Weingüter:Liebliche Mosel

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"Wir soffen uns langsam den Fluss hinunter", notierte Kurt Tucholsky 1930 auf seiner Moselreise von Trier nach Koblenz. Angesichts der Fülle von Weingütern ist dies wahrlich nicht schwer.

Am reizvollsten ist es, sich bei Winzern einzuquartieren und hautnah zu erleben, wie der Rebensaft entsteht. Auch im nüchternen Zustand wird einem beim Blick von den steilen Weinbergen auf die Mosel schnell schwindelig.

Weinbau-Idylle im Moseltal (Foto: Foto: dpa)

Stolz wird von der größten Steillagen-Weinbauregion der Welt gesprochen - etwa 43 Prozent der rund 9000 Hektar Rebfläche haben eine Steigung von mehr als 30 Prozent, extreme Lagen um vieles mehr.

An ihrem Oberlauf konnte die Mosel, die hier unsichtbare Grenze zu Luxemburg ist, noch sanftere Hügel formen. Zwischen Perl und Trier ist alles weitläufiger.

Nittel gilt als Mittelpunkt des Elblingsanbaus, der an der Obermosel seit mehr als 2000 Jahren betrieben wird. Die einst in Europa weit verbreitete, dann als "säuerlich" verpönte und nun qualitätsorientiert angebaute Rebsorte wird in den Weingütern der Umgebung zur wahren Entdeckung.

Der Weg aus der Sackgasse

Nach der Trierer Talweite fließt "Mosella" nicht träge durch die Wittlicher Senke, sondern knickt in das Rheinische Schiefergebirge ab. Es ist ein ideales Gelände für den Riesling, mit 57 Prozent die wichtigste Rebsorte der Region.

Sie begründete einst den Ruhm des Moselweins, der zwischenzeitlich leicht verblasste. Qualitätsbewusste Winzer der Mosel wussten schon lange, dass der Weg über Massenerträge und Bustourismus langfristig in die Sackgasse führt. Weinliebhaber werden bei ihrer Suche nach Genuss im Glas und auf dem Teller an zahlreichen Stellen wieder fündig.

"Tagsüber wird hier die Sonnenwärme gespeichert und nachts abgegeben. Das milde Mikroklima verschafft den spät reifenden Trauben, die oft erst Anfang November geerntet werden, die nötige lange Vegetationsperiode", erklärt Winzer Kurt Kranz aus Brauneberg auf einem Vorsprung der weltberühmten Steillage "Brauneberger Juffer" die Vorzüge des Schiefers.

Die Traube - ein Prachtstück der Region (Foto: Foto: ddp)

Einige Flussbiegungen hinter Bernkastel-Kues, das mit seinem hübsch renovierten Marktplatz und einer mehr als 100 verschiedene Moselweine umfassenden Vinothek einen Abstecher wert ist, ragt die steilste Weinberglage Europas empor.

Alpiner Winzer-Sport

Am Calmont zwischen Bremm und Ediger-Eller verschmelzen die Reben fast mit dem Hang. Mit 68 Grad Neigung fordert der Berg alpines Klettern von den Winzern.

Pionier am Berg war Winzer Ulrich Franzen aus Bremm. Zusammen mit seiner Frau Iris verwirklichte er seine Vision, die brach liegende einstige Vorzeigelage wieder urbar zu machen. Heute zählt Franzens Wein zu den besten Tropfen. Wer einmal auf dem Calmont den grandiosen Blick auf die Moselschleife mit der Klosterruine Stuben genossen hat, den ruft der Berg immer wieder.

Etliche Schleifen flussabwärts quillt Cochem vor Tagestouristen über. Die Altstadt im Puppenformat wird von der Reichsburg überragt, die ein kunstsinniger Berliner Fabrikant hinterlassen hat.

Nahebei liegt Treis-Karden. "Weinerlebnisbegleiterin" Lisa Möntenich hat die Wanderstöcke für den Buchsbaum-Wanderpfad im Gepäck, denn zwischen Karden und Müden können fast 300 Hektar wildes Immergrün durchwandert werden - steil bergauf, steil bergab, wie es an der Mosel so ist.

Informationen: Rheinland-Pfalz-Tourismus, Löhrstraße 103 - 105, 56068 Koblenz (Tel.: 0261/91 52 00)

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