Tourismus in Birma:"Wir richten den Scheinwerfer auf dieses Land"

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Reisen in die Diktatur: Studiosus-Sprecher Frano Ilic über die aktuelle Lage und den Sinn einer Reise in ein unterdrücktes Land.

Katja Schnitzler

In Birma geht die Militärjunta nun gewaltsam gegen Demonstranten vor, die gegen das Regime aufbegehren. Wegen der politischen Lage ist das Land trotz seiner landschaftlichen und kulturellen Schönheit kein typisches Touristenziel, aber gerade Individual- und Studienreisende fliegen dennoch nach Birma. Ein Interview mit dem Studiosus-Sprecher Frano Ilic über die aktuelle Lage und den Sinn einer Reise in eine Diktatur.

Birma
:Land der Pagoden

Friedlicher Buddhismus und prächtige Tempel prägen das Land - aber auch der Opiumanbau und ein hartes Militärregime.

sueddeutsche.de: Marco Polo und Studiosus bieten auch in nächster Zeit zweiwöchige Reisen nach Birma an. Fahren Sie trotz des Aufstandes?

Frano Ilic: Nein, bis zum 15. Oktober sind alle Birma-Reisen abgesagt. Und in einer Woche entscheiden wir, ob die späteren Termine auch ausfallen müssen.

sueddeutsche.de: Werden den Kunden Alternativen geboten?

Ilic: Für die jetzt abgesagten Reisen bekommt man das Geld zurück. Für die Touren, die nach dem 15. Oktober beginnen, haben wir aber noch keine Regelung.

sueddeutsche.de: Die zwei Wochen in Birma werden als "Highlights mit Hintergründen" beworben. Wird nur die Kultur oder auch der politische Hintergrund beleuchtet, dass man sich in einem vom Militär beherrschten Land bewegt?

Ilic: Marco Polo arbeitet zwar mit einheimischen Scouts zusammen. Doch über Politik spricht man in solchen Ländern nicht. In privaten Runden kann man die politische Lage zwar ansprechen, aber dabei muss man sehr sensibel sein.

sueddeutsche.de: Sollte man überhaupt in eine Land reisen, in dem Militärmachthaber das Volk unterdrücken?

Ilic: Das ist eine sehr schwierige Frage, zu der es die verschiedensten Ansichten gibt. Unsere Auffassung ist, dass Öffentlichkeit und Begegnungen gut für so ein Land sind, dass wir den Scheinwerfer auf das Land richten. Allein der Kontakt mit der Bevölkerung bringt neue Ideen mit ins Land. Es bleibt eine individuelle Entscheidung, ob man in ein solches Land reisen will.

sueddeutsche.de: Wer reist denn nach Birma?

Ilic: Menschen, die neugierig auf dieses sehr schöne Land und die Leute dort sind. Sie wollen sich dort umsehen - und hier davon berichten.

sueddeutsche.de: Glauben Sie, dass sich durch diese privaten Berichte die Einstellung hier zu Birma ändert?

Ilic: Das ist zwar spekulativ, aber im kleinen Kreis kann man da sicher etwas bewirken. Manche Kunden engagieren sich nach der Heimkehr auch für nachhaltigen Tourismus.

sueddeutsche.de: Und engagiert sich ihr Unternehmen auch für und in Birma?

Ilic: Mit der Stiftung studiosus-foundation.org unterstützen wir Projekte weltweit, in Birma schon sehr lange die Klosterschule Phaung Daw Oo mit 6500 Schülern. Dieses Jahr haben wir einen neuen Schulgarten mitfinanziert. Wir wollen ganz konkret helfen und sehen, was mit unserem Geld geschieht. Die Studiosus-Kunden besuchen die Projekte auch. Aber natürlich können wir nie ganz ausschließen, dass etwa aus Hotels Gelder an die Militärregierung fließen.

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