Texas:"Wer sich weigert, ist Europäer"

Lesezeit: 3 min

In Texas gibt es nicht nur Cowboys und Steaks sondern auch: Springende Delfine, grüne Wiesen und Tanzübungen am Touristenschiff.

Wer an Texas denkt, dem kommen meist Cowboys, Steaks und Wüstenlandschaften in den Sinn. Saftig grüne Wiesen, springende Delfine und bildende Kunst haben die meisten erst einmal nicht auf der Rechnung.

Und doch bietet der nach Alaska zweitgrößte Bundesstaat der USA auch all das. Vor allem an der Küste des Golfs von Mexiko präsentiert sich Texas ausgesprochen grün.

Selbstverständlich gibt es aber auch jede Menge Cowboys. Zu sehen bekommt man sie zum Beispiel auf der "Texas Ranch Life" nahe Bellville, eineinhalb Autostunden von Houston entfernt. Wer dort morgens auf die Veranda tritt, kann dem Schwalbenorchester lauschen, während sich der Horizont rot färbt. Monströse Eichen umstellen die Viehgatter, und im grünen Gras schlagen die Grashüpfer Purzelbäume.

Am Abend versammelt sich die Nachbarschaft zum Barbecue. Eine kleine Combo spielt Countrymusik. Die Steaks gehören zu den größten, die man je gesehen und nur halb verspeist hat. An die Männer mit den zu großen Hüten gewöhnt man sich ebenso schnell wie an das Klacken der Sporen an ihren Stiefeln.

Was anfangs wie ein Karnevalskostüm wirkt, wird rasch zum Normalfall, und auch viele Touristen gehen bald in einen Western-Shop, um sich mit Cowboyhüten einzudecken.

Anderes Universum

Wer diese friedliche "Unsere-kleine-Farm"-Welt wieder verlässt und sich in Richtung Houston aufmacht, scheint die Universen zu wechseln.

Auf den ersten Blick wirkt die Metropole zwar wie eine x-beliebige amerikanische Großstadt, die man nur mit dem Auto erkunden zu können meint und in der sich Häuserschlucht an Häuserschlucht reiht. Für Kunstinteressierte jedoch hält die Stadt einige Höhepunkte bereit.

Dazu zählen das Museum of Fine Arts und sein Erweiterungsbau sowie der auf der anderen Straßenseite gelegene Skulpturenpark, in dem Werke von Künstlern wie Giacometti, Rodin und Matisse träge in der Sonne stehen. Noch ruhiger als dort geht es in der "Rothko Chapel" zu. Der Maler Mark Rothko schuf hier einen seiner meditativen Räume.

Seine düsteren Bildnisse machen den Ort zum fast sakralen Kunstwerk. Eine halbe Autostunde von der Innenstadt entfernt, erstreckt sich das Space Center Houston - für Raumfahrtliebhaber ein Muss. Auf die Tatsache, dass das erste auf dem Mond gesprochene Wort der Name ihrer Stadt war, sind viele Menschen hier heute noch stolz: "Houston, hier Tranquillity Base. Der Adler ist gelandet", funkte Neil Armstrong am 20. Juli 1969 zur Erde.

"Houston, wir haben ein Problem"

Bekannter ist aber wohl der Ausspruch des Apollo-13-Kommandanten James Lovell an sein Kontrollzentrum: "Houston, wir haben ein Problem." Die alte "Mission Control" ist Teil der Besichtigungstour, die viele Besucher aber eher enttäuscht: Mit einer kleinen Bahn werden sie über das Gelände kutschiert.

In Corpus Christi fahren die Einheimischen in ihren Pickups bis zum Strand. Der Ort ist ein Paradies für Surfer, denn windig scheint es dort immer zu sein. Über dem Port Aransas, gegenüber der Bucht von Corpus Christi gelegen, ist der Himmel unwahrscheinlich blau.

Pelikane landen in Reichweite, und bei Bootsausflügen sieht man nach eine Weile die ersten Delfine übers Wasser springen.

In Corpus Christi liegt auch der Flugzeugträger "USS Lexington" wie ein riesiger Wal im Wasser. Die 1943 in Betrieb genommene und erst 1991 endgültig ausgemusterte "Lexington" hat die längste Dienstzeit eines US-Flugzeugträgers überhaupt auf dem Buckel. Heute ist das Schiff ein Museum. Ken führt Besucher aus Deutschland umher.

Lange war er selbst bei der Marine und zeigt nun Gruppen die Kabinen der Matrosen, den Motorenraum und das Zahnarzt-Behandlungszimmer.

Auch wem eher nach Feiern zu Mute ist, kommt nicht zu kurz. In den Western-Clubs von Corpus Christi herrscht ausgelassene Fröhlichkeit.

Die klimatisierte kalte Luft riecht nach Bier und Zigaretten. Auf dem Parkett drehen sich Paare aller Altersklassen eng an eng umeinander.

Rasant geht es auch am Vergnügungsviertel Kemah Boardwalk zu, der sich zwischen Houston und Galveston ausbreitet.

Mit dem Schnellboot rasen die Besucher übers Wasser. Zu martialischen Rockklängen kurvt das Boot seine Passagiere schwindlig.

Wer sich weigert, ist Europäer

Und als wäre das nicht schon genug, versuchen zwei Frauen auch noch die Fahrgäste zu animieren, indem sie aerobicähnliche Tanzübungen vorführen, die bitte alle an Bord nachmachen sollen. Wer sich weigert, ist in jedem Fall Europäer.

Die Kirmes an Land bietet Schiffschaukel, Kettenkarussell und andere Fahrgeräte, und in den Restaurants rund um den Boardwalk werden dann wieder Steaks serviert, die einfach nur größenwahnsinnig erscheinen. Deutsche werden in Texas meist gleich gut gelaunt integriert - nicht wenige Texaner haben deutsche Vorfahren.

Mit einer offenen, zuweilen etwas rustikalen Art der Weltanschauung empfangen sie ihre Gäste. Zum Abschied gibt's noch einen Aufkleber geschenkt: Neben der texanischen Flagge steht "Don't mess with Texas" ("Leg' Dich nicht mit Texas an"). Kaum ein Tourist hat die geringste Veranlassung dazu.

Informationen: Texas Tourism, c/o Mangum Management, Sonnenstraße 9, 80331 München (Broschüren-Tel.: 089/23 66 21 66, E-Mail: texas@aviarepsmangum.com), Internet: www.traveltex.com.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: