Städtereisende wollen vieles erleben, am besten aber Orte entdecken, die nicht in jedem Reiseführer oder jeder App zu finden sind. Wer könnte besser durch die Stadt führen als jemand, der dort wohnt oder zumindest eine ganze Weile gelebt hat? Süddeutsche.de hat SZ-Korrespondenten in europäischen Metropolen gebeten, "ihre" Stadt anhand eines Fragebogens zu präsentieren. Klaus Brill weiß die richtige Straßenbahnlinie für eine Stadtrundfahrt, welchen Imbiss Sie sich unterwegs sparen können und mit welcher Attitüde Deutsche in Prag besser nicht auftreten sollten.
Was macht Prag aus?
Prag ist ein ideales Ziel für Kulturtouristen. Wie in wenigen anderen Städten Europas ist das historische Zentrum als komplettes Ensemble erhalten und gut restauriert. Man reist in die Geschichte und sollte sich darauf auch konzentrieren.
Diese Sehenswürdigkeit dürfen Sie nicht verpassen:
Die Burg mit dem Veitsdom auf dem Berg Hradschin, das größte geschlossene Burgareal der Welt.
Was ist noch sehenswerter - doch nur wenige Urlauber wissen davon?
Die Bibliothek des Klosters Strahov versammelt nicht nur jahrhundertealte Unikate, Drucke, Handschriften, Stiche und Landkarten. Der "Theologische Saal" und der "Philosophische Saal" sind zudem mit Fresken aus dem 18. Jahrhundert dekoriert.
Welches Viertel sollte man unbedingt besuchen?
Die Kleinseite, denn dort ist es still, auch wenn die Trampelpfade des Tourismus nicht weit entfernt sind.
Den schönsten Blick auf Prag ...
... haben Sie vom Kloster Strahov aus.
Das können Sie sich in Prag sparen:
Die Karlsbrücke ist völlig überlaufen und lohnt nicht mehr als einen kurzen Besuch.
Hier finden Sie Klaus Brills Empfehlungen für Essen und Trinken, für den kleinen Imbiss zwischendurch und für Ihren Weg durch die Stadt.
So kommen Sie durch die Stadt:
Mit der Straßenbahn.
Damit sollten Sie unbedingt fahren:
Die Straßenbahn Linie 22 bringt Sie durch alle Epochen der Stadtgeschichte bis hin zum sozialistischen Plattenbau.
Steigen Sie bloß nicht ...
... in ein Taxi ohne Firmenschild auf der Tür.
Wenn Sie hungrig sind, probieren Sie unbedingt:
Ein echtes tschechisches Bier und ein paar Gerichte der böhmischen Küche.
Das schönste Café:
Café Louvre, in diesem Ambiente saß schon Kafka mit seinen Freunden. Große Tradition hat auch das Café Slavia.
Das beste Restaurant:
Die Degustation Bohème-Bourgeoise in der Altstadt, seit neuestem mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Teuer, aber unerreicht. Empfehlenswert wegen des böhmischen Menüs mit acht Gängen und acht verschiedenen mährischen Weinen.
Der Imbiss für unterwegs:
Traditionelle Wegzehr ist eine fette Knackwurst, wir raten aber davon ab.
Wo der Abend in Prag beginnt, wie es weitergeht und wo Fettnäpfchen warten.
Typisch für das Nachtleben in Prag ist ...
... ein kleiner Zug durch mehrere Kneipen im historischen Zentrum.
Hier beginnt der Abend:
Mit einem böhmischen Abendmahl mittlerer Preisklasse, zum Beispiel im großen Gastraum des "Olympia" in der Nähe der Trambahnhaltestelle Ujezd.
Dann ziehen Sie weiter ...
... ins Wirtshaus " U zavesenyho kafe" (Zum aufgehängten Kaffee) am Burgberg, Uvoz 6.
Hier wollen alle rein:
Das Brauereirestaurant " U Fleku" ist eine Traditionskneipe.
Dabei ist es hier viel besser:
"U Zlateho Tygra" (Zum goldenen Tiger) unweit der Karlsbrücke.
Dies ist der beste Platz für den Sonnenaufgang:
Die Karlsbrücke, mit Blick auf den Burgberg.
Mit diesem Satz kommen Sie überall zurecht:
"Prominte, ze nemluvim cesky, mluvite anglicky nebo nemecky?" (Entschuldigen Sie, dass ich kein Tschechisch spreche, sprechen Sie englisch oder deutsch?)
Darüber spricht man in Prag:
Korruption, politische Enttäuschung, Eishockey.
Vorsicht, Fettnäpfchen!
Geben Sie als Deutsche/r oder Österreiche/r bloß keine Tipps, was man in Tschechien alles besser machen könnte.
Näheres zu Klaus Brill, dem Autor der Prag-Tipps:
Klaus Brill gehört seit 1983 der Redaktion der Süddeutschen Zeitung an und war für sie als Korrespondent in Frankfurt, Hamburg, Rom und Washington tätig. Vier Jahre leitete er danach in München die Reportage-Redaktion ("Seite Drei"). Seit 2005 lebt er in Prag und berichtet von dort aus über Mittel- und Südosteuropa. Im Wiener Picus-Verlag erschien in der Reihe "Lesereisen" aus seiner Feder je ein Buch über Prag ("Auf der Karlsbrücke nachts um halb eins") und über Tschechien ("Leise schlägt das Moldau-Herz").
Lesen Sie auch die anderen Städtetipps von SZ-Korrespondenten für Istanbul, Paris, Tel Aviv, Stockholm Moskau, Warschau, Madrid, Zürich und Rom.