Wandern in Osttirol: Defereggental:Eintauchen in die Stille

Einsame Gipfel, malerische Seen, viele Tiere und ein Dorf aus Steinhäusern, das ein wenig an Tibet erinnert - all dies finden Wanderer im Defereggental in Osttirol.

Stefan Herbke

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Wer gern nach Tibet möchte, aber keine Zeit für eine weite Reise hat, der muss nur über den Alpenhauptkamm fahren, dann kurz hinter Matrei in Osttirol rechts abbiegen ins Defereggental und von der Straße zum Stallersattel abzweigen zur Oberhausalm (1786 m).Dort öffnet sich ein kilometerlanges, von der Schwarzach durchflossenes Hochtal, in dem man bereits nach wenigen Metern eintaucht in eine ungewohnte Stille.Foto: Stefan Herbke

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Wer nur eine kleine Wanderung unternehmen will, der sollte dem Natur- und Kulturlehrweg Oberhauser Zirbenwald folgen. Auf der etwa einstündigen Wanderung erfährt man anhand von neun Schautafeln einiges über das "Leben im Gebirgsbach", die "Traditionelle Almwirtschaft" oder die "Vegetation der Lawinengassen" - und über den größten zusammenhängenden Zirbenbestand der Ostalpen, der sich auf den Hängen oberhalb der Oberhausalm ausbreitet.Foto: Stefan Herbke

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Der Talboden ist seit Jahrhunderten von Bergbauern genutzt und durch die Almwirtschaft geprägt. Auf halbem Weg zu den Jagdhausalmen passiert man die Untere Seebachalm (1890 m). Vor der Alm zahlreiche Kühe und - natürlich - ein großer Misthaufen.Foto: Stefan Herbke

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Selbst die alten Steinmauern, die einst mühsam aufgeschichtet wurden und die Wiesen trennten, sind noch gut erhalten.Wer noch mehr über Flora und Fauna erfahren möchte, der sollte sich einem der zwölf Nationalpark-Ranger anschließen. Etwa dem 34-jährigen Emanuel Egger, der seit dem Jahr 1993 im Nationalpark arbeitet und den Osttiroler Teil des Nationalparks so gut kennt wie andere vielleicht ihren Garten. Ihm entgehen kein Adler und kein Geier, die hoch oben am Himmel ihre Kreise ziehen.Im Nationalpark gibt es neben Gänsegeiern auch Bartgeier - mit einer Flügelspannweite von bis zu drei Metern übrigens die größten in den Ostalpen lebenden Greifvögel.Foto: Stefan Herbke

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Für farbliche Akzente in der saftig grünen Wiesenlandschaft sorgen ausgedehnte Almrosenfelder, die einen auf der kilometerlangen Wanderung hinein ins Schwarzachtal begleiten.Foto: Stefan Herbke

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Und schließlich, ganz weit hinten im Tal und mitten drinnen in dieser abgelegenen, rauen Landschaft, gleich nach der Verzweigung in Arven- und das zur Rötspitze (3495 m) ziehende Schwarzachtal, eine Ansammlung alter, komplett aus Steinen gemauerter Hütten.Wie der Fels in der Brandung stehen die Jagdhausalmen auf 2009 Meter Höhe hoch über der hier tief eingeschnittenen Schwarzach.Foto: Stefan Herbke

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Die Siedlung mit ihren 15 Steinhäusern und einer Kapelle zählt zu den ältesten Almen Österreichs und war vor 800 Jahren sogar ganzjährig bewohnt.Ein einmaliges Stück Kultur und Natur, das nicht zu Unrecht als Klein-Tibet bezeichnet wird. Im Jahr 1212 wurde die Siedlung erstmals urkundlich genannt. Die extreme Höhenlage und lange Winter sorgten allerdings dafür, dass die ganzjährige Nutzung bald aufgegeben wurde und bereits 1406 wird anstatt von Höfen nur noch von "alben" in diesem Bereich gesprochen.Heute werden die Almen Mitte Juni von Südtirol aus über das Klammljoch bestoßen und statt 37 Senner Mitte des 20. Jahrhunderts (damals wurden 50.000 Liter Milch verarbeitet) sind es nur noch etwa fünf Senner, die sich um rund 330 Jungrinder kümmern.Foto: Stefan Herbke

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Derzeit werden einige der alten Hütten renoviert, und auch Strom soll es bald geben.Foto: Stefan Herbke

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Nur wenige Minuten oberhalb der Jagdhausalmen versteckt sich hinter einem alten Moränenwall das kreisrunde und von Hochlandschilf gesäumte Pfauenauge.Foto: Stefan Herbke

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Statt auf ferne Gipfel richtet sich der Blick hier oben auf den Nahbereich, auf die unglaublich vielfältige Flora und Fauna. Und wer einen Moment stehen bleibt, der entdeckt auch schnell die Molche im Pfauenauge.Foto: Stefan Herbke

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Oberhalb der Jagdhausalmen beginnen schier endlose Wiesenhänge, die hinaufziehen auf namenlose oder unbekannte Erhebungen wie den Großen Reinhard.Berge, auf die sich nur alle paar Jahre eine Menschenseele verirrt, Täler, die mit jedem Meter einsamer werden, Bäche, die noch ungehindert plätschern dürfen - Natur pur.Die Schnittstelle von Rieserferner-, Venediger- und Lasörlinggruppe gehört zu den unberührtesten Landschaften der Ostalpen und ist Teil des 1834 Quadratkilometer großen Nationalparks Hohe Tauern.Foto: Stefan Herbke

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Der größte Nationalpark Mitteleuropas ist nicht überall so einsam wie im Bereich des Hinteren Defereggentales. Dafür gibt es Täler mit einer Länge und Weite, die man in den Ostalpen nicht vermutet hätte, mit den Jadhausalmen ein Gebirgsdorf wie aus dem Himalaya, und Tiere wohin man auch schaut. Kaum zu übersehen - und überhören - sind die vielen Murmeltiere, die sich im Nationalpark Hohe Tauern überaus wohl fühlen. Auskunft Osttirol Werbung, Albin-Egger-Str. 17, A-9900 Lienz, Tel. 0043/4852/65333, www.osttirol.com Nationalpark Hohe Tauern Tirol, Kirchplatz 2, A-9971 Matrei i. O., Tel. 0043/4875/5161-10, www.hohetauern.at Nationalparkregion Hohe Tauern Osttirol, Rauterplatz 1, A-9971 Matrei i.O., Tel. 0043/4875/652710, www.hohetauern-osttirol.at Landkarte Freytag&Berndt WK 123/Defereggen und Virgental, Maßstab 1:50.000 Führer Helmut Dumler: Osttirol Nord, Matrei - Kals - Virgen - Defereggen, Rother-Verlag, München, 6. Aufl. 2007. Fotos und Text: Stefan Herbke Hier geht es zurück zur interaktiven Karte! (sueddeutsche.de/lpr)

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