion, die - so Küchenchef Hanspeter Humml - insbesondere deutschen Gästen überaus behagt. Pizza und Pressknödel, Pasta und Kasnocken, Schlutzkrapfen und Tiramisu liegen hier nicht gegeneinander im Clinsh, sondern haben sich längst verbündet. Die souveräne hauseigene kulinarische Veredelungstechnik tut ihr Übriges, um hier auch den Geschmackssinn nicht abstumpfen zu lassen.

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